Go vegan!: Warum wir ohne tierische Produkte glücklicher und besser leben (German Edition)
Privatpersonen wie Hundezüchtern recherchiert. Oft konnten wir danach unser Material an die Medien weitergeben. Leider ist dieser Verein 2005 an einem riesigen Spendengelderskandal zugrunde gegangen. Damals kam heraus, dass der Geschäftsführer und weitere Mitarbeiter Millionenbeträge aus Spendengeldern für private Zwecke abgezweigt hatten. Er wurde zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt und Arche 2000 musste Insolvenz anmelden.
Im Nachhinein muss ich sagen: Man beobachtet im Tierschutz leider immer wieder, dass Menschen, die anfangs ehrenwerte Motive hatten, plötzlich abdrehen. Schade, dass die gute Sache unter solchen Skandalen immer wieder sehr leidet. Ich war in die finanziellen Angelegenheiten nie involviert. Ich habe immer nur Geld für meine Aktionen und Projekte beantragt und bekam das bewilligt oder eben nicht.
Nach der Insolvenz von Arche 2000 habe ich mich als Kameramann und Fotoreporter selbständig gemacht. Das hat allerdings nicht sonderlich gut funktioniert. Schließlich ging es mir immer um die Sache. Ich wollte für die Rechte der Tiere kämpfen. Das ist keine gute Verhandlungsbasis, wenn man mit dem gedrehten Material seinen Lebensunterhalt finanzieren muss. Wollte niemand für die Bilder bezahlen, habe ich sie immer umsonst hergegeben, weil mir ja viel daran lag, dass sie ausgestrahlt wurden. Das haben die Journalisten bisweilen ziemlich ausgenutzt. Ans Aufhören habe ich trotzdem noch nie gedacht.
Die Tierrechtsarbeit ist mein Leben. Müsste ich etwas anderes tun, wäre ich wohl nicht mehr derselbe Mensch. Natürlich macht mich meine Arbeit auch oft wütend – sehr sogar –, aber zum Glück gibt es immer wieder Erfolgserlebnisse, aus denen ich sehr viel Kraft schöpfe. Das können kleine Dinge sein, zum Beispiel, dass es mir gelingt, einen Hundebesitzer zu überreden, seinen Kettenhund freizulassen und mir zu übergeben. Oder eine große medienwirksame Kampagne, die Konsequenzen für die Betreiber und die zuständigen Behörden hat. So was gibt einem die Kraft weiterzumachen.
Von 2007 bis 2008 war ich etwa ein Jahr lang beim Europäischen Tier- und Naturschutz e.V. als klassischer Tierretter angestellt, habe Katzen aus Messiewohnungen geholt, Hunde von der Kette befreit, Tiere zu den Tierschutzhöfen transportiert, einen grausamen Hundezüchter zum Aufgeben bewegt oder Tierschutzprojekte auf Lanzarote, Kos und Porto mit der Kamera begleitet. Dann kam eine Anfrage von PETA, wo ich von 2008 bis 2013 das Rechercheteam aufgebaut habe.
Egal, für welchen Verein ich bislang gearbeitet habe, meine Recherche läuft im Grunde immer ähnlich ab. Meist bekomme ich einen Hinweis von jemandem, der etwas beobachtet hat. Das können Lkw-Fahrer sein, die auf dem Hof waren, um dort etwas abzuliefern. Manchmal sind es sogar Familienmitglieder, die sich bei mir melden. Dann frage ich zunächst nach Beweisen. Am besten sind Bilder, die jemand vor Ort gemacht hat. Nur in Ausnahmefällen – wenn zum Beispiel die Schilderung sehr plausibel war – gehe ich ganz ohne Beweise hin. Wenn es aber handfeste Beweise gibt, kommen wir – meist nachts – und schauen, ob wir eine offene Tür finden. Das ist ganz wichtig an dieser Stelle: Selbst wenn die Leute das immer wieder behaupten, sind wir bisher nirgendwo gewaltsam eingebrochen. Wenn wir nur verschlossene Türen vorfinden, gehen wir unverrichteter Dinge wieder heim. Früher war das noch häufiger der Fall, aber heute lassen erstaunlich viele Bauern ihre Stalltüren offen. Natürlich gibt es auch mal Ausnahmefälle, wo die Eingangstür verschlossen ist und wir dann durch eine Kotgrube oder durch irgendwelche offenen Klappen einsteigen müssen. Aber einbrechen in dem Sinne, dass wir irgendwo die Türe aufbrechen oder das Fenster einschlagen, um reinzukommen, das tun wir nie. Sachbeschädigung ist nicht mein Ding.
Kürzlich war ich zum Beispiel in einem Schweinemastbetrieb in Niedersachsen. Die Anlage war etwas abseits vom Hof und die Stalltür war nicht nur auf – es gab nicht mal ein Schloss, um sie zuzusperren. Vor dem Stall fiel mir gleich schon die Kadavertonne auf. So eine Tonne gibt es vor jedem Massentierhaltungsbetrieb, weil immer Tiere sterben. Drinnen kam man zuerst in einen Vorraum, der schon ziemlich dreckig war. Da lagen tote Mäuse auf dem Boden sowie Packungen mit Antibiotika, teilweise offen und auch auf dem Boden – also im Grunde für jedermann zugänglich. Auch in den Räumlichkeiten, in denen die Schweine untergebracht waren, sind
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