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Godspeed | Die Ankunft

Godspeed | Die Ankunft

Titel: Godspeed | Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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rechtzeitig meinen Ellbogen und hält mich fest, und obwohl ich seine Hand gern abschütteln und ihm sagen würde, dass ich allein gehen kann, bin ich nicht sicher, ob das klug wäre.
    Im Krankenhaus hängt mich Doc an den Tropf, obwohl ich beteuere, dass das nicht nötig ist, und er gibt ein Medikament direkt in die Kochsalzlösung. Dann reicht er mir einen kleinen Handspiegel, damit ich mir mein Gesicht ansehen kann. Ich habe überall blaue Flecke und kann die roten Venen sehen, die deutlich hervortreten. Das Weiße meiner Augen ist knallrot, als wäre es mit Blut gefüllt. Kein Wunder, dass Bartie immer wieder davon anfängt. Doc gibt zwei dicke gelbe Tropfen von irgendwas in meine Augen. Das Zeug brennt, aber er versichert mir, dass es hilft.
    »Abmarsch«, ist das einzige Wort, mit dem Bartie Doc wegschickt.
    Doc sieht aus, als wollte er protestieren, aber Bartie sieht ihn mit eisiger Miene an. Das hatte ich fast vergessen – Bartie ist dafür verantwortlich, Doc für die Verbrechen zu bestrafen, die er kurz vor unserem Aufbruch verübt hat.
    Doc nimmt langsam sein Stethoskop vom Hals und legt es sorgfältig auf den Tisch. Er rückt die medizinischen Instrumente zurecht, die dort liegen, kontrolliert meinen Tropf, nickt mir zu und geht. Noch bevor er um die erste Ecke verschwunden ist, tauchen zwei Versorger – vor Barties Revolution waren sie Schlachter – beiderseits von Doc auf und eskortieren ihn … irgendwohin.
    Ich frage mich, ob das jetzt Docs Leben ist – ein Gefangener, der nur gelegentlich hinausdarf, um Medizin zu praktizieren. Hat er einen Lehrling, der sein Wissen erlernen und damit seine einzige Fähigkeit überflüssig machen wird?
    Dieser Gedanke erinnert mich an Kit, und wenn ich an Kit denke, muss ich auch daran denken, wie sie gestorben ist.
    Ich schlucke meine Fragen über Doc und seine Bestrafung herunter. Es gibt Wichtigeres zu besprechen.
    Bartie zieht sich einen Stuhl heran. »Woher wusstest du es?«, fragt er.
    »Was wusste ich?«
    »Dass der Antrieb versagt. Dass wir auf der
Godspeed
nicht länger überleben können.« Bartie sagt dies mit einer so gelassenen Ernsthaftigkeit, dass mir klar wird, dass er sich bereits damit abgefunden hat – und mit den schwarzen Pflastern.
    Ich grinse ihn frech an. »Ich wusste, dass du das Schiff nicht ohne mich in den Griff bekommst.«
    Bartie versucht zu lachen, aber über dieses Thema kann er keine Witze machen.
    »Doc ist schuld daran«, sagt er. »Als er die Brücke gesprengt hat« –
und Shelby und die anderen getötet
, denke ich –, »ist der Antrieb beschädigt worden.«
    »Beschädigt?«, frage ich.
    Bartie nickt ernst. »Und jetzt kommst du uns retten.« Er klingt deprimiert, was ich sehr gut verstehen kann.
    »Das Auto-Shuttle ist riesig«, sage ich. »Wir können fünfhundert in den Transportboxen unterbringen und alle anderen im Frachtraum. Das lässt uns zwar nicht mehr viel Platz für Fracht, aber wir müssen so viel Nahrung einpacken, wie wir können. All unsere Vorräte auf dem Planeten sind zerstört worden. Wir müssen alles mitnehmen, das unser Überleben sichert.« Ich zögere. »Aber du musst wissen, diese ›Monster‹, von denen Orion gesprochen hat – die gibt es wirklich und sie sind sehr gut darin, uns umzubringen. Bevor ich herkam, habe ich fast fünfhundert Tote zu den Sternen geschickt.«
    Bartie schaut mich nicht an, als er mir antwortet. »Ob ich nun hier sterbe oder dort, ich glaube, ich will zumindest erst Zentauri-Erde sehen.«
    »So hast du bisher aber nicht gedacht«, bemerke ich trocken.
    Bartie verzieht keine Miene. »Da wusste ich auch noch nicht, dass das Schiff so verdammt schnell den Geist aufgeben würde.«
    Ich erzähle Bartie alles, von Orions letzten Worten bis zu den Angriffen der Aliens, und die Medikamente und die Flüssigkeitszufuhr helfen mir wieder auf die Beine. Ich beginne mit der Zerstörung des Shuttles und dem Tod so vieler unserer Leute. Wir reden weiter und gehen dabei hinaus in den Garten. Es sind merkwürdig wenige Menschen unterwegs, aber Bartie erzählt mir, dass die Leute es vorziehen, in der Stadt zu bleiben. Die Luke im Teich ist mit zu vielen schmerzlichen Erinnerungen verbunden. Die Bewohner der
Godspeed
wollen nicht daran erinnert werden, wie sie sich entschieden haben, nicht an die Freunde zu denken, die sie ziehen ließen.
    Bei der Statue des Seuchenältesten bleiben wir stehen und betrachten sie einen Moment lang schweigend.
    »Hier beginnt und endet alles,

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