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Gods and Warriors - Die Insel der Heiligen Toten: Band 1 (German Edition)

Gods and Warriors - Die Insel der Heiligen Toten: Band 1 (German Edition)

Titel: Gods and Warriors - Die Insel der Heiligen Toten: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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Richtung Meer zu führen schien. Kurz darauf mündete er jedoch in eine Lichtung, die ringsum von verkohlten Bäumen versperrt war.
    Auf den Hängen lagen umgestürzte Pinien, wie von der Hand eines Riesen entwurzelt. Hylas, der es merkwürdig fand, dass die Bäume quer übereinander lagen, trat näher heran.
    An den Stämmen befanden sich Axtkerben. Er kehrte zu dem Stoß aus Bäumen zurück und grub einige Rinderknochen sowie schwarz verbrannte Tonscherben aus. Er schnupperte daran und blinzelte ungläubig. Die Scherben rochen nach Öl.
    »Jemand hat mit Absicht ein Feuer gelegt«, erklärte er. »Er hat die Bäume gefällt, sie mit Öl übergossen und angezündet. Der Wind hat das Feuer ins Tal getrieben.«
    »Aber – aber sie wollten doch bestimmt nicht das ganze Tal in Brand setzen«, gab Pirra stockend zurück. »Das Feuer muss außer Kontrolle geraten sein.«
    Hylas musterte die Granittafel vor dem Holzstapel. Darauf häufte sich eine beträchtliche Anzahl glitzernder Pfeilspitzen aus Obsidian.
    Er nahm eine der Spitzen und betrachtete sie aufmerksam. Sie war wie ein Pappelblatt geformt, genau wie die Spitze, die er aus seinem Arm gezogen hatte.
    »Das waren Krähen«, erklärte Pirra kalt.
    »Aber warum?«, murmelte er.
    »Angeblich verbrennen sie ihre Opfergaben.«
    »Du glaubst, sie haben hier ein Opfer gebracht? Wozu? Was wollten sie damit erreichen?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Niemand bringt so große Opfer. Mit diesem Holz hätte man zehn Dörfer bauen können.«
    »Ganz zu schweigen von den armen Baumgeistern.«
    In Hylas stieg Wut über den Tod der Tiere und wehrlosen Bäume auf. Daran waren die Krähen schuld. Immer waren es die Krähen.
    »Was stimmt nicht mit dieser Insel?«, murmelte er. »Hier laufen anscheinend alle Fäden zusammen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Warum ist das Schiff hier auf Grund gelaufen? Was ist mit Filos’ Schwarm geschehen? Warum ist der Erderschütterer erwacht?« Er runzelte die Stirn. »Ich habe den Eindruck, als würde dem Angriff der Krähen ein bestimmtes Muster zugrunde liegen, das ich nicht erkennen kann. Ich komme mir vor wie eine Fliege im Spinnennetz.«
    Pirra gab keine Antwort, sondern spähte mit gerecktem Hals zu den umgestürzten Bäumen hoch. »Ob wir den Abhang dort hinaufklettern können?«
    Hylas blickte prüfend hinüber. »Zumindest ist es einen Versuch wert. Ich gehe zuerst, du wartest hier.«
    Die übereinander liegenden Stämme gerieten jedoch bei jedem Schritt in Bewegung, und die abgebrochenen Äste waren spitz wie Nadeln. Er rief Pirra eine Warnung zu, falls er eine Lawine auslöste. Erst auf halber Höhe sah er den Felsüberhang. Diese Steilwand war unbezwingbar. Die Insel wollte sie offenbar nicht freigeben.
    Der Abstieg war noch schwieriger, da seine mit Holzkohle verschmierten Hände und Füße ständig abrutschten. Als seine lederne Dolchhülle sich an einem Zweig verfing, rutschte die Waffe heraus und stürzte klirrend zu Tal. Pirra rannte los und hob den Dolch auf.
    Hylas schaute nach hinten und entdeckte eine schmale Schlucht, die er bei seinem Aufstieg nicht gesehen hatte. Sie lag hinter einem Felsen verborgen am anderen Ende der Lichtung. Dort blitzte leuchtendes Grün auf, und er schöpfte neue Hoffnung. Das Feuer hatte diese Schlucht verschont.
    Sie führte geradewegs zum Meer hinunter.
    Gerade als er Pirra die gute Nachricht mitteilen wollte, bewegte sich etwas im Gebüsch der Schlucht.
    Er erstarrte.
    Die Büsche raschelten erneut.
    Jemand kam aus dieser Richtung auf sie zu.

D er Mann, der aus der Schlucht auftauchte, hinkte leicht und hielt sich im Schatten des Unterholzes, als wolle er nicht gesehen werden.
    Er ging barfuß und trug eine zerschlissene lederne Tunika, die völlig salzverkrustet war. Ein zur Hälfte geleerter Trinkschlauch hing über seiner Schulter und ein einfaches Messer aus Feuerstein an einem Tau, das ihm als Gürtel diente. Der Mann war offenbar kein Sklave, denn er trug das Haar lang, und obgleich er wie ein heimatloser Wanderer wirkte, hatte er den muskulösen Körper eines Kriegers. Aus der Entfernung konnte Hylas das Gesicht des Fremden zwar nicht erkennen, aber die konzentrierte Aufmerksamkeit, die von ihm ausging, wirkte beunruhigend.
    Aus seinem Versteck zwischen den Bäumen spähte Hylas auf die Lichtung hinunter. Pirra war spurlos verschwunden. Hoffentlich hatte sie den Mann kommen hören und sich versteckt.
    Ohne sich aus den Schatten zu lösen, verharrte der Mann vor den aufgehäuften

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