Go West - Reise duch die USA
Casablanca Inn sind massiv gebaut und beinahe hundert Jahre alt. Diese Tatsache sollte uns zwei Tage später ein Erlebnis bescheren, das nicht jeder Reisende durchmacht.
»Egal, welches Zimmer ihr habt, ihr könnt alles in unserem Haus mitbenutzen, wann immer ihr wollt«, sagte Danah, als der Rundgang beendet war. »Zum Strand müsst ihr ein paar Minuten fahren. Einfach über die Brücke und geradeaus.«
»Was gibt es noch außer Strand?«, fragte Liz.
»Na, die Festung müsst ihr euch anschauen. Dann gibt es hier die älteste Schule und das erste Haus Nordamerikas. Und den Fountain of Youth . Die Legende sagt, wer aus dem Brunnen trinkt, wird sich ewige Jugend erhalten.«
»Wow, cool!«, entfuhr es mir. »Dann kann ich ja ewig rumreisen!«
Danah lachte lauthals. »Ja, aber dazu brauchst du noch den Fountain of Money , und den gibt’s hier leider nicht. Was ihr noch machen könnt, ist ein Besuch der Alligator Farm . Die liegt auf dem Weg zum Strand.«
»Okay, ich glaub, das reicht erst mal.« Gina lachte. »Was machen wir zuerst?«
»Einen Stadtbummel«, entschied Liz. »Es ist schon vier. Lasst uns zwei, drei Stunden bummeln, danach futtern und dann auf der Veranda sitzen.«
Es stellte sich heraus, dass zwei, drei Stunden nicht ausreichten. Man kann einfach nicht aufhören, durch diesen Ort zu schlendern. Ein schönes altes Haus reiht sich an das nächste. St. Augustine ist wohl die Stadt mit den meisten Privatunterkünften, und so trifft man alle paar Meter auf ein bed-and-breakfast- Schild. Da die Bridge of Lions nicht weit vom Casablanca Inn über den Atlantic Intracoastal Waterway führt, wanderten wir zuerst an ihr vorbei in Richtung Süden. Die Brücke ist gleichzeitig ein Stück des Highway US -1 . Im Gegensatz zur I-95 ist der US -1 mautfrei und verläuft immer in Küstennähe. Nahe der Brücke befindet sich ein kleiner Platz, auf dem die Statue des stolzen Konquistadors Ponce de León steht.
Der westliche Teil St. Augustines ist nicht sonderlich groß, und man kann eigentlich jede Straße abgehen. Die Häuser sind in tropische Gärten gebettet. Palmen, Bananen, Gummibäume, und damit meine ich wirklich Bäume , nicht solche Bonsaigummis wie bei uns, teilen sich die Gärten mit Hibiskus, Bougainvillea und allen möglichen Pflanzen, deren Namen ich nicht kenne. Der süße Blütenduft begleitet dich und versetzt dich gemeinsam mit all den Eindrücken dieser alten Stadt in eine andere Welt. Wären da nicht die Autos, die Illusion einer Zeitreise wäre perfekt.
Auf unserer Wanderung kreuzten wir die St. George Street , die als Flaniermeile von St. Augustine gilt. Hier könnt ihr einkaufen, vor allem aber in Galerien stöbern, Künstlern zugucken und nicht alltägliche Dinge finden. Was ihr euch sparen könnt, es aber auch in St. Augustine gibt, sind »Attraktionen« wie das in beinahe jeder größeren Stadt anzutreffende Potters Wax Museum oder Ripleys Believe it or not .
Am Ende unseres Spaziergangs kamen wir an einem kleinen See vorbei, dem Maria Sanchez Lake , und beobachteten ein merkwürdiges Schauspiel. Fliegende Fische schossen aus dem Wasser, sausten ein gutes Stück über die Oberfläche dahin und tauchten dann wieder ein. Es war schon halb dunkel, und in dem fahlen Licht der Laternen schimmerten die Leiber der Fische wie zitternde Stücke fliegenden Stanniolpapiers.
»Wahnsinn!«, entfuhr es Gina. »Hast du so was schon mal gesehen?«
»Nein«, gab Liz zu. »Die kenn ich nicht. Bei uns kommen die Fische nur zum Luftschnappen nach oben.«
»Bei uns auch.« Ich schaute fasziniert zu, wie eine Gruppe von fünf Fischen an uns vorbeiflog. Es sah tatsächlich so aus, als nutzten sie ihre Flossen zum Gleiten.
»Fliegende Fische gibt es ja wirklich«, murmelte Gina. »Vielleicht ist der See mal vom Meer abgetrennt worden, und ihre Vorfahren wurden hier gefangen.«
»Und jetzt trainieren sie für den großen Flug nach Osten«, sagte Liz grinsend.
Es war schon recht spät, als wir zurück im Casablanca waren. Die übrigen Gäste waren wohl bereits schlafen gegangen, und so hatten wir die Veranda für uns. Wir blickten auf die sich im waterway spiegelnden Lichter, tranken Eistee und unterhielten uns leise bis weit nach Mitternacht.
Besäße ich eine Schatztruhe, in der ich die zehn schönsten Momente meines Lebens aufbewahren könnte, so wäre dieser einer von ihnen.
***
Beim Frühstück eröffnete uns Carl, dass sich ein tropischer Sturm zusammenbraute.
»Können wir dann nicht an den
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