Goebel, Joey
sagte Blue Gene mit der Überzeugungskraft eines Mannes, der in allen Fächern, die es je gab, seinen Doktor gemacht hatte.
[441] »Es gehört dir, aber nie ein Wort von alledem zu niemandem.«
»Mach dir da keine Sorgen. Ich stehe zu meinem Wort. Und mein Wort bedeutet noch etwas.«
Und so wurde Blue Gene Mapother zum drittreichsten Mann in Bashford.
Nachdem sie das Gefängnis verlassen hatten, bestand Blue Gene darauf, dass Henry ihn sofort zur Bank begleitete, um sicherzugehen, dass er seinen Teil der Abmachung erfüllte. Auf dem Weg dorthin schlug Henry vor, Blue Gene möge ihm gestatten, eine Jahresrente für ihn zu vereinbaren oder auch eine steuerfreie Stiftung, falls er vorhabe, Bernice oder wohltätigen Einrichtungen Geld zu spenden. Blue Gene sagte, er wolle den Vorgang vereinfachen: Er wolle das Geld schlicht auf seinem Konto haben. Er befürchtete, von Henry irgendwie betrogen zu werden, wenn es zu kompliziert würde, da Blue Gene in Geschäftsdingen überhaupt keine Ahnung hatte.
Nachdem sein mickriges Bankkonto dank seines Erbes sprunghaft angeschwollen war, ließ Blue Gene sich zu seinem Pick-up bringen, der am Flussufer auf ihn wartete. Als Henry ihn absetzte, sagte Blue Gene, er werde eine Weile verreisen, weit weg, verrate aber nicht, wohin, weil er seine Familie nie wiedersehen wolle. Henry erhob keine Einwände.
Doch in Wirklichkeit verreiste Blue Gene nicht weit, weil er verkatert und immer noch ein wenig betrunken war und weil ihm die Energie zum Reisen fehlte. Gleich nachdem Henry weggefahren war, bog Blue Gene auf den Parkplatz des Ambassador Inn, das er sich nur ausgesucht hatte, weil [442] er jetzt Multimillionär war und es für richtig hielt, im besten Hotel der Stadt abzusteigen. Doch an der Rezeption ertappte er sich dabei, dass er sich eines der weniger teuren Zimmer »am anderen Ende« geben ließ statt eine der Suiten in den oberen Etagen, von wo aus man einen Panoramablick auf den Fluss hatte.
Ehe er auf sein Zimmer ging, musste er beenden, was dieses Chaos erst ausgelöst hatte. Er setzte sich auf eins der Ledersofas in der Empfangshalle und schrieb einen Scheck über 700 000 Dollar aus. Dann ging er in den hoteleigenen Souvenirladen, kaufte einen Umschlag und eine Briefmarke und kritzelte ein paar Zeilen auf einen Zettel:
Bernice,
damit sollst du zum Arzt gehen und Medikamente kaufen und deine Rechnungen bezahlen. Keine Widerrede, ich bestehe darauf, dass du es nimmst, und damit basta. Wenn du willst, dass ich dir verzeihe, dass du mich dermaßen belogen hast, musst du das Geld nehmen, und wenn du’s nicht nimmst, bring ich mich um. Nimm es. Das muss ich einfach machen. Such nicht nach mir, mach dir aber auch keine Sorgen um mich.
Nimm’s leicht, BG
Er humpelte nach draußen und warf den schlichten, weißen Umschlag mit einem nervösen Lachen durch den breiten Schlitz eines großen, blauen Postkastens. Er spähte hinein, um sich zu vergewissern, dass der Brief auch nach unten gefallen war. Dann ging er wieder in die Empfangshalle des Hotels mit dem Innenhof und machte sich auf den [443] vierminütigen Spaziergang zu seinem Hotelzimmer, vorbei an der Hotelbar, vorbei an dem Hallenbad, weiter, weiter, dann ein paar Treppen hinauf und durch einen Flur, vorbei an der Eismaschine. Endlich erreichte er sein bescheidenes, in Erdtönen gehaltenes Zimmer, zog die schweren Vorhänge zu und blieb die nächsten zwei Tage im Bett.
Als die Realität weniger schmerzte und der Schmerz von einer unruhigen Depression und tiefer Desorientierung in der existierenden Ordnung abgelöst wurde, ging Blue Gene in den Super Wal-Mart. Nur die Zeit, fand er, könne ihm helfen, allmählich seinen neuen Platz in der Welt zu finden, und er beschloss, diese Zeit allein zu verbringen, nicht auf dem Anwesen seiner Familie, nicht auf einem gottverlassenen Trailerpark, sondern im billigsten Zimmer des teuersten Hotels in Bashford vergraben. Das erforderte Vorräte.
Zum ersten Mal in seinem Leben kaufte Blue Gene alles, was er wollte. Nachdem er mehr Toilettenartikel in seinen Einkaufswagen gepackt hatte, als er brauchte, betrat er die Elektronikabteilung, wo er einen DVD -Spieler, Ein ausgekochtes Schlitzohr, Auf dem Highway ist die Hölle los, alle Rambo -Filme, alle Star Wars, alle Rockys, alles, wo Adam Sandler mitspielte, und jede Wrestling- DVD , die der Laden auf Lager hatte, in seinen Wagen packte. Dann suchte er sich einen Ghettoblaster und ein paar Dutzend CD s aus, darunter Aerosmith,
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