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Gnadenthal

Gnadenthal

Titel: Gnadenthal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Hörnchen und eine Schale Butter hin und goss zwei Becher Kaffee ein. An ihrem nippte sie nur kurz, dann holte sie einen großen Klumpen aufgegangenen Hefeteig aus dem Nebenraum, klatschte ihn auf den Tisch, bestäubte ihn großzügig mit Mehl und fing energisch zu kneten an.
    «Und du bist wieder allein», stellte sie nüchtern fest.
    Haferkamp verschluckte sich fast an seinem Kaffee. «Woher weißt du das?»
    «Die Stadt ist klein.»
    Er nickte und lächelte. «Ja, ich bin wieder frank und frei, und ich fühle mich sehr wohl dabei.»
    Sie murmelte irgendetwas, teilte den Teig in Portionen und legte sie auf ein Backblech.
    «Bist du dir da sicher?», fragte sie, während sie sich am Spülbecken die Hände wusch. «Vor der Entscheidung habe ich auch mal gestanden vor, na, zwanzig Jahren, vielleicht nicht ganz so lang. Aber dann habe ich mir gedacht: Der Spatz in der Hand … du weißt schon. So schlecht bin ich gar nicht damit gefahren, letztendlich.»
    «Monika und ich sind aber nicht gut miteinander gefahren.»
    «Willst du ein Spiegelei?»
    Haferkamp schüttelte den Kopf, aber sie stellte schon die Pfanne auf den Herd. «Eure Generation weiß mir ein bisschen zu genau, was richtig und was falsch ist. Immer seid ihr so fix dabei mit Trennung und Scheidung und Selbstverwirklichung. Und dann steht ihr auf einmal ganz alleine da. Und ich sag dir, im Alter ist das gar nicht schön. Da mach ich doch lieber ein paar Kompromisse, muss ich sonst ja auch.» Sie hielt plötzlich inne und lauschte. Nebenan schlug eine Tür.
    «Ich glaube, meine Truppe rückt an, genug gequasselt.»
    Haferkamp trank den letzten Schluck Kaffee im Stehen und schnappte sich noch ein Hörnchen.
    «Und sieh zu, dass wieder ein bisschen Schwung in deine Bande kommt, ihr seid doch hier nicht auf Exerzitien.»
     
    Im Speisesaal hatten sich fast alle zum Frühstück eingefunden. Haferkamp nickte grüßend und ging weiter. Er wollte noch eine Kleinigkeit an seinem PISA-Song ändern.
    «Martin, warte mal!» Dagmar kam ihm nachgelaufen.
    «Was ist denn?»
    «Ich habe mich dir gegenüber gestern wirklich schofel benommen», sagte sie zerknirscht. «Das tut mir Leid, wirklich, ich …»
    «Schon gut. Jetzt frühstücke erst mal, wir reden später darüber.»
    «Aber …»
    «Ehrlich, Dagmar, ist schon gut.» Damit ließ er sie stehen, hörte aber noch, wie sie mit dem Fuß aufstampfte – «Mist!».
     
    «Mensch, Bylle, es dürfte doch klar sein, worum es in meinem Sketch geht», ereiferte sich Dagmar eine knappe Stunde später. «Jeder Fundamentalist, egal, welcher Couleur, hat den Kontakt zur Realität verloren und ist schlicht krank im Kopf. Diese hier sind außerdem noch eine Bande von Chauvis und Frauenunterdrückern.»
    «Ja, ja, schon klar, nur …»
    Aber Dagmar war richtig in Fahrt. «Als ich neulich in Holland war, habe ich diesen antiislamistischen Film von Theo van Gogh gesehen. Er spricht von der 5. Kolonne der Ziegenficker, und ich habe mir überlegt, ich hätte gern ein paar lebende Ziegen auf der Bühne mit Schildern am Hintern, auf denen steht: Zur gefälligen Benutzung durch unsere fundamentalistischen Freunde.»
    «Bist du verrückt geworden?» Möller sprach ausnahmsweise einmal so laut, dass man ihn auf Anhieb verstand.
    «Keineswegs, lieber Jörg. Also, was ist jetzt mit den Ziegen?»
    Frieder wand sich. «Das musst du mit Johanna besprechen.»
    «Die ist aber nicht da!», pfiff Dagmar ihn an.
    Er zog nur kurz die Brauen hoch. «Dagmar, wenn wir deinen Sketch so lassen, überschreiten wir eindeutig eine Grenze. Den bringt das Fernsehen nie und nimmer.»
    «Was ist denn das für ein Scheißargument?», mischte sich Haferkamp ein. «Sind wir jetzt schon unsere eigene Zensur? Sagen wir nur noch, was gerade opportun ist? Wo bin ich denn hier?»
    «Also, ich finde den Sketch ja irgendwie gut», meldete sich Walterfang leise, «aber ich versteh auch, was Frieder meint.»
    «Schnickschnack», schnitt Dagmar ihm das Wort ab. «Für die männlichen Rollen stelle ich mir Kai, Frieder und Martin vor, die Muselmanin könnte Patricia übernehmen, sie ist ja ein dunkler Typ. Wann kommt sie denn nun?»
    «Heute Abend», antwortete Frieder.
    «Gut, dann springe ich so lange ein. Lasst uns eine Leseprobe machen.»
    «Jetzt warte doch», hielt Sibylle sie zurück. «Dieses Ding ist mir viel zu starker Tobak. Da mach ich nicht mit. Ich habe keine Lust, wie Salman Rushdie den Rest meines Lebens im Untergrund zu verbringen.»
    «Vorschlag zur

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