Go vegan!: Warum wir ohne tierische Produkte glücklicher und besser leben (German Edition)
dass es gesundheitsschädlich sein kann, wird sich auch beim Konsum von Fleisch das Wissen durchsetzen, dass die gesundheitlichen Folgen verheerend sein können. Verstärkend kommt die schlechte Klimabilanz hinzu, die der Fleischkonsum hat, ebenso wie die Tatsache, dass das Welthungerproblem durch die Mechanismen der westlichen Fleischindustrien immens verschärft wird. Auch wird immer mehr Menschen bewusst, dass man als Fleischesser das Leid anderer Lebewesen billigend und nur zur Befriedigung des eigenen Genusses in Kauf nimmt. All diese Umstände werden in absehbarer Zeit immer weiter an gesellschaftlicher Akzeptanz verlieren. Vielleicht wird mal auf der Vorderseite der Fleischverpackung stehen: »Achtung, Fleischkonsum zerstört die lebensnotwendige Ozonschicht.« Und auf der Rückseite steht: »Achtung, Fleischkonsum führt zu Arterienverkalkung!« Am Veganismus kommt man also bald nicht mehr vorbei.
Bernd-Udo Rinas, Jahrgang 1961, ist Dipl.-Sozialarbeiter, Sozialpädagoge und Politikwissenschaftler M. A. Seine Dissertation verfasste er zum Thema »Veganismus. Ein postmoderner Anarchismus bei Jugendlichen?«. Er ist Lehrbeauftragter im Fachbereich Soziale Arbeit an der FH Potsdam und arbeitet hauptberuflich im Landesjugendamt Brandenburg.
Der Unternehmer
I n meinem Fall kann man sagen, dass ich ein altes und ein neues Leben habe. Mein altes Leben dauerte 35 Jahre. Mein neues Leben hat erst 2008 begonnen. In meinem alten Leben war ich leitender Angestellter bei Mercedes Benz. Ich stamme aus Salzwedel und habe in Berlin nach dem Abitur noch zu DDR-Zeiten Kfz-Mechaniker gelernt. Dann habe ich meinen Meister gemacht und Betriebswirtschaft studiert. Da war ich schon als Werkstudent bei Mercedes. In Sankt Gallen in der Schweiz habe ich noch einen MBA in Marketing erlangt – auch in dieser Zeit war ich bei Mercedes beschäftigt.
Ich habe in der Firma schnell Karriere gemacht. Erst lebte ich bei Stuttgart, nahe dem Mercedes-Werk, und dann war ich 12 Jahre in der Zentrale des deutschen Vertriebs in Berlin angestellt. Ich wurde Führungskraft, dann leitende Führungskraft. Zuerst habe ich den Kundendienst in Deutschland geleitet und war dann verantwortlich für den gesamten deutschen Vertrieb im Servicebereich. In dieser Position hatte ich 100 direkte Mitarbeiter unter mir. Schließlich, aber das markierte schon das Ende meines ersten und den Beginn meines zweiten Lebens, bin ich nach Russland gegangen und habe dort ein Mercedes-Werk und später den russischen Vertrieb aufgebaut.
Für mich gab es früher nur Daimler, Daimler, Daimler – 20 Jahre lang. Ich war verheiratet, hatte Familie, aber statt mich um meine Kinder und meine Frau zu kümmern, war ich auf meine Arbeit und mein Triathlontraining fokussiert. Das war damals ganz normal für mich. Jeder in der Familie hatte sich mit der Situation arrangiert. Ich war es gewohnt, Erfolg zu haben. Solange das klappt, schöpft man daraus ja auch eine Menge Energie. Aber dann musste ich in der Firma plötzlich einige Misserfolge einstecken. Das war eine völlig neue Situation für mich. Auf einmal hatte ich niemanden mehr, mit dem ich dieses Gefühl des Versagens hätte teilen können. Zuvor hatte ich all meine Motivation und meinen Halt stets aus meinem Job gezogen. Als ich dann auf Widerstände stieß, konnte ich mich dort niemandem mehr öffnen. Zunächst versuchte ich, mein Scheitern durch noch mehr Arbeit zu kompensieren. Aber obwohl ich sehr viel investierte, brachte ich immer weniger zustande. Ich bin plötzlich in ein Loch gefallen. Im Nachhinein weiß ich, dass es die Symptome eines Burn-outs waren. Selbst merkt man das erst nicht, doch die Psychologen, die ein Seminar zur Teamentwicklung mit meinen Führungskräften begleiteten, zogen mich aus dem Verkehr.
Danach war ich eine Weile in Behandlung und in dieser Zeit ist mir einiges klar geworden. Da habe ich gemerkt, dass ich mich in all den Jahren komplett von meiner Familie abgekoppelt hatte. Erst aus der Distanz habe ich gesehen, mit welcher Verbissenheit ich auf Ziele hingearbeitet hatte, die im Grunde imaginär waren. Mir wurde bewusst, dass es mir in all den Jahren nur um Macht gegangen war – um geliehene Macht. Ich hatte mich an meinen Status gewöhnt und an all die Insignien, die dazugehörten: die Sekretärin, den Assistenten, das Auto. Wenn einem das plötzlich genommen wird, ist man nur noch der Mensch, der man ist. Und wenn sich dann keiner mehr für einen interessiert, weil man sich
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