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Go vegan!: Warum wir ohne tierische Produkte glücklicher und besser leben (German Edition)

Go vegan!: Warum wir ohne tierische Produkte glücklicher und besser leben (German Edition)

Titel: Go vegan!: Warum wir ohne tierische Produkte glücklicher und besser leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Attila Hildmann
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vorher auch nie um die anderen gekümmert hat, ist das eine harte Erkenntnis. Da beginnt man über das Leben nachzudenken. Heute muss ich sagen, ich bin sehr froh, dass alles so kam, auch wenn darüber meine erste Ehe in die Brüche ging. Aber mit dieser Erfahrung hat sich mein ganzes Leben verändert.
    Nach dem Burn-out habe ich in Berlin alle Zelte abgebrochen und bin für Mercedes nach Russland gegangen. Das war ein Abenteuer und eine tolle Chance für mich, noch mal etwas ganz anderes kennenzulernen. Damit begann mein zweites Leben. Ich verliebte mich dort in eine Frau, die damals bereits seit 13 Jahren Vegetarierin war. Das war für mich erst mal total unverständlich. Ich habe mir zum allerersten Mal in meinem Leben die Frage gestellt: »Warum isst jemand vegetarisch?« Ich hatte darüber schlicht noch nie nachgedacht. Das Einzige, worauf ich zuvor in meiner Ernährung geachtet hatte, war, viel Eiweiß zu mir zu nehmen, besonders nach dem Sport. Nach meinem Triathlontraining habe ich das Hühnchen- und Putenfleisch immer fast roh gegessen, nur ganz kurz gekocht und ohne Beilage. Darüber hinaus habe ich mich völlig unbewusst ernährt: Fleisch, Wurst, das war mir egal. Ich habe einfach keinen Gedanken daran verschwendet.
    Als mir meine neue Freundin erklärte, warum sie Vegetarierin ist, hat es keine vier Stunden gedauert und ich war auch Vegetarier. Plötzlich dachte ich: »Ja logisch, für mein Essen werden Tiere geschlachtet. Das möchte ich eigentlich gar nicht.« Ich dachte zum ersten Mal darüber nach, wie viel Gewalt ausgeübt wird, damit wir essen können, was wir essen. In einer so hoch entwickelten und zivilisierten Industriegesellschaft wie der unseren ist das doch gar nicht nötig. Nach diesem Gespräch begann ich, weiter zu recherchieren, habe mich informiert, mir Filme angeguckt und festgestellt: Auch für die Produktion von Milchprodukten und Eiern werden Tiere getötet. Je tiefer man in die Materie einsteigt, umso größer wird die Schweinerei, die man entdeckt. Die männlichen Küken werden vergast, weil sie keine Eier legen, und die Milchkühe werden, wenn sie nicht mehr genügend Milch geben, nach wenigen Jahren geschlachtet. Auch das wollte ich nicht. Also beschloss ich, ganz konsequent zu sein, und wurde vegan. Meine Freundin schloss sich mir an.
    Schon nach kurzer Zeit habe ich gemerkt, wie wohl ich mich damit fühlte. Ein saugutes Körpergefühl stellte sich ein: Gesundheit, Wohlbefinden, Energie, keine Krankheiten mehr. Irgendwie war plötzlich alles im Flow. Und als wir in der Zeit in Russland auch noch rohköstlich lebten, habe ich nur noch drei Stunden pro Nacht geschlafen und mich gefühlt wie ein Gott.
    Die Idee, einen veganen Supermarkt aufzumachen, stammt ebenfalls aus dieser Zeit. Kurz nach unserer Entscheidung, vegan zu leben, liefen meine Freundin und ich gemeinsam durch einen normalen Supermarkt und kauften wie immer vegetarisch ein. Dann haben wir alles wieder aus dem Wagen genommen, was nicht vegan war, und mussten feststellen, dass kaum noch was drin war. Das war so eine Art Schlüsselerlebnis, weil wir uns natürlich dachten: »O.k., als Veganer kann man fast nichts mehr essen und das ist keine gute Aussicht.« Damit war der Keim für Veganz gesät. Wenn man erreichen will, dass sich viele Menschen dazu entschließen, vegan zu leben, muss man ihnen die Möglichkeit geben, weiterhin so einkaufen zu gehen, wie sie das vorher getan haben. Findet man hingegen nur mit Mühe Lebensmittel, ist das nicht sehr reizvoll.

     
    Von Anfang an stand fest, dass ich den Supermarkt in Deutschland eröffnen wollte, in der Gesellschaft, der ich entstamme. Denn dort galten Veganer als die letzten Spinner. In der gesellschaftlichen Wahrnehmung waren das komische Punks, die sich blutverschmiert vors Brandenburger Tor legen. Das hatte ich selbst schon gesehen. Worauf sie aufmerksam machen wollen, habe ich damals nicht kapiert. Ich dachte nur: »Ab zum Arzt und dann geht’s wieder.« Aber nun, da ich selbst diese Metamorphose vollzogen und gemerkt hatte, dass es gar nicht schlimm war, ließ mich der Gedanke nicht mehr los, dass man den Menschen den Wandlungsprozess irgendwie leichter und schmackhafter machen muss. Je mehr ich darüber nachgedacht habe, umso weniger konnte ich mich mit Daimler, meinem Arbeitgeber in Russland, noch identifizieren. Ich fühlte mich immer fremder im Betrieb und habe mich abgekapselt. Ich bin anders geworden als meine Kollegen und Mitarbeiter und fühlte mich auch

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