Gnadenlose Jagd
hat vier Jahre gedauert, bis Marvot ihn ausfindig gemacht hat. Aber Burton hatte den Motor nicht in seinem Besitz, den hatte er längst irgendwo in der Wüste versteckt.«
»Und Marvot hat ihn nicht gezwungen, ihm das Versteck zu verraten?«
»Nein, Burton ist bei einem Fluchtversuch ums Leben gekommen. Aber vorher ist es Marvot mit Hilfe von Folter gelungen, ihm ein paar Informationen zu entlocken. Zum Beispiel, dass Burton den Motor irgendwo in der Nähe der Oase vergraben hatte und dass er die Zwei darauf abgerichtet hatte, ihn zu finden.«
»Die Zwei?«
»Sie wurden geboren, während Burton auf der Flucht war – eine Stute und ein Hengst. Er hat sie so abgerichtet, dass sie nur einen einzigen Reiter dulden und jeden außer ihm, der sie zu reiten versucht, zu Tode trampeln. Und offensichtlich, dass sie den Weg zu seinem Schatz finden. Muss eine komplizierte Angelegenheit gewesen sein, denn er hat ihnen beigebracht, nur gemeinsam zu dieser Stelle zu gehen. Auf diese Weise würde der Motor nie gefunden werden, falls jemand eins der Pferde stehlen oder töten sollte.«
»Und deswegen sucht Marvot nach jemandem, dem es gelingt, die beiden zu reiten?«
»Du hast sie ja erlebt. Sie lassen sich von niemandem reiten. Marvot hat die Wahl: Entweder er riskiert, dass sie getötet werden, oder er findet jemanden, den sie als Reiter akzeptieren. Er hat es schon mit Drogen und Medikamenten versucht, mit allen möglichen Pferdetrainern, aber sobald jemand in den Sattel von einem der beiden steigt, erstarrt es und rührt sich nicht mehr von der Stelle. Oder es versucht, den Reiter zu töten. Und die Biester geben nicht auf. Eins der beiden Pferde wäre beinahe ums Leben gekommen, ehe es Marvot gelungen ist, den Reiter aus dem Sattel zu zerren.«
»Merkwürdig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Marvot das alles glaubt.«
»Er glaubt es, verlass dich drauf. Er kann sich nicht vorstellen, dass Burton unter seiner Folter gelogen haben könnte. Seit zehn Jahren sucht er die Wüste nach dem Versteck ab. Aber er ist tatsächlich überzeugt, dass die Zwei es finden können.«
»Wie hast du das alles rausgefunden?«
»Ich beschäftige mich seit acht Jahren mit dieser Sache. Donavan hat ein paar Quellen in Washington angezapft, von denen ich einiges in Erfahrung bringen konnte. Ich habe in der Wüste nach dem Nomadenstamm gesucht, dem Burton sich angeschlossen hatte, und ich habe ihn tatsächlich gefunden. Der Scheich ist ein interessanter Mann, aber nicht sehr mitteilungsfreudig. Erst nachdem ich ein halbes Jahr mit dem Stamm verbracht hatte, fasste er allmählich Vertrauen zu mir.«
»Was ist mit der Landkarte, die du Marvot gestohlen hast?«
»Den Beutel, in dem sie steckte, hat Marvot Burton abgenommen, nachdem er ihn geschnappt hatte. Sie ist sehr ungenau, wahrscheinlich von Burton so beabsichtigt. Immerhin hatte er ja die Zwei, er brauchte also nur die ungefähre Richtung zu wissen. Die Karte bezeichnet nur die Gegend im Umkreis von etwa hundertzwanzig Kilometern um die Oase herum, wo Marvot seit zehn Jahren nach dem Versteck sucht. Verdammt, es kann überall sein, vor allem wenn du bedenkst, dass die Dünen wandern und bei jedem Sturm ihre Form ändern. Wahrscheinlich hat Burton die Zwei deswegen darauf abgerichtet, das Versteck zu finden, denn er wird gefürchtet haben, dass er nach zwei Jahren selbst nicht mehr in der Lage sein würde, es ausfindig zu machen.« Er zuckte die Achseln. »Aber als ich Marvot die Landkarte gestohlen hab, hatte ich mir mehr davon versprochen.«
»Könnte Marvot nicht einen Metalldetektor benutzen oder mit Hilfe von Luftaufnahmen nach dem Versteck suchen?«
»Das sollte man annehmen. Aber Burton muss eine Möglichkeit gefunden haben, alle äußerlichen Merkmale zu tarnen. Er war zweifellos ein Genie.«
»Marvot hat also nichts als die Pferde. Kein Wunder, dass er sie so sorgsam hegt und pflegt.«
»Tja, sie könnten ihn immerhin zu einem der mächtigsten Männer der Welt machen.«
»Vorausgesetzt, dass die Pferde ihn wirklich zu diesem Motor führen können.« Sie schaute Kilmer in die Augen. »Hältst du das für möglich?«
Er hob die Schultern. »Der Scheich hat behauptet, dass es stimmt. Ich glaube, ich würde es auch versuchen, wenn es um eine so bedeutsame Sache ginge. Andererseits weiß ich nicht viel über Pferde. Was meinst du?«
Sie runzelte die Stirn. »Ich weiß, dass Wildpferde über einen Instinkt verfügen, der sie im Wechsel der Jahreszeiten immer wieder an
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