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Gnadenlose Jagd

Gnadenlose Jagd

Titel: Gnadenlose Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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denen du mir erzählt hast? Von denen du gesagt hast, dass sie wie Blitz und Donner sind?«
    »Ja.«
    »Aber dann bist du nie auf einem von ihnen geritten … Ich hab über die beiden Pferde nachgedacht. Weiße Pferde sind wunderschön. Hast du schon mal von dem trabenden weißen Mustang gehört?«
    »Nein.«
    »Niemand weiß, ob es den Mustang wirklich gibt oder ob er eine Legende ist, aber er wurde schon überall von den Rocky Mountains bis zum Rio Grande gesehen. Manche behaupten, er hätte einem kleinen Mädchen, das sich verirrt hatte, das Leben gerettet.«
    »Du weißt eine Menge über berühmte Pferde, was?«
    »Na klar. Mom hat mir viel über sie erzählt, und als ich sechs war, hat sie mir ein Buch gegeben, wo Geschichten über Pferde drinstehen. Eine meiner Lieblingsgeschichten ist die über Shotgun. Er war nur ein kleines Pony, aber er hat sich in ein schäumendes Meer gewagt, um ein Rettungsboot voller Schiffbrüchiger aus dem Wasser zu ziehen. Und dann gab es noch Bucephalus.«
    »Wie bitte?«
    »Hab ich das richtig ausgesprochen? Das war der schwarze Hengst von Alexander dem Großen. Alexander hat sogar eine Stadt nach ihm benannt. Ist das nicht cool?«
    »Sehr cool.«
    »Und keiner weiß, wie die Stute von Paul Revere hieß. Manche glauben, sie hieß Brown Beauty. Aber ich finde, sie war genauso heldenhaft wie Paul Revere. Schließlich war sie es, die …«
     
    Am Abend folgte Blockman Kilmer nach dem Essen auf die Veranda. »Stolz sagt, Nevins könnte die undichte Stelle sein.«
    »Der Computerfreak?«
    Blockman nickte. »Es ist durchaus möglich. Stolz meinte, er würde sich weiter umsehen, ob er was Genaueres rausfindet, und sich morgen wieder melden. Aber es ist nicht dringend, oder? Es gibt doch nichts, was durchsickern kann. North weiß nicht, wo wir sind.«
    »Doch, es ist dringend. Jeder, der nach Grace und Frankie sucht, macht es dringend.«
    »Ich rufe Stolz jeden Abend an.« Blockman wechselte das Thema. »Ich hab Sie heute Morgen mit Frankie zusammen gesehen. Großartiges Mädchen, nicht wahr?«
    Kilmer nickte.
    Blockman lachte leise vor sich hin. »Ich nehme an, Sie wollen sich nicht näher darüber auslassen.« Sein Blick wanderte in die Ferne. »Mir liegt hier ein bisschen zu viel Spannung in der Luft. Ich gehe mal rüber zur Baracke, vielleicht sind ja gerade ein paar von Ihren Leuten beim Pokerspielen.«
    Spannung. Da hatte er verdammt recht, dachte Kilmer, als er Blockman nachsah. In letzter Zeit war sein ganzes Leben von Spannung bestimmt. Spannung wegen Marvot, wegen der Zwei, wegen Grace.
    Aus dem Wohnzimmer war Musik zu hören. Frankie spielte eine Sonate. Wunderschön. Sie spielte fast jeden Abend, wenn sie nicht gerade komponierte. Kilmer hatte sich daran gewöhnt, allein draußen auf der Veranda zu sitzen und zuzuhören, bis sie ins Bett ging. Er würde gern ihr Gesicht sehen, wenn sie spielte, aber es fiel ihm immer schwerer, nicht zu  –
    »Frankie möchte wissen, ob sie dich womöglich verscheucht.«
    Er drehte sich um und sah Grace in der Tür stehen. »Wie bitte?«
    »Sie ist nicht dumm. Ihr fällt alles Mögliche auf. Du gehst nach dem Abendessen immer nach draußen. Sie denkt, vielleicht sollte sie nicht so viel spielen, wenn es dich stört.«
    »Natürlich soll sie spielen. Ich werde morgen mit ihr reden.«
    Sie zögerte. »Ihr redet ziemlich viel miteinander, nicht wahr?«
    Er lächelte wehmütig. »Wahrscheinlich versuche ich, Versäumtes nachzuholen. Auch wenn ich mir nicht einbilde, dass das möglich wäre.«
    »Nein, das ist nicht möglich.« Sie schluckte. »Deswegen war ich einverstanden, dass du sie besser kennenlernst. Du ahnst gar nicht, was du verpasst hast.«
    »Doch.« Er schaute sie an. »Aber du könntest mir ein bisschen erzählen. Wann ist dir klar geworden, dass Frankie kein normales Kind ist?«
    »Ich weiß nicht. Als sie drei war, glaub ich. Da hat sie Charlies altes Klavier im Wohnzimmer entdeckt. Aber auch schon vorher schien sie immer auf etwas zu lauschen, was wir nicht hören konnten. Und dann hat sie rausgefunden, dass das, was in ihr war, aus ihr herausbrechen konnte. Charlie und ich waren wie vom Donner gerührt. Wir wussten erst gar nicht, wie wir damit umgehen sollten. Irgendwann hab ich mir dann gesagt, was für andere Leute außergewöhnlich ist, ist für Frankie eben ganz natürlich. Und ich habe beschlossen, es zu akzeptieren und dafür zu sorgen, dass sie mit ihrem Talent und ihrer besonderen Begabung ein glückliches Leben

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