Go West - Reise duch die USA
er uns wirklich länger hierlassen kann. Sie tragen Verantwortung für uns. Er braucht eine schriftliche Einverständniserklärung. Und zehn Wochen werden wir wohl kaum hierbleiben können. Die anderen gehen ja dann zu Hause wieder in die Schule.«
»Wenn ihr wollt, rede ich noch mal mit euren Eltern«, kam es von George.
»Danke«, sagte Gina. »Aber das hast du ja schon. Warten wir eine halbe Stunde, dann ruf ich zu Hause an.«
Mit Schmetterlingen im Bauch ließen wir die dreißig Minuten vergehen, dann rief ich zu Hause an. Ich hatte es wirklich nicht erwartet, aber unsere Eltern hatten Herrn Lange gesagt, dass wir hierbleiben konnten! Als ich das Gespräch mit unserem Vater beendet hatte, sprangen wir auf und tanzten mit Liz durch die Küche.
»Papa hat gesagt, dass er es mit der Schulleitung schon hinbekommen wird, dass wir länger als die anderen bleiben. Aber zehn Wochen geht nicht«, dämpfte ich Liz und Gina, die aufgeregt herumzappelten. »Wir müssen abwarten, was er mit dem Direktor aushandelt. Und er muss noch eine Mail an Herrn Lange schicken, dass es in Ordnung ist, und dann können wir los!«
Wir redeten durcheinander, und ich war so aufgekratzt, dass ich am liebsten sofort aufgebrochen wäre. Doch dann rief unser Vater noch einmal zurück und besprach unser Vorhaben ausführlich mit uns. Natürlich machten sich unsere Eltern Sorgen um uns, und das konnte ich verstehen. Amerika ist nicht unbedingt frei von Verbrechen, und niemals hätten sie uns erlaubt, allein zu reisen. Aber George und Lisa halfen uns, ihre Bedenken zu zerstreuen. Liz erklärte ihnen, welche Route wir nehmen und bei wem wir unterkommen würden. Wir hatten durch den geplanten Schüleraustausch ja Gott sei Dank jede Art von Formalitäten erledigt. Das Wichtigste war eine Krankenversicherung, denn wer in den USA ins Krankenhaus oder zum Arzt muss, kann sich auf wahnsinnig hohe Behandlungskosten einstellen. Jedenfalls hatten wir jede nötige Versicherung abgeschlossen, das war die Voraussetzung, damit wir überhaupt mitdurften.
Dann war da noch das Thema Geld. Gina und ich hatten für die vorher geplanten vier Monate Aufenthalt jede fünfhundert Dollar Taschengeld bekommen. Dazu hatten wir uns Kreditkarten besorgt, damit wir nicht so viel Bargeld mit uns herumtragen mussten. Das Limit war für uns Schüler zwar nicht sehr hoch, aber es würde reichen, um mal ein Hotelzimmer zu bezahlen. Und schließlich hatten wir auf unseren Konten ja noch eigenes angespartes Geld, sodass wir ein Polster besaßen.
Es war schon 23:00 Uhr Ortszeit, als wir endlich alles besprochen hatten. Ginas Gesicht glühte vor Freude.
»Mann, ist das toll! Liz … vielen, vielen Dank, dass du uns mitnimmst! Alleine hätten wir das nie gedurft!«
»Na ja«, erwiderte unsere Freundin. »Dafür müsst ihr meine Koffer tragen, kochen, Betten machen, Auto waschen und mich unterhalten.«
»Kein Problem!« Ich lachte. »Genau wie zu Hause!«
Unser Vater hatte versprochen, Herrn Lange die E-Mail sofort zu schicken, und wir mussten unseren Lehrer am nächsten Tag noch anrufen, ob er sie auch erhalten hatte, denn sonst wären wir offiziell nicht von der Schulleitung entlassen worden. Aber das war die letzte Hürde.
Kurz vor Mitternacht lösten wir unsere Versammlung in der Küche auf, da die Familie langsam ins Bett wollte. Nur Trish konnte länger schlafen, denn schließlich war ihre Schule abgebrannt. Leider mussten wir uns schon von Dan verabschieden, da er am nächsten Morgen als Erster aufstehen musste. Er drückte mich so doll, dass mir die Luft wegblieb, und versprach, uns im kommenden Jahr in Deutschland zu besuchen.
Eigentlich wollten wir auch ins Bett, doch Liz, Gina und ich waren so aufgedreht, dass wir uns noch in Liz’ Zimmer auf ihr Bett lümmelten und Pläne schmiedeten. Je mehr uns Liz von der geplanten Reiseroute erzählte, umso aufgeregter wurde ich.
»Zuerst fahren wir nach Washington«, sagte sie und breitete eine Karte der USA vor uns aus. »Da können wir bei Freunden meiner Eltern schlafen. Aber nur eine Nacht«, zwinkerte sie mir zu. »Länger halten die uns nicht aus. Von da aus will ich die ganze Ostküste runterfahren bis nach Key West.«
»Key West?« Gina sah Liz fragend an. »Lebte da nicht Ernest Hemingway?«
»Stimmt. Den besuchen wir!«, sagte Liz begeistert. Dann fuhr sie mit dem Finger die Karte entlang. »Das ist eine riesige Tour. Schade, dass ihr noch nicht Autofahren dürft. Sonst könnten wir uns abwechseln. Aber da wir
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