Go vegan!: Warum wir ohne tierische Produkte glücklicher und besser leben (German Edition)
Sojafleisch als Truthahnersatz. Die stellen sogar einen richtigen Thanksgiving-Braten her. Diese Bratenrolle aus Soja ist anderthalb Kilo schwer, sodass sechs Personen davon essen können. Geliefert wird sie inklusive Füllung und Soße. Genau wie einen Braten aus Fleisch muss man auch den Tofurky zwei Stunden lang im Ofen schmoren und regelmäßig mit Wasser übergießen. Zu Festtagen ist das bei uns im Laden der Renner. Auch extrem cremiges und leckeres veganes Eis gibt es im Ausland. Mittlerweile führen wir ungefähr 6000 Produkte im Sortiment, die wir von 260 Lieferanten aus über 30 Ländern beziehen. Nun kann man einwenden, dass wir viele Lebensmittel von sehr weit her holen, wodurch die Transportwege recht lang sind. Das stimmt natürlich. Aber wenn man sich vegan ernährt, ist der ökologische Fußabdruck, den man hinterlässt, ohnehin weitaus kleiner als der von Fleischessern. Im Vergleich zu einem Einkauf in einem konventionellen Supermarkt, in dem auch viele Produkte sehr weite Transportwege zurücklegen müssen, ist ein Einkauf bei uns immer noch um einiges nachhaltiger. Und dort, wo es geht, in erster Linie bei Obst und Gemüse und bei den frischen Backwaren, arbeiten wir mit regionalen Produzenten zusammen, um lange Transportwege zu vermeiden. Mit unserem großen, weltweiten Sortiment möchte ich auch die Nachfrage nach solchen Produkten in Deutschland anregen – in der Hoffnung, dass die hiesige Industrie den Trend erkennt. Wenn die Menschen sehen, was möglich ist, fragen Sie vegane Ersatzprodukte, die es weltweit in vielfacher Ausführung gibt, auch in Deutschland nach. Die Firmen werden die veganen Güter in dieser Vielzahl in Deutschland erst produzieren, wenn sie sehen, dass ein Absatzmarkt da ist, dass es Menschen gibt, die das haben wollen und die bereit sind, dafür zu bezahlen.
Derzeit müssen wir bei ausländischen Produkten jedes Mal einen Container voller Ware bestellen, der dann meist mit dem Schiff nach Deutschland kommt. In einem einzigen Laden bekommt man so einen Container gar nicht verkauft. Außerdem müssen die Waren gelagert werden und Lebensmittel verfallen ja auch irgendwann. Man braucht also eine gewisse Fläche, um die Waren unters Volk zu bringen, und deshalb ist man dazu verdammt, mehrere Filialen zu eröffnen. Mittlerweile gibt es zwei Veganz in Berlin, einen in Prenzlauer Berg und einen in Friedrichshain. In Frankfurt am Main, Hamburg, München, Prag und Wien haben wir 2013 ebenfalls Filialen eröffnet. Ich betreibe nur die beiden Läden in Berlin selbst. In den anderen Städten arbeite ich mit Unternehmern zusammen. Die sind vor Ort Geschäftsführer und kümmern sich um das operative Geschäft, also um Bestellung, Präsentation und Verkauf. Wir übernehmen den Einkauf, die Logistik, das Marketing und die Werbung.
Das Schöne dabei ist: Ich habe die Unternehmer in den anderen Städten nicht gesucht. Die sind von sich aus auf mich zugekommen. Natürlich ist es super, wenn diese Unternehmer Eigenkapital in den Aufbau des Ladens investieren können, aber zwingend notwendig ist das nicht. In Frankfurt zum Beispiel kam eine Frau auf mich zu, die eine gute Idee hatte und sehr enthusiastisch war, aber sie hatte keine müde Mark auf dem Konto. Eigentlich hatte ich Frankfurt so früh noch gar nicht auf meiner Liste stehen, aber dann haben wir schnell eine tolle Immobilie gefunden, eine ehemalige Schlecker-Filiale, und so konnte ich gar nicht anders. Um die Finanzierung haben wir uns gemeinsam gekümmert. Finanzierungsmodelle zu erstellen und Investoren zu finden, die über Genussrechte, stille Beteiligungen oder Anleihen Geld zuschießen, gehört hier in Berlin zu meinen Hauptaufgaben. Dabei hilft mir dir Erfahrung, die ich in meinem ersten Leben bei Daimler sammeln konnte, ungemein. Die Unternehmer, mit denen ich in anderen Städten zusammenarbeite, sind dann zu 50 Prozent an ihrer Veganz-Filiale beteiligt und tragen die Hälfte des finanziellen Risikos.
Mein Ziel ist, dass es irgendwann in allen wichtigen Ballungszentren vegane Anlaufstellen gibt. Dazu gehört nicht nur der Supermarkt, in dem man seinen täglichen Bedarf an Lebensmitteln und Haushaltsartikeln decken kann. Mir schweben vegane Einkaufszentren vor, in denen man darüber hinaus vieles bekommt. Deshalb haben wir neben unserem ersten Markt in Prenzlauer Berg mittlerweile auch ein veganes Schuhgeschäft namens »avesu« eröffnet sowie eine Filiale von »Dear Goods«, einer Kette aus München, die vegane Mode
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