Gnadentod
nur da gesessen, und er will nicht sagen warum. Er weigerte sich, mit mir auch nur ein Wort zu reden. Es ist mir gelungen, ihn ins Flugzeug zu schaffen und zurück nach L. A. zu bringen. Er versäumt alle möglichen Prüfungen, aber das ist mir scheißegal. Ich hätte gern, dass Sie mit ihm reden. Bitte.«
» Weiß Stacy Bescheid?«
»Ich wusste, dass Sie sich Gedanken machen würden, Rivalität unter Geschwistern oder so, deshalb habe ich sie gefragt, ob Eric zu Ihnen kommen könnte, und sie sagte klar - wenn Sie das überprüfen möchten, hole ich sie an einen zweiten Apparat.«
Seine Stimme klang gepresst - ein Mann, der gegen einen unerbittlichen Gegner kämpfte.
»Nein, es ist schon in Ordnung, Richard«, sagte ich. »Haben Sie Eric von einem Arzt untersuchen lassen?«
»Nein, er hatte keinen einzigen Kratzer. Ich mache mir nur Sorgen um seinen psychischen Zustand. Könnten wir das so schnell wie möglich hinter uns bringen? Das ist nicht der Eric, den ich kenne. Er war immer der … seine Leistungsfähigkeit war immer da. Was immer zum Teufel hier vorgeht, es gefällt mir ganz und gar nicht. Wann können Sie es einrichten?«
»Bringen Sie ihn heute Nachmittag vorbei. Aber lassen Sie ihn bitte vorher von einem Arzt untersuchen. Nur damit wir sicher sein können, dass wir nichts übersehen haben.«
Er schwieg einen Moment. »Klar. Ganz wie Sie wollen. Gibt es irgendwelche besonderen Tests, die wir Ihrer Ansicht nach machen lassen sollten?«
»Lassen Sie ihn auf Kopfverletzungen, Fieber und akute Infektionen untersuchen.«
»Gut, gut - um wie viel Uhr?«
»Ich denke, vier Uhr wäre gut.«
»Das sind noch fast vier Stunden.«
»Rufen Sie mich an, wenn der Arzt früher fertig wird. Ich bleibe in der Nähe. Wo ist Eric jetzt?«
»Hier in meinem Büro, im Konferenzzimmer. Eine meiner Angestellten leistet ihm Gesellschaft.«
»Er hat nichts gesagt, seit Sie ihn gefunden haben?«
»Nicht ein Wort, er sitzt nur da - das ist so verdammt neurotisch, aber genauso hat Joanne es auch gemacht. Am Anfang, als sie sich zurückzog.«
»Wenn Sie Eric anfassen oder ihn bewegen, wie ist dann sein Muskeltonus?«
»Gut, er ist nicht katatonisch oder irgendwas in der Art. Er sieht mir in die Augen, ich weiß genau, dass er bei sich ist. Er will bloß nicht mit mir reden, er schließt mich aus. Mir gefällt das überhaupt nicht. Noch etwas: Ich will nicht, dass Stanford etwas davon erfährt und ihn dann als beschädigte Ware ansieht. Der Einzige, der bis jetzt Bescheid weiß, ist der junge Chinese, sein Zimmergenosse, und ihm machte ich klar, dass es in unser aller Interesse ist, das Ganze nicht an die große Glocke zu hängen.«
Er legte auf.
Milo betrat den Raum. Auf dem Weg zum Schreibtisch, zog ein Detective ein Stück Papier aus dem Faxgerät und reichte es ihm.
»Sieh dir das an«, sagte er. »Eine weitere Mitteilung von Agent Fusco. Hartnäckiger kleiner Staatsbeamter, nicht wahr?«
Er legte das Fax auf den Schreibtisch. Es war der Nachdruck eines Zeitungsartikels von vor fünfzehn Monaten, der aus Buffalo, New York, stammte.
Arzt des Mordversuchs verdächtigt
Die Polizei fahndet nach einem Unfallarzt, der angeblich das Getränk eines früheren Vorgesetzten vergiftet hat. Michael Ferris Burke, 38, steht in dem Verdacht, eine tödliche Kombination giftiger Substanzen zusammengestellt zu haben, um Selwyn Rabinowitz zu ermorden, den Leiter der Abteilung Unfallmedizin am Unitas Critical Care Center in Rochester. Burke war vor kurzem auf Grund »fragwürdiger medizinischer Praktiken« von Rabinowitz vom Dienst suspendiert worden und hatte seinem Vorgesetzten gegenüber verhüllte Drohungen ausgestoßen. Rabinowitz nahm einen Schluck von dem vergifteten Kaffee und wurde praktisch unmittelbar im Anschluss daran krank. Der Verdacht fiel wegen der Drohungen und angesichts des Umstands, dass Burke die Stadt verlassen hatte, auf den suspendierten Arzt. Verschiedene Injektionsspritzen und Fläschchen wurden in einem Spind im Aufenthaltsraum der Ärzte am Unitas Center sichergestellt, doch die Polizei weigert sich, Informationen zu bestätigen, wonach sie Burke gehören. Rabinowitz liegt weiterhin im Krankenhaus; sein Zustand wird als stabil bezeichnet.
Unter dem Artikel ein paar Zeilen in einer ordentlichen, steilen Handschrift:
Detective Sturgis:
Sie möchten vielleicht mehr darüber wissen.
Lern Fusco
»Was will er mir damit sagen?«, fragte Milo. »Dass das etwas mit Mate zu tun
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