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Gnosis

Gnosis

Titel: Gnosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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das FBI aufgetaucht, hätten die vermutlich nicht nur die meisten Datenbänder rekonstruiert, sondern außerdem die Überlebenden befragt, die man aus den Trümmern retten konnte. Glücklicherweise informierte man nach der Explosion zuallererst den obersten Chef der CIA – ihn selbst nämlich.
    Und als CIA-Direktor konnte er die Information zurückhalten und sein eigenes Team schicken. Das war jetzt zwei Tage her. Seitdem hatte er kaum geschlafen. Der ganze Bau wurde auf der Suche nach Überlebenden sorgsam abgetragen. Bisher hatten sie nur verkrüppelte Soldaten und ein paar Verwaltungsleute gefunden. Die machten größtenteils eher Ärger, als dass sie etwas wert gewesen wären. Verletzte Soldaten kamen ins Krankenhaus. Und dort würde man Fragen stellen.
    Es tat ihm in der Seele weh, den treuen Patrioten ein Ende machen zu müssen, aber er durfte die Ziele der Organisation nicht gefährden. Angesichts der bisherigen mageren Ergebnisse, die die Bergungsarbeiten lieferten, wünschte er, sie hätten den gesamten Komplex einfach begraben und von vorne angefangen. Andererseits bestand noch Anlass zur Hoffnung.
    Die Kamera suchte in den Tiefen des zerstörten Gebäudes, und auf seinem Bildschirm war nichts als dreckiges Schwarz und Braun zu sehen. Er machte sich bereit, zu sehen, was er jetzt schon Dutzende Male hatte sehen müssen – Haufen von verbrannten Leichen oder ein paar bewusstlose Soldaten – aber er gab die Hoffnung nicht auf. Nach den Videoaufzeichnungen, die sie gefunden hatten, war es sehr wohl möglich, dass an dieser Stelle …
    «Sir, wir haben noch einen Überlebenden gefunden. Ich glaube, es ist … ja, es ist ein kleiner Junge.»
    Das Vorstandsmitglied holte Luft. «Ist er am Kopf verletzt?»
    «Negativ, Sir. Ein Bein ist gebrochen, und er hat Verbrennungen an den Armen, aber es sieht nicht so aus, als hätte er Kopfwunden oder innere Verletzungen.»
    «Gehen Sie mit der Kamera näher ran, damit ich ihn mir genauer ansehen kann.»
    «Jawohl, Sir. Einen Moment.»
    Während auf dem Monitor zunächst nur undurchdringlicher Nebel zu sehen war, hielt der Chef der CIA die Luft an. Es konnte auch eins von diesen Straßenkindern sein, an denen sie Experimente durchgeführt hatten. Nur weil ein Kind überlebt hatte, musste das noch nicht bedeuten …
    «Charlie Hammond.»
    «Verzeihung, Sir?»
    «Charlie Hammond», sagte der CIA-Direktor noch einmal und starrte auf den Jungen mit dem schmutzigen Gesicht, der auf seinem Bildschirm zu sehen war. «So heißt er. Den haben wir gesucht.»
    «Jawohl, Sir.»
    «Schaffen Sie ihn ins Krankenlager. Ich möchte alle zehn Minuten über seinen Zustand informiert werden.»
    Er ließ den Bildschirm nicht aus den Augen. Obwohl der Junge unter drei Tonnen Beton gelegen hatte, war er doch nach wie vor ein hübscher Bengel. Eines Tages würde dieses ansprechende Aussehen – gemeinsam mit seinen bedeutenderen Talenten – der Organisation von Nutzen sein.
    Es würde Jahre dauern … aber darauf wollte er gern warten.



KAPITEL 1
30. DEZEMBER 2007 – 21:52 UHR (26 STUNDEN, 8 MINUTEN BIS ZUR NACHT DES JÜNGSTEN GERICHTS)
     
     
    Darian ging in ihrem Hotelzimmer auf und ab und wartete, dass das Telefon endlich klingeln würde. Sie konnte nicht fassen, dass sie schon wieder in diese Sache verstrickt war. Verfluchter Laszlo. Schlimm genug, dass er seine Lektion noch immer nicht gelernt hatte, aber für sie gab es wirklich keine Entschuldigung mehr.
    Darian wünschte, sie würde endlich zur Vernunft kommen. Aber von Vernunft konnte keine Rede sein, und nach wie vor quälte sie dieser dumpfe Schmerz. Nach all den Jahren liebte sie Laszlo noch immer.
    Plötzlich tönte ein Patti-Smith-Gitarrenriff aus ihrem Handy. Sofort griff sie danach. «Ja?»
    «Ich habe den verlorenen Sohn gefunden.»
    Darian seufzte. Laszlos Ermittler mochte ein Schleimer sein, aber er war gut.
    «Er ist im Bellevue. Geschlossene Psychiatrie.»
    «Na super», schnaubte Darian, und vor Sorge verkrampfte sich ihr Magen. «Von jetzt an übernehme ich.»
    Als Darian auflegte, fragte sie sich einmal mehr, ob es ein Fehler war, Laszlo zu helfen. Dann grinste sie. Selbstverständlich war es ein Fehler. Die Frage war nur, ob sie ihn später bereuen würde.
     
    Nervös fummelte Darian an ihrem Rucksack herum, während die Krankenschwester hinter der Tür den Schlüssel ins Schloss steckte. Dann bewegte sich der schwere Eisenbolzen, und die grifflose Tür öffnete sich.
    «Was kann ich für Sie tun?», fragte die

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