Go vegan!: Warum wir ohne tierische Produkte glücklicher und besser leben (German Edition)
dann dachte ich: »Warum eigentlich nicht? Warum zum Henker machst du nicht endlich das, was du für richtig hältst?« Da habe ich dann meine Ernährung umgestellt.
Das Verrückte war, dass es mir überhaupt nicht schwergefallen ist, auf Milchprodukte zu verzichten. Im Gegenteil: Schon nach kurzer Zeit hatte ich gar keine Lust mehr darauf. Das Prinzip, das hinter dem sogenannten Milchjieper steckt, habe ich erst später kapiert. Schuld sind die Exorphine. Das sind Stoffe, die ähnlich wie die körpereigenen Endorphine glücklich machen. Man findet sie in Getreide, Kakao, Kaffee und – richtig: Milch. Immer wenn wir also Milch trinken und sie verdauen, nehmen wir diese Glücksstoffe zu uns und so entwickeln wir eine milde Sucht. Lässt man die Milch weg, ist auch diese Sucht recht bald vorbei.
Ich habe außerdem festgestellt, dass mein Säure-Basen-Haushalt ohne Milchprodukte viel ausgeglichener ist. Erste Veränderungen hatte ich bereits bemerkt, als ich aufhörte, Fleisch zu essen. Ich habe schon sehr früh mit dem Krafttraining angefangen. Als ich 13 oder 14 Jahre alt war, fanden ein Freund und ich Wrestling ganz toll. Wir haben uns gegenseitig fast das Genick gebrochen, als wir die Manöver im Garten nachstellen wollten. Irgendwann haben wir angefangen zu trainieren, erst zu Hause, später im Fitnessstudio, und haben festgestellt, dass uns Krafttraining viel mehr Spaß macht als Wrestling. Mein Kumpel hat dann angefangen, auf Bodybuilding-Wettkämpfe zu fahren, und ich habe mich überreden lassen und bin mitgegangen. Ich war auf Anhieb ziemlich erfolgreich. 1999 gewann ich die Deutsche Meisterschaft der Junioren und wurde Juniorengesamtsieger über alle Gewichtsklassen. Aber die Diät, die ich dafür einhalten musste, hat mir nie wirklich gutgetan.
Bodybuilding ist kein Sport im klassischen Sinne. Es ist mehr ein Schönheitswettbewerb. Es gibt eine Jury, die Noten vergibt, und bewertet wird nicht, ob du stark bist, sondern ob du gut ausgebildete Muskeln in den richtigen Proportionen hast, die sich unter der Haut möglichst ausgeprägt abzeichnen. Um das zu erreichen, muss man den eigenen Körperfettanteil extrem minimieren. Deswegen essen die meisten Bodybuilder fast ausschließlich mageres Fleisch, Fisch oder Huhn, reduzieren die Kohlenhydrate und nehmen nur ein Minimum an Fett zu sich. Bei dieser Ernährung ist der Körper ständig übersäuert. Die Folgen stellt man meist erst fest, wenn der Säure-Basen-Haushalt wieder ausgeglichen ist. Man ist plötzlich viel wacher und leistungsfähiger, kann sich besser konzentrieren und die Nährstoffe aus der Nahrung werden vom Körper viel besser aufgenommen.
Auch Milchprodukte übersäuern den Körper, zwar nicht so stark wie Fleisch, aber als ich auf eine vegane Ernährung umstellte, hatte ich plötzlich kein Sodbrennen mehr. Darüber war ich sehr froh, denn das war etwas, was mich zuvor immer gequält hatte. Was ich als Veganer aber nicht feststellen musste, war ein Abfall meiner Leistungen.
Eigentlich bin ich in einem Alter, in dem man auf einem hohen sportlichen Niveau kaum noch Fortschritte macht, vor allem dann nicht, wenn man schon so lange trainiert wie ich. Doch ich verbessere mich immer noch von Jahr zu Jahr. Zwar habe ich den Titel »Stärkster Mann Deutschlands« 2012 nicht verteidigen können, aber das lag nicht daran, dass meine Leistungen schlechter geworden sind, sondern daran, dass die anderen sehr knapp besser waren. Den dritten Platz habe ich trotzdem geschafft. Nun trainiere ich, um den Titel zurückzuholen. Auch bei internationalen Strongman-Wettkämpfen bewähre ich mich, und da weht noch mal ein ganz anderer Wind. 2012 zum Beispiel habe ich allein zwei Weltrekorde gebrochen und die EM im Raw Powerlifting, dem Kraftdreikampf ohne unterstützendes Equipment, gewonnen.
Eiweiß spielt in meiner Ernährung nach wie vor eine wichtige Rolle. Ich nehme durchschnittlich täglich 300 Gramm Protein zu mir. Man könnte sagen, ich mäste mich. Und so schwer wie heute war ich noch nie. Das meiste Eiweiß verzehre ich in Form von Hülsenfrüchten, also Soja, Kichererbsen, Linsen und Bohnen. Da kommt mir mein armenisches Erbe gelegen. Meine Familie gehörte der christlichen Minderheit im Iran an und die Küche meiner Mutter ist noch immer stark von persischen Einflüssen geprägt. Da gibt es eine ganze Reihe sehr leckerer Eintopfgerichte. Wenn man das Fleisch weglässt, hat man ein veganes Gericht, das aus Hülsenfrüchten, Kräutern, Gewürzen und Reis
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