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Godspeed | Die Ankunft

Godspeed | Die Ankunft

Titel: Godspeed | Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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aber ich weiche trotzdem immer weiter zurück, weg vom Auto-Shuttle. Über Dads Schulter werfe ich einen Blick auf Mom in ihrer Transportbox. Sie lächelt mich an und ihr Mund formt drei Worte. Ich kann sie zwar nicht hören, aber ich weiß auch so, was sie sagt –
Ich liebe dich
. Ich berühre das goldene Kreuz an meiner Kette und flüstere dieselben Worte.
    Dann wende ich mich von meinem Vater ab und gehe.
    Ich stelle mich neben Junior. Ich sehe ihn nicht an. Ich sehe auch die Leute hinter uns nicht an. Ich beobachte nur meinen Vater. Und warte.
    Er ist wütender, als ich ihn je zuvor erlebt habe.
    Aber er bedient die Kontrolleinheit auf dem Rollfeld und leitet die Startsequenz des Shuttles ein. Ohne mich.
    Ich lasse Mom nicht aus den Augen, die mich traurig, aber auch verständnisvoll ansieht. Aus den Schläuchen in den Boxen ist ein lautes Zischen zu hören – das ist der einströmende Sauerstoff für die Reise zur Raumstation.
    Etwas in Moms Gesicht verändert sich.
    Auf der Kontrolleinheit in Dads Händen fängt ein kleines rotes Licht an zu blinken.
    Pochende Geräusche erregen meine Aufmerksamkeit.
Bumm! Bumm! Bumm!
Die Leute in den Transportboxen schlagen wie wahnsinnig gegen die Plastik-Abdeckungen.
    Mich durchflutet blankes Entsetzen.
    Die Boxen wackeln wie wild in ihrem Schienensystem, weil die Leute immer noch versuchen, sich zu befreien.
    Mein Kopf fährt herum zu Mom. Ihr Mund hängt merkwürdig weit offen, als könnte sie ihre Gesichtsmuskeln nicht mehr kontrollieren. Ihre Augen sind starr und ihr Blick ist leer.
    »Da stimmt etwas nicht!«, schreie ich und renne los. »Da stimmt etwas nicht mit der Luft!«
    Dad flucht und versucht, die Kontrolleinheit zu bedienen, aber das kleine rote Lämpchen blinkt immer weiter und das Gas – das Gas, das vermutlich kein Sauerstoff ist – zischt immer weiter in die versiegelten Transportboxen.
    Ich werfe mich mit aller Kraft gegen Moms Box. Das Plastik biegt sich zwar, bricht aber nicht, und auch die Versiegelung öffnet sich nicht. »Mach die Boxen auf!«, kreische ich. »Mach alle auf! Das ist Gift!«
    »Es geht nicht! Es geht nicht!«, schreit Dad und schlägt fluchend auf die Kontrolleinheit ein.
    Ich zerre mit aller Kraft an der Plastikabdeckung. Meine Fingernägel brechen ab, aber das ist mir egal. Ich bekomme sie nicht auf, meine Mom ist da drin, und sie ist vielleicht schon –
    Ein lautes Zischen ertönt und alle fünfhundert Boxen öffnen sich gleichzeitig.
    » MOM !«
, schreie ich, und die Gaswolke, die in der Box war, strömt mir entgegen. Ich falle auf den Boden und nehme gerade noch wahr, wie mir die Sinne schwinden. Dad stürzt zu mir und hebt meinen Kopf vom Boden hoch. Junior ist auf meiner anderen Seite.
    »Amy? Amy?«, ruft Dad, schreit es mir ins Gesicht, aber das Gas hat mich eingefroren.
     
    Ich kann mich nicht bewegen.
     
    Alles kommt mir so …
     
    … langsam vor.
     
    Das habe ich schon mal gefühlt.
     
    Als würde man unter Wasser leben.
     
    Der Himmel ist so blau.
     
    Daddy. Daddy schreit mich an.
     
    Wieso macht er das?
     
    Da ist Mommy.
     
    Sie ist so ruhig.
     
    Totenstill.

[zurück]
50 Junior
    Schreie gellen über das Rollfeld, als die Leute auf die Boxen zurennen und die zu retten versuchen, die in den Gurten hängen.
    Doch es ist zu spät. Sie sind alle tot.
    Ich brauche keine Probe des Gases, um zu wissen, dass es hochkonzentriertes Phydus war, das sie umgebracht hat – und da das Labor im Shuttle nicht mehr existiert, könnten wir die Probe ohnehin nicht testen. Aber Amys Reaktion sagt mir alles, was ich wissen muss. Ich hocke neben ihr. Mein Kopf weiß, dass ich nichts tun kann, außer abzuwarten, bis die Wirkung nachlässt. Aber mein Körper zittert vor Angst. Sie hätte in einer der Boxen sein können. Sie könnte jetzt … Ich schmecke Galle und schlucke sie herunter. Ich kann es mir nicht erlauben, jetzt wegen etwas zusammenzubrechen, das gar nicht passiert ist.
    Colonel Martin überprüft die Vitalzeichen seiner Frau und bricht dann zu ihren Füßen zusammen. Es ist, wie ich befürchtet habe. Sie ist tot. Ihre Augen und ihr Mund sind weit geöffnet, als würde sie schreien, aber es ist zu spät. Sie ist gestorben – an einer Überdosis Phydus.
    Jetzt besteht kein Zweifel mehr, dass die Aliens über Phydus verfügen und genau wissen, wie es wirkt.
    Sie haben vierhundertneunundneunzig Menschen auf einen Schlag getötet.
    Die Ärzte, die nicht in den Transportboxen steckten – es sind nur noch

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