Go vegan!: Warum wir ohne tierische Produkte glücklicher und besser leben (German Edition)
besteht. Reis und Hülsenfrüchte ergeben auch eine ideale Aminosäurenkombination. Das vermeintlich minderwertige Pflanzenprotein wird dann zu einem echten Kraftstoff.
Dass der fast religiöse Glaube an das tierische Eiweiß so verbreitet ist, liegt zu einem Großteil an den Herstellern der Proteinshakes, die es auf dem Markt gibt. Das musste ich selbst direkt erfahren. Die meisten Leute, die Krafttraining machen, informieren sich in entsprechenden Fachmedien. In Deutschland gibt es drei große Printmagazine in diesem Bereich. Nach der Aktion mit PETA wollte ich versuchen, das Thema auch dort mal anzubringen. Also habe ich die Fachmedien angeschrieben. Ich wollte keine Kampagne führen, sondern habe nur vorgeschlagen, dass man doch auch mal über eine andere Ernährung berichten könnte, denn offensichtlich führt ja auch die zum Erfolg. Ich bekam nur Absagen. Das hatte ich fast schon erwartet. Was mich aber schockiert hat, war die Begründung: »Wir propagieren seit Jahrzehnten eine auf Fleisch und Fisch basierende Ernährung. Deshalb können wir das Thema nicht aufgreifen.« Mit anderen Worten: Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Mittlerweile ist mir auch klar, warum das so ist. Die wichtigsten Anzeigenkunden dieser Fachmedien sind die Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln. Deshalb nutze ich jetzt das Internet und wende mich in erster Linie an junge Athleten. Die sind noch nicht so stark von dieser Gehirnwäsche beeinflusst. So habe ich sogar schon einen Metzger kennengelernt, der seinen Beruf gewechselt hat, weil er es irgendwann nicht mehr übers Herz brachte, die Tiere zu töten! Und ich habe dort die Jungs von Vegan Strength kennengelernt. Das ist ein Zusammenschluss von veganen Kraftsportlern auf der ganzen Welt, die den Veganismus ähnlich promoten wie ich und mit denen ich im Moment viel zusammenarbeite.
Das Gute ist ja: Die vegane Szene ist wahnsinnig heterogen. Sie wird von außen immer viel einheitlicher wahrgenommen, als sie in Wirklichkeit ist. Die Menschen kommen aus ganz unterschiedlichen Hintergründen zum Veganismus. Ich bin eben kein schmaler Hippie, der im Gras sitzt und sich von den Sonnenstrahlen ernährt. Ich bin stark und vermittle Maskulinität und Power. Und das ist etwas, was wohl die wenigsten Menschen mit einem Veganer verbinden. Wenn sie dann erstaunt sind, freue ich mich immer wieder.
Patrik Baboumian, Jahrgang 1979, stammt aus dem Iran und lebt seit 1986 mit seiner Familie in Deutschland. Bei den deutschen Strongman-Meisterschaften im August 2011 errang er den Titel »Stärkster Mann Deutschlands«. Außerdem hält er den Weltrekord im Baumstammstemmen in der Gewichtsklasse ab 105 Kilogramm mit einem gestemmten Gewicht von 165 Kilo und weitere Weltrekorde im Fronthold und im Keglift.
Veganer trinken Alkohol?
B is vor Kurzem habe ich noch gedacht, Veganer trinken gar keinen Alkohol. Ich war der festen Überzeugung, das sind so gesundheitsbewusste Menschen, die trinken nur Tee und Wasser. Mittlerweile weiß ich, dass das ein Vorurteil ist. Seit einigen Jahren bekomme ich immer häufiger Anfragen von Menschen, die wissen wollen, ob unser Wein ohne tierische Zusatzstoffe hergestellt ist. Da kann ich ganz klar sagen: Ja, das ist er!
Ich verwende schon seit etwa 15 Jahren keine tierischen Inhaltsstoffe mehr, weder im Anbau noch in der Kellerwirtschaft. Nicht aus Vermarktungsgründen, sondern aus Überzeugung.
1984 haben wir unser Weingut, den Isegrim-Hof, auf biologischen Anbau umgestellt. Damit hat schon mein Vater begonnen, der damals mit dieser Idee noch ein richtiger Außenseiter war. Nachdem meine Mutter 1979 an Krebs gestorben war, hatte er begonnen, sich Gedanken darüber zu machen, welche Auswirkungen all die Pestizide und chemischen Düngemittel, die man bis dato in der Landwirtschaft verwendet hatte, auf unsere Gesundheit haben könnten. Als ich den Hof dann 1984 übernahm, habe ich seinen Weg konsequent fortgesetzt und bin dem Anbauverband Bioland beigetreten.
Wir verwenden keinen chemischen Dünger, der leicht wasserlöslich ist und bei dem der Stickstoff schnell aus dem Boden ausgewaschen wird und ins Grundwasser sickert. Stattdessen ernähren wir unseren Boden ausschließlich mit organischem Material wie zugekauftem Stallmist und pflanzlichem Biodünger. Normalerweise wäre im Biolandbau auch das Düngen mit Schlachthausabfällen, Hornspänen, Haar- und Blutmehl erlaubt, aber das kommt für mich aus ethischen Gründen nicht in Frage. Man sieht ja
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