Go vegan!: Warum wir ohne tierische Produkte glücklicher und besser leben (German Edition)
mobilisieren kann. Diese Zeiten scheinen vorbei zu sein.
1997 habe ich zum ersten Mal eine versteckte Kamera dabeigehabt. Das war bei einer Anti-Zirkus-Demo in Essen. Prompt wurden wir von den Zirkusleuten attackiert. Die beiden Polizisten, die damals vor Ort waren, haben nicht eingegriffen, aber ich hatte alles auf Video und bin anschließend damit zu RTL gegangen. Die haben das Material noch am selben Tag in den Regionalnachrichten gesendet. Das war für die Polizei ziemlich peinlich.
Das nächste Mal, dass ich filmte, war bei einem Reitturnier. »Military« nannte sich das früher, soweit ich weiß. Heute hat man es in »Vielseitigkeitsreiten« umbenannt. Da werden die verschiedenen Disziplinen Dressur, Springreiten und Querfeldeinrennen miteinander kombiniert. Der Geländeritt ist sowohl für die Pferde als auch für die Reiter die schwerste Herausforderung, weil beide extreme Hindernisse überwinden müssen, und das mit einem Mindesttempo von 30 Kilometern pro Stunde. Natürlich kommt es dabei häufig zu Unfällen, regelmäßig mit Todesfolge für Pferd oder Reiter. Im August 2007 wurden sogar die Deutschen Meisterschaften am zweiten Tag abgebrochen, weil sich eine Reiterin bei einem Sturz das Genick brach. Ihr Pferd war mit den Vorderbeinen an einem Hindernis hängen geblieben und hatte sie abgeworfen. Wie viele Pferde bei dieser Art von Rennen auf der Strecke bleiben, kann man nur erahnen.
Bei so einem Rennen haben mich die Leute vom Tierbefreier e.V. gefragt, ob ich ihre Aktion filmen könne. Auf dem Video ist dann zu sehen, wie sich die Aktivisten mit Pferdemasken vor ein Hindernis stellen, die Motorsäge auspacken und das Hindernis durchsägen. Was dann passierte, war krass. Plötzlich sind alle Leute auf die Aktivisten losgegangen. Sogar alte Omas mit ihren Regenschirmen. Da habe ich gemerkt, wie wichtig es ist, die Dinge zu dokumentieren und auf Video festzuhalten. Sonst hat man später keinen Beweis.
Wir haben damals wirklich viele Aktionen wie diese durchgeführt. Einmal im Jahr haben wir vor der Jagdmesse Jagd & Hund in der Dortmunder Westfalenhalle demonstriert. Einmal ist es uns sogar gelungen, aufs Dach zu steigen und ein Transparent zu entrollen, während die anderen unten den Eingang blockierten. Oder wir haben das traditionelle Gänsereiten gestört, ein Rosenmontagsspektakel in Bochum. Dort wird eine Gans kopfüber an ein Seil gehängt. Der Hals der Gans wird mit Fett und Seife eingerieben, sodass er glitschig ist. Dann müssen die Reiter versuchen, im Galopp der Gans den Kopf abzureißen. Mittlerweile wird die Gans vorher getötet, aber früher nahm man eine lebende Gans. Unsere Stör- und Protestaktionen haben natürlich immer wieder dazu geführt, dass wir festgenommen wurden und einige Zeit in der Zelle verbringen mussten. Wir bekamen auch immer wieder Strafen wegen Nötigung oder Hausfriedensbruch aufgebrummt. Da musste man natürlich kucken, wie man das finanziert. Ich bin zu der Zeit Taxi gefahren, um mir meinen Lebensunterhalt zu verdienen.
Gleichzeitig haben wir damals gemerkt: Je spektakulärer die Aktion, umso leichter bekommen wir Presse. Das ist wichtig, denn Presse bedeutet Öffentlichkeit und Raum, um unsere Ziele zu propagieren. Nach und nach haben wir auch enger mit Fernsehteams zusammengearbeitet. Bei der größten Jagdsabotage, an der ich teilgenommen habe – wir waren um die 150 Leute –, hatten wir zum Beispiel ein Fernsehteam von Pro Sieben dabei. Auch zum Gänsereiten haben uns die Medien immer gerne begleitet.
1994 habe ich dann bei Animal Peace angeheuert, einer Tierrechtsorganisation, die ebenso wie PETA Grundrechte für Tiere fordert. Damals begann ich, mich an Tierbefreiungsaktionen zu beteiligen. Wir sind zum Beispiel in Legebatterien reingegangen und haben einige Hühner rausgeholt. Auch das haben wir gefilmt und anschließend versucht, unser Material in den Medien unterzubringen. Zuerst war ich einige Monate ehrenamtlich bei Animal Peace aktiv, aber schon nach kurzer Zeit wurde ich als Aktionskoordinator eingestellt. Ich bekam zwar nur ein kleines Gehalt, aber immerhin.
1999 wechselte ich zu einem anderen Verein, der sich Arche 2000 nannte. Dort haben wir die Arbeit, die wir zuvor bei Animal Peace geleistet haben, fortgesetzt. Am Ende hatten wir sogar einen Tierrettungsdienst aufgebaut, der 24 Stunden täglich an sieben Tagen der Woche erreichbar war. Das war ein tolles Projekt. Zu der Zeit haben wir sehr viel in Massentierhaltungsbetrieben, aber auch bei
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