Gnadenlose Jagd
Herz gewachsen.«
Ihre Wut ließ etwas nach, als sie ihn anschaute. Robert war ihr Freund, sie konnte ihn nicht für Cranes Entscheidungen verantwortlich machen. »Ja, ich weiß«, sagte sie. »Aber du bist CIA-Agent und verpflichtet, Cranes Befehlen Folge zu leisten. Es fällt mir schwer, das zu vergessen.«
»Dann streng dich ein bisschen an. Was kann ich für dich tun?«
»Ich weiß nicht. Ich muss erst nachdenken. Wo ist Frankie?«
»Sie ist noch im Stall, mit Kilmer.«
Sie erstarrte. »Was?«
»Er ist in den Stall gekommen, nachdem du gegangen bist, und meinte, er würde es übernehmen, dein Pferd zu versorgen. Anstandshalber hab ich versucht abzulehnen, aber du weißt ja, dass ich eigentlich nichts für Pferde übrig habe. Ich wusste, dass Frankie bei ihm in Sicherheit sein würde, und er schien sich auszukennen.«
Sie nickte. »Ja, er kennt sich mit Pferden aus.« Aber sie wollte nicht, dass Frankie mit ihm zusammen war, verdammt. Sie wusste, wie unwiderstehlich dieser Scheißkerl sein konnte, und sie wollte nicht, dass Frankie unter seinen Einfluss geriet.
Robert musterte ihr Gesicht. »Ich hatte den Eindruck, dass es ganz in Ordnung war. Sie ist doch bei ihm in Sicherheit, oder? Ich hab heute Morgen mit einem Kumpel in Washington telefoniert und Kilmer überprüfen lassen. Die haben nicht viel über ihn, aber Stolz hatte gehört, dass Kilmer früher bei der Firma ein hohes Ansehen genoss.«
Sie schaute ihn an. »Früher?«
»Er hat die Zusammenarbeit mit der CIA vor acht Jahren aufgekündigt.«
»Wie bitte?«
»Das wusstest du nicht?«
»Nein, das Einzige, was ich über ihn wissen wollte, war, dass er aus meinem Leben verschwunden war. Dafür hat die CIA gesorgt. Sie haben mir dich zur Seite gestellt und mir eine neue Identität gegeben.« Sie warf einen sehnsüchtigen Blick in Richtung Stall. Am liebsten wäre sie hineingerannt, aber sie musste erst ihre Fassung zurückgewinnen, ehe sie wieder mit Frankie zusammentraf. Sie war immer noch stinkwütend auf Crane, und sie wollte auch nicht, dass Frankie spürte, wie dringend sie Kilmer von ihr fernzuhalten versuchte. Am besten, sie blieb bei Robert, bis sie sich beruhigt hatte. »Was treibt Kilmer denn jetzt?«
»Keine Ahnung. Du kennst ihn doch ziemlich gut. Vielleicht hast du ja eine Idee. Was kann er denn am besten?«
Alles, was er sich in den Kopf setzte. Sie war noch nie einem Menschen begegnet, der so geschickt darin war, Situationen im Sinne seiner eigenen Interessen zu manipulieren. Er war der geborene Kommandeur, und die Loyalität, die seine Leute ihm entgegenbrachten, grenzte an Fanatismus. »Als ich ihn kennenlernte, leitete er eine Spezialeinsatztruppe der CIA. Seine Spezialität waren Guerilla-Überfälle und schwierige Operationen. Die CIA hat ihn immer dort eingesetzt, wo die üblichen Kommandotrupps überfordert gewesen wären.«
Robert pfiff durch die Zähne. »Beeindruckend.«
Ja, das hatte sie auch gedacht, als sie Kilmer zum ersten Mal begegnet war. Er hatte eine zurückhaltende, lässige Art gehabt, aber das änderte nichts an seiner Dominanz. »Hin und wieder hat North einen Agenten zu ihm geschickt, der Erfahrung sammeln sollte.«
»Dich zum Beispiel?«
»Mich zum Beispiel.«
»Und wie war das?«
»So berauschend wie Whiskey pur. So gefährlich wie ein Hochseilakt über dem Grand Canyon. Er wusste genau, was er tat, und er hat uns alle mitgerissen. Ich war damals erst dreiundzwanzig, und er war für mich so was wie ein Übermensch. Ich hab mich fast genauso blenden lassen wie alle anderen.«
»Aber du hast es überwunden.«
»Ja, das habe ich allerdings.« Sie konnte nicht länger warten. Sie musste Frankie von Kilmer weglotsen. »Ich gehe Frankie holen. Warte hier, du kannst dich von ihr verabschieden, wenn wir rauskommen.«
»Immer mit der Ruhe. Freiwillig werde ich mich nicht von euch beiden trennen, da müssen sie mich schon holen kommen.«
»Du hast einen Job, Robert, den solltest du nicht aufs Spiel setzen. Dafür habe ich Verständnis.« In der Stalltür drehte sie sich noch einmal um und fügte zerknirscht hinzu: »Wenn ich nicht gerade vor Wut platze.«
Kaum hatte sie den Stall betreten, hörte sie Frankies Stimme. »Darling ist mein Lieblingspferd. Eigentlich ist es nicht fair, Lieblinge zu haben, aber Darling ist ein Geschenk von Charlie, und Mom sagt, manche Pferde haben eine sehr sensible Wahrnehmung.«
»Da hat sie bestimmt recht«, sagte Kilmer. »Sie kennt sich sehr gut mit Pferden aus. Und
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