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Gnosis

Gnosis

Titel: Gnosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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Handgelenk los und deutete auf den Korridor. Unsicher ging Sanchez den dunklen Gang hinunter. Darian wischte sich über die Stirn und gab ein wenig nach. Da sich die Schwester nun entschieden hatte, würde sie es sich vermutlich nicht mehr anders überlegen.
    Als sie durch den Besucherbereich kamen, sah der Mann, der den Boden wischte, zu ihnen herüber. Darian gab ihm lähmende Apathie ein, und eine Sekunde später widmete sich der Mann wieder dem Fußboden, ohne weiter auf die leidgeprüfte Krankenschwester, die respekteinflößende Schwarze und den Rotschopf mit dem gehetzten Blick zu achten.
    Erschöpft eilte Darian zur letzten Tür, doch dort verstellten zwei Pfleger ihnen den Weg.
    «Maria, was machst du da?»
    «Aus dem Weg, Pete!» Sanchez versuchte, sich an einem der stiernackigen Männer vorbeizuschieben, doch er ließ sich nicht beirren.
    «Bestimmt nicht!», sagte der Pfleger und packte Sanchez beim Arm.
    Entsetzt starrte die Schwester Darian an. Mit zusammengebissenen Zähnen sendete Darian eine Woge der Unerschrockenheit aus. Sanchez richtete sich auf.
    «Diese Frau ist von der Staatlichen Behörde für Psychiatrie und hat mir eben mitgeteilt, dass Mr. Glass irrtümlich eingeliefert wurde.»
    «Willst du mich verarschen?», fragte der andere Pfleger. «Der verdammte Irre hat mich gebissen!» Er hob seinen bandagierten Unterarm. «Dieser Typ geht nirgends hin!»
    «Aber … aber …» Sanchez’ Blick wanderte von den Pflegern zu Darian und wieder zurück.
    Die gegensätzlichen Wünsche im Kopf der Krankenschwester überschlugen sich. Sanchez verdrehte die Augen und brach zusammen. Plötzlich spürte Darian Zorn im Raum, und ein Arzt im weißen Kittel kam hereingestürmt.
    «Was ist hier los?», rief er wütend. «Und wieso ist Mr. Glass nicht in seinem Bett?»
    Darian merkte, wie ihre Kraft sie verließ, wenn die verwirrten Gedanken der Patienten noch länger in ihr lärmten. Sie musste sich beeilen. Sie gab sich alle Mühe, guten Willen auszustrahlen, und griff in ihren Rucksack. Sie tastete nach dem rechteckigen Glasbehälter.
    «Hier habe ich die Antwort auf alle Ihre Fragen.»
    Erwartungsvoll beugten sich der Arzt und die beiden Pfleger vor. Darian schloss die Finger um das Glas und verstärkte den Schutz um Elijahs Geist, in der Hoffnung, dass er ertragen konnte, was gleich kommen würde.
     
    Darian holte aus und schleuderte das Glas auf den Boden. Während alle die vier Vogelspinnen anstarrten, die aus dem zerbrochenen Glasbehälter gekrochen kamen, erfüllte Darian den ganzen Raum mit schwindelerregender Angst.
    «Scheiße!», schrie Pete und stolperte fast bei dem Versuch, den pelzigen Viechern zu entkommen.
    «Großer Gott!», rief der Arzt und flüchtete zum Schwesternzimmer, gemeinsam mit dem anderen Pfleger, am Hausmeister vorbei, der vor Entsetzen wie gelähmt war. Darian biss die Zähne zusammen und konzentrierte sich darauf, den anderen Schrecken einzugeben, wobei sie darauf achtete, Elijahs Geist davor zu bewahren.
    Sie bückte sich, löste den Schlüsselbund von Sanchez’ Gürtel und suchte panisch nach dem Schlüssel mit dem roten Aufkleber. Als sie ihn gefunden hatte, zerrte sie die bewusstlose Krankenschwester zur Tür, um an das Schloss zu kommen. Sie versuchte, den Schlüssel hineinzustecken, aber ihre Hand zitterte zu sehr.
    Darian sah sich nach den Vogelspinnen um, die am Boden krabbelten, und ihr Magen krampfte sich zusammen. Ihre Kehle war trocken. Heiße, lähmende Angst legte sich über sie.
    «Es sind nur Spinnen, nur Spinnen, nur Spinnen», murmelte sie, aber sie wusste, dass es eben nicht nur Spinnen waren. Diese Tiere würden sie töten. Sie würden alle töten. Stocksteif stand sie da, als eine Spinne direkt auf sie zugelaufen kam – acht Beine, perfekte Koordination.
    Darian drückte sich an die Wand, schaffte es nicht, die Angst in den Griff zu bekommen, die in ihr heulte. Plötzlich spürte sie eine Hand an ihrer Schulter und schrie auf. Sie kniff die Augen zusammen, sie wollte nichts mehr sehen.
    Die Hand bog ihre Finger auseinander, um ihr den Schlüssel abzunehmen. Da spürte sie für einen Moment einen Hauch von federleichter Ruhe, doch schon brach die Angst wieder über sie herein. Sie fing an zu stöhnen, und da spürte sie wieder die Hand.
    «Komm!»
    Erschrocken riss sie die Augen auf und sah Elijah. Er hatte keine Angst. Sie zwang sich, ihm durch die letzte Tür zu folgen. Nachdem er diese hinter sich ins Schloss gezogen hatte, griff Elijah nach dem roten

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