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Go vegan!: Warum wir ohne tierische Produkte glücklicher und besser leben (German Edition)

Go vegan!: Warum wir ohne tierische Produkte glücklicher und besser leben (German Edition)

Titel: Go vegan!: Warum wir ohne tierische Produkte glücklicher und besser leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Attila Hildmann
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Baumstammstemmen zum Beispiel stemmt man ein Metallrohr über den Kopf und hält dieses mindestens eine Sekunde mit ausgestreckten Armen in Position. Bei der Autoschubkarre hebt man einen Wagen von hinten an und schiebt ihn über eine bestimmte Distanz. Und beim Lkw-Ziehen spannt man sich mithilfe eines Geschirrs vor einen Lkw und zieht das Ding bis über die Ziellinie.
    Als ich diesen Wettbewerb 2011 für mich entschied, war ich schon seit fünf Jahren Vegetarier. Das ist in der Szene eher ungewöhnlich, aber ich war schon immer ein tierlieber Mensch. Als Kind habe ich im Herbst kleine Igel mit nach Hause genommen und sie bei mir überwintern lassen oder verletzte Vögel wieder aufgepäppelt. Irgendwann habe ich festgestellt, dass da ein krasser Widerspruch besteht: Ich gehe in den Supermarkt und kaufe Produkte, für die Tiere sterben müssen, aber wenn ein Tier vor meinen eigenen Augen leidet, dann halte ich das nicht aus. Das ist doch absurd! Ich meine, jeder Mensch, der halbwegs klar denken kann, muss merken, dass da etwas nicht stimmt: Den einen Vogel essen wir und den anderen bringen wir zum Arzt? Das ist Bullshit! Also habe ich aufgehört, Fleisch zu essen.

    Ich muss zugeben, ich habe zwei Anläufe gebraucht. Beim ersten Mal ist das Experiment schon nach zwei Tagen schiefgegangen. Ich war unterwegs und hatte Hunger, aber das Einzige, was ich finden konnte, war ein Stand, an dem es Salamipizza zu kaufen gab. Erst habe ich noch überlegt, ob ich die Salamischeiben von der Pizza entfernen soll, aber dann dachte ich: Damit ist der Sinn komplett verfehlt. Ob ich die Salami nun esse oder wegwerfe: Das Tier ist schon dafür gestorben. Also habe ich die Pizza gegessen. Nach zwei Tagen habe ich einen neuen Versuch gestartet und bin fünf Jahre Vegetarier geblieben.
    Nach dem Titelgewinn bekam ich plötzlich ziemlich viel Post. Auf meinem Blog hatte ich nämlich geschrieben: »Der stärkste Mann Deutschlands ist Vegetarier.« In einer Szene, in der sich alles um die richtigen Proteine dreht, war das eine kleine Sensation.
    Danach kam PETA, die Tierrechtsorganisation, auf mich zu und wir haben eine Kampagne zusammen gemacht. Ein sehr lustiges Bild, wie ich finde. Ich gucke grimmig, verschränke demonstrativ die Arme und beiße auf ein Büschel Basilikum. Daneben steht: »Die stärksten Tiere sind Pflanzenfresser. Gorillas, Büffel, Elefanten und ich.« Ich finde, das trifft es sehr gut: Wahre Stärke beweist man nicht, indem man Gewalt über andere Lebewesen ausübt. Im Gegenteil: Die wahre Stärke eines Menschen zeigt sich an seinem Mitgefühl.
    Gleichwohl war ich damals noch nicht dazu bereit, den letzten Schritt zu gehen. Mir war klar, dass auch für Milch und Eier Tiere leiden und sterben, aber auf Milchprodukte gänzlich zu verzichten, konnte ich mir einfach nicht vorstellen. Das lag zum einen daran, dass ich schon als Kind ein großer Milchfan war. Es gab kaum einen Tag, an dem ich keine Milchprodukte zu mir genommen habe. Ich habe das Zeug einfach geliebt. Gleichzeitig war ich der Meinung, dass es ohne tierisches Protein sehr schwierig werden würde, meinen Sport weiter zu betreiben. Der Glaube, dass man ohne tierisches Eiweiß keine Muskelmasse aufbauen kann, ist in der Szene weit verbreitet. Es heißt immer, tierisches Eiweiß sei hochwertiger als pflanzliches. Und dass man gar nicht so viel pflanzliches Protein essen könne, wie man brauche, um im Kraftsport erfolgreich zu sein. Heute weiß ich: Ich habe mich in beiden Punkten getäuscht. Aber der Reihe nach ...
    Als stärkster Mann Deutschlands merkte ich also plötzlich, dass ich unter Beobachtung stehe und dass es Menschen gibt, die zu mir aufschauen und mich für meine Leistungen bewundern – man könnte sagen, dass ich ein Vorbild für andere bin. Das hat mich in eine Sinnkrise gestürzt. Denn ich erkannte zu dem Zeitpunkt, dass ich nicht nach meinen eigenen Idealen lebe. Mir wurde klar: Wenn ich den Mitgefühl-Gedanken konsequent zu Ende denke, muss ich komplett auf tierische Produkte verzichten. Dafür fühlte ich mich aber zu schwach. Ich war mir sicher, dass ich es nicht schaffen würde und dass meine sportlichen Leistungen nachlassen würden, und das wollte ich nicht. Ich fühlte mich nicht wohl in meiner Haut und wenn mich damals jemand auf diesen Konflikt ansprach, bin ich manchmal ausgeflippt. Das ging so weit, dass ich auf Facebook einmal auf einen Post zu dem Thema wutentbrannt zurückschrieb: »Ich habe nie behauptet, perfekt zu sein!« Aber

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