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Godspeed | Die Ankunft

Godspeed | Die Ankunft

Titel: Godspeed | Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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Vaseline, mit dem wir das Ganze dünn einstreichen, damit das Feuer heißer brennt und sich schneller ausbreitet. Es dauert Stunden, alles herzurichten.
    Wir hoffen, dass die Aliens, die uns vielleicht schon beobachten – die uns mit ziemlicher Sicherheit beobachten –, davon ausgehen, dass wir nur einen Entwässerungsgraben oder so etwas anlegen. Wir hoffen auch, dass das Feuer sich schnell ausbreitet, der Wind den Rauch nicht in unsere Richtung bläst und der Plan tatsächlich funktioniert.
    Im Grunde hoffen wir auf ein Wunder.

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58 Junior
    »Bartie?«, sage ich in meine Dra-Kom.
    »Ja, Junior?«
    »Fang an zu zählen.«
    Ich drehe die Ventile der Sauerstoffflaschen auf und das Gas zischt nach unten heraus. Ich will es als Düsenantrieb verwenden, der mich dorthin befördern soll, wohin ich muss. Aber der Druck ist nicht besonders stark und die Dekompression der Ausstiegsschleuse könnte mir bereits den Rest geben. Ich unterdrücke ein Grinsen, weil ich daran denken muss, mit welchen Schimpfworten Amy mich wohl belegen würde, wenn sie mich jetzt sehen könnte.
    Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Einatmen. Ausatmen.
    Bei den Sternen, Amy, es tut mir leid.
    Mit der Faust schlage ich auf Portal öffnen .
    Die Lamellen der Ausstiegsluke klappen zurück und ich fliege hinaus. Alles, was ich sehen kann, sind chaotische Momentaufnahmen von dem metallischen Gewebe des Tunnels. Ich fliege unkontrolliert darin herum, stoße immer wieder gegen die Wände und bete, dass ich damit nicht alles noch schlimmer mache. Dinge knallen mir an den Kopf, Seilschlaufen an der Oberseite des Tunnels, die den Umsteigenden als Handgriffe dienen. Mein Gehirn spielt mir Streiche: Ich werde in alle Richtungen geschleudert, aber es fühlt sich dennoch an, als würde ich abstürzen, und ich habe ein komisches Gefühl im Magen. Obwohl ich das metallische Gewebe des Tunnels sehen und die Seilschlaufen fühlen kann, ist kein Geräusch zu hören. Mein Gehirn schreit mir panisch zu: Das ist
falsch
! Das ist alles
falsch
!
    Die klaffende Öffnung am Ende des Tunnels rast auf mich zu. Mist!
Mist!
Der Druckabfall beim Ausstieg war viel schneller und heftiger, als ich erwartet hatte. Jetzt wirkt der Tunnel wie ein Windkanal, weil die Luft aus der Schleuse durch ihn hindurchschießt. Ich drehe meinen Körper, und der Sauerstoff, der aus den Tanks an meinen Hüften strömt, bremst mich genug ab, dass ich nach einer der Seilschlaufen greifen kann …
    Mein Körper fühlt sich aufgeblasen an und meine Gelenke gehorchen nicht richtig. Das Seil entgleitet meinen Fingern.
    Ich zapple verzweifelt und versuche, die nächste Schlaufe zu erwischen.
    Meine Lunge schreit nach
Sauerstoff
.
    Mir ist kalt und mein Mund fühlt sich ganz pelzig an. Vor meinen Augen verschwimmt alles.
    Ich greife nach der nächsten Seilschlaufe.
    Wieder nichts.
    Meine Schultern tun weh. Ich fühle mich, als würde ich in zwei Teile gerissen.
    Ich werfe mich nach vorn. Ich spüre die Sauerstoffflaschen, die mir immer noch gegen die Beine blasen und mich nach oben befördern – zur allerletzten Halteschlaufe. Diesmal stoße ich meinen ganzen Arm hindurch und stemme die Handflächen gegen den Rand der Magnetverbindung. Ich kann kaum noch etwas sehen, denn über allem liegt ein roter Schleier.
    Aber ich bin fast an der Luke.
    Ich drehe mich, bis die Sauerstoffflaschen direkt nach unten zeigen. Das Ende des Tunnels bewegt sich nach rechts. Die Luke. Ich kann … fast … Es zerreißt mich beinahe, aber ich greife dennoch nach ihr.
    Ich kann das Klicken von Metall auf Metall nicht hören, weil es im Weltraum keine Geräusche gibt, aber ich weiß es trotzdem – das Magnetsiegel ist genau dort, wo ich es haben wollte. Das Andocken hat geklappt.
    Aber es ist keine Luft im Tunnel.
    Keine Luft in
mir
.

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59 Amy
    Jetzt können wir nur noch warten.
    Und das tun wir.
    Dad verteilt Wasser – einen Eimer pro Haus – und warnt die Leute, dass es gefährlich sein könnte, zur Latrine zu gehen. Mittags essen wir die letzten Vorräte, die wir in die Kolonie mitgenommen hatten – der Rest unserer Nahrungsmittel war im Shuttle. Wir waren davon ausgegangen, dass die wichtigsten Dinge wie Essen und Medikamente dort am sichersten aufgehoben waren. Mir wird schon schlecht, wenn ich nur an die Ironie dieser Situation denke.
    Im ersten Haus sind nur Dad und ich. Ohne Mom wird daraus niemals ein Heim werden und deswegen ist es jetzt unsere Operationszentrale. Alle Militärs melden sich

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