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Go vegan!: Warum wir ohne tierische Produkte glücklicher und besser leben (German Edition)

Go vegan!: Warum wir ohne tierische Produkte glücklicher und besser leben (German Edition)

Titel: Go vegan!: Warum wir ohne tierische Produkte glücklicher und besser leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Attila Hildmann
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Da frage ich mich: Ist das ein funktionierendes Kontrollsystem? Erstens sind zwei Jahre eine lange Zeit und zweitens muss doch auch damals schon sichtbar gewesen sein, dass der Betrieb nachlässig geführt ist. Schließlich war bei unserem Besuch die komplette Trinkwasseranlage weggerostet. Die Kontrollen durch die Veterinärämter sind in den meisten Fällen viel zu lasch, davon bin ich überzeugt.
    Das beste Beispiel dafür, dass die Kontrollen nicht richtig funktionieren, ist eine Kaninchenzucht, die wir aufgedeckt haben. Die hatte der Bauer anscheinend über zehn Jahre lang illegal und unangemeldet betrieben. Ich meine, zehn Jahre lang? Nicht weit von einem Schweinemastbetrieb entfernt. Und das fällt den zuständigen Veterinärmedizinern nicht auf? Das ist für mich schwer vorstellbar. Auch in dieser Kaninchenzucht waren die Zustände katastrophal: sehr kleine Käfige, drei bis vier Tiere pro Käfig, in drei Etagen übereinander aufgetürmt. Unten drunter ein Güllebecken voller Fliegen und Maden, tote Tiere in den Käfigen, die teilweise schon seit Wochen am Verrotten waren, Tiere mit Genickschiefständen.
    Ähnliche Zustände finden wir regelmäßig in Geflügelställen. Den größten Skandal, den wir in diesem Zusammenhang aufgedeckt haben, waren die sogenannten Geflügelgreifer in Betrieben der Firma Wiesenhof. Geflügelgreifer sind die Arbeiter, die Tiere aus der Mast in den Lkw verladen, bevor sie zum Schlachthof gefahren werden. In der Putenmast stehen die Tiere ziemlich dicht gedrängt in einer riesigen Halle, manchmal sind das 7000 Tiere in einem Stall. Wenn die Mast beendet ist, kommen die Arbeiter, treiben die Tiere aus der Halle, packen sie bei den Flügeln, an den Füßen oder am Hals und schleudern sie in den Wagen. »Ausstallen« nennt man das. Auf dem Hof, auf dem ich gefilmt habe, konnte ich beobachten, wie die Arbeiter auf die Tiere, die zu langsam waren oder aus eigener Kraft nicht mehr laufen konnten, draufgesprungen sind und so lange auf deren Hälsen herumtrampelten, bis sie tot waren. Der Stall war glücklicherweise so hell erleuchtet, dass man uns gar nicht gesehen hat, als wir mit der Kamera draußen im Hof standen. So konnten wir die Szene unbemerkt drehen.
    Die ARD hat 2011 eine 30-minütige Exklusivreportage über »Das System Wiesenhof« gebracht. Der Untertitel lautete: »Wie ein Geflügelkonzern Menschen, Tiere und die Umwelt ausbeutet « . Produziert wurde der Beitrag von der Report Mainz -Redaktion im Auftrag des SWR. Das meiste Material aus den Ställen stammte von uns, aber die Journalisten haben auch noch eine Menge selbst recherchiert. Der Film wurde 2012 mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet. Ich war bei der Verleihung dabei und habe den beiden Reportern den Preis überreicht. Das hat mich wirklich sehr gefreut.
    Die Putengreifer, die wir damals gefilmt haben, erhielten 2013 einen Strafbefehl. Aber jetzt kommt’s: Sie wurden zu einer Geldstrafe von jeweils 400 Euro verurteilt! So viel dazu, wie wenig unsere Arbeit immer noch bewirkt. Der Betriebsleiter musste 2500 Euro zahlen. Auch das ist in meinen Augen viel zu wenig.
    Letztlich ist es mir aber wichtiger, dass ich bei meinen Aktionen die Medien im Boot habe, denn nur so werden die Infos multipliziert. Oft denken die Menschen in Deutschland ja, wir wären so wahnsinnig fortschrittlich und zivilisiert, wir hätten ein funktionierendes Tierschutzgesetz und alles wäre gut – vor allem im Vergleich zu anderen europäischen Ländern. Aber das stimmt nicht. Im Gegenteil. In Deutschland gibt es sehr, sehr viele Massentierhaltungsbetriebe. Wir produzieren längst nicht mehr nur für den deutschen Markt Fleisch, sondern exportieren in die ganze Welt. Bei uns ist die damit verbundene Tierquälerei also mindestens ebenso groß wie anderswo in Europa. Nur ist sie bei uns viel besser versteckt.
    Leider stoße ich auch bei Biobetrieben immer wieder auf Zustände, die es wert sind, dokumentiert zu werden. Womöglich muss man zwischen den einzelnen Anbauverbänden unterscheiden, das will ich nicht pauschalisieren. Da gibt es welche, die sich nur an die EU-Richtlinien im Bioanbau halten, und andere, die eigene, strengere Regeln haben, wie zum Beispiel Demeter.
    2012 habe ich zum Beispiel in einem Hühnerstall des Biogeflügelhofs Tiemann gefilmt. Dieser Hof produziert für Wiesengold, den größten Bioeierlieferanten in Deutschland. Auch bei Wiesengold ist Tiemann Geschäftsführer. Die verkaufen 150 Millionen Bioeier im Jahr.

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