Goebel, Joey
Mudvayne, Bob Seger, Van Halen, Godsmack, Poison, Led Zeppelin, Black Crowes, Kid Rock, Jimi Hendrix und Saliva.
Anschließend begab er sich in die Abteilung Herrenbekleidung, wo er sich eine komplett neue Garderobe zulegte, angefangen bei der Unterwäsche. Er kaufte ärmellose [444] Hemden, T -Shirts und kurze Hosen, außerdem ein paar Badehosen, falls er den Pool seines neuen Zuhauses ausprobieren wollte.
Schließlich war sein Einkaufswagen randvoll.
»Mann, da hast du ja mächtig zugeschlagen«, sagte die ältere Kassiererin, mit der Blue Gene noch im alten Wal-Mart zusammengearbeitet hatte.
»Is nicht für mich. Ich wollte die Weihnachtsgeschenke diesmal frühzeitig besorgen.«
Er zahlte mit einem Scheck, lud den Inhalt des Einkaufswagens auf die Ladefläche seines Trucks, bedeckte die Waren mit einer Plane und betrat den Wal-Mart erneut, um Lebensmittel einzukaufen. Als ihm klar wurde, dass seine Möglichkeiten beschränkt waren, wenn er in dem Hotelzimmer essen wollte, kaufte er einen Toaster und eine Mikrowelle. Er deckte sich mit Pop Tarts, Spaghetti-Os, Junkfood und Brot ein. Den Großeinkauf rundete er mit einem Kasten Miller High Life, einem Kasten Miller Genuine Draft, der größten Kühlbox, die er fand, einer Flasche Wick DayMed und einer Flasche MediNait sowie – für den Fall, dass er wieder anfing zu rauchen – zehn Stangen Parliament ab. Auf dem Rückweg ins Ambassador Inn machte er an einem kleinen Laden halt.
»Ich möchte ein Exemplar von jeder Zeitschrift, die Sie da unten haben«, sagte er zu dem Kassierer mit einem Blick hinter den Tresen. »Außer denen, wo Bilder von Typen drin sind.«
Er legte noch eine Handvoll Stangen Beef-Jerky-Trockenfleisch auf den Zeitschriftenstapel, zahlte und sprang in seinen mit Waren überladenen Truck.
[445] Blue Gene genoss es, dass niemand wusste, wo er war. Er unternahm keinen Versuch, irgendwen anzurufen, nicht einmal Jackie, sondern dachte nur an sich. An den ersten beiden Abenden seiner Emigration rauchte er vor allem, trank Bier und sah sich im Fernsehen Filme an, obwohl es ihm schwerfiel, sich zu konzentrieren. Doch das Leben hatte ihm mehr als genug gegeben, woran er zu knabbern hatte, um Earl von My Name Is Earl genug Aufmerksamkeit zu schenken, wenn der mal wieder für eine seiner Sünden büßen musste.
Da Blue Gene es bereits satthatte, darauf zu warten, dass die Zeit ihre Salbe auf seinen neuen Wunden verteilte, redete er sich ein, dass er seine Angst irgendwie bezwingen könnte, wenn er über alles gründlich nachdächte. Doch auch diesmal gab es keine plötzliche, strahlende Erleuchtung, die ihm das Licht lieferte, mit dessen Hilfe er zur Selbsterkenntnis fand. Was er schon wusste, doch es hinderte ihn nicht daran, es zu versuchen. Das Bier war seinen Bemühungen nicht zuträglich, allerdings half es ihm zu vergessen, dass er erkältet war.
Nach zwei vollen Tagen auf dem Hotelzimmer mit einem BITTE-NICHT-STÖREN -Schild an der Tür wagte Blue Gene sich am Samstagabend in die Schwimmhalle, mit einer Bierdose in einem handlichen Bierkühler aus Schaumstoff. Er hoffte, eine ihm unbekannte Frau zu treffen, mit der er am Pool plaudern konnte, doch da waren nur kleine Kinder. Weil er den Geruch von Chlor so angenehm fand, legte er sich auf eine Liege am Beckenrand. Der Chlorgeruch erinnerte ihn an seine Kindheit, an das 50-Meter-Becken, in dem er schwimmen gelernt hatte. Er fand das ständige Plantschen und das hohe Gekicher der Kinder angenehm, und [446] ihm gefiel auch, dass die Decke über dem Pool ein riesiges Oberlicht war, das der Abendsonne einen grauen Ton verlieh und alles in ein surreales Halbdunkel tauchte. Alles war trübe.
Als ein paar Frauen in Bikinis am Pool auftauchten, machte Blue Gene keinen Versuch, sich mit ihnen zu unterhalten. Sie waren kein Ersatz für Jackie Stepchild. Er beschloss, sie nicht einmal anzusehen, denn genau das erwarteten sie. Stattdessen sah er zum Oberlicht hinauf. Er beobachtete, wie die Sterne aufgingen, und er genoss den Anblick so sehr, dass er, als das Bier alle war, in sein Zimmer ging und seine Kühlbox samt einer Packung Zigaretten mit runter an den Pool nahm. Dort betrachtete er weiter den Himmel und bemühte sich um eine Neuorientierung.
Nach siebenundzwanzig Jahren hatte Blue Gene Mapother erfahren, dass der Mann, der ihn »Sohn« nannte, in Wirklichkeit sein Großvater war. Die Frau, die ihn »Sohn« nannte, war in Wirklichkeit seine Großmutter. Er hatte jetzt zwei Großmütter. Und
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