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Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band

Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band

Titel: Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas R. Hofstadter
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finitistischen Methoden über den Zwischenraum zu ziehen, scheitern muß. Gödel zeigte, daß man kein leichteres Seil verwenden kann, wenn man das schwere Tau über den Zwischenraum ziehen will: Es gibt einfach keines, das stark genug wäre. Weniger bildlich ausgedrückt: Jedes System, das stark genug ist, die Widerspruchsfreiheit von TNT zu beweisen, ist mindestens so stark wie TNT selbst. Und so ist Zirkularität unvermeidlich.

Ein Mu-Opfer 1
    Theo Schildkröte und Achilles haben soeben einen Vortrag über die Ursprünge des genetischen Codes gehört und trinken jetzt bei Achilles zu Hause Tee.
    Achilles: Ich muß etwas Schreckliches beichten, Theo.
    Schildkröte: Was denn, Achilles?
    Achilles: Trotz des faszinierenden Themas des Vortrags nickte ich ein oder zweimal ein. Aber benommen wie ich war, war mir doch halb bewußt, daß Wörter an mein Ohr drangen. Ein seltsames Bild, das aus tieferen Schichten auftauchte, war, daß „A“ und „T“, anstatt für „Adenin“ und „Thymin“ für meinen Namen und für den Ihrigen stehen und daß Doppelstränge von DNS entlang ihrem Rückgrat winzige Kopien von mir und von Ihnen trügen, und zwar immer paarweise, genau wie das bei Adenin und Thymin immer der Fall ist. Ist das nicht eine merkwürdige symbolische Vorstellung?
    Schildkröte: Puh, wer glaubt schon an so dummes Zeug! Und überhaupt wie steht's mit „C“ und „G“?
    Achilles: Nun, ich nehme an, daß C für Carl Krebs anstatt für Cytosin stehen könnte. Was „G“ anlangt, bin ich nicht sicher, aber irgend etwas würde einem schon einfallen. Auf jeden Fall war die Vorstellung amüsant, daß meine DNS mit winzigen Bildern von Ihnen wie auch mit winzigen Bildern meiner selbst angefüllt ist. Stellen Sie sich nur vor, zu was für einer unendlichen Regression DAS führt!
    Schildkröte: Ich sehe schon: Sie haben bei der Vorlesung nicht allzusehr aufgepaßt.
    Achilles: Nein, da haben Sie unrecht. Ich tat, was ich konnte; nur fiel es mir schwer, Phantasie und Fakten auseinanderzuhalten. Schließlich ist es eine seltsame Unterwelt, die diese Molekularbiologen erforschen.
    Schildkröte: Wie meinen Sie das?
    Achilles: Die Molekularbiologie ist voller merkwürdiger verschlungener Schleifen, die ich nicht ganz verstehe, zum Beispiel wie gefaltete Proteine, die in DNS codiert sind, eine Schleife nach rückwärts bilden und die DNS, von der sie kommen, manipulieren, ja sogar zerstören können. Solche seltsamen Schleifen stürzen mich immer in größte Verwirrung. Sie sind irgendwie unheimlich.
    Schildkröte: Ich finde sie sehr sympathisch.
    Achilles: Natürlich, Ihnen kommen sie gerade recht. Was jedoch mich angeht: manchmal ziehe ich mich gerne von all diesem analytischen Denken zurück, und als Gegenmittel meditiere ich einfach ein bißchen. Es reinigt mein Denken von all diesen verwirrenden Schleifen und unglaublich komplexen Dingen, von denen wir heute Abend hörten.
    Schildkröte: Überraschend. Ich hätte nicht gedacht, daß Sie meditieren.
    Achilles: Habe ich Ihnen nie gesagt, daß ich Zen-Buddhismus studiere?
    Schildkröte: Mein Gott, wie sind Sie darauf verfallen?
    Achilles: Ich hatte schon immer einen Drang zum Yin und zum Yang. Sie wissen schon ~ der ganze fernöstliche Mystik—Trip mit I-Ging, Gurus und was sonst noch so dazugehört. Und eines Tages dachte ich: „Warum nicht auch Zen?“ Und so fing alles an.
    Schildkröte: Großartig! Dann kann ich vielleicht endlich einmal erleuchtet werden.
    Achilles: Halt, halt! Auf dem Weg zum Zen ist die Erleuchtung nicht der erste Schritt, sondern, wenn überhaupt, der letzte! Erleuchtung ist nichts für Novizen wie Sie, Theo S.
    Schildkröte: Wir haben uns offensichtlich falsch verstanden. Mit „Erleuchtung“ meine ich kaum etwas so Gewichtiges wie das, was es im Zen bedeutet. Alles was ich meinte, war, daß mir vielleicht ein Licht aufgehen kann, worum es sich bei Zen überhaupt handelt.
    Achilles: Jessas, warum haben Sie das nicht gleich gesagt? Nun, ich wäre überglücklich, Ihnen mitzuteilen, was ich über Zen weiß. Vielleicht würde es Sie sogar reizen, wie ich ein Schüler zu werden.
    Schildkröte: Nun, nichts ist unmöglich.
    Achilles: Sie könnten mit mir unter meinem Meister Okanisama, dem Siebten Patriarchen, studieren.
    Schildkröte: Was in aller Welt soll das nun heißen?
    Achilles: Sie müßten die Zen-Geschichte kennen, um das zu verstehen.
    Schildkröte: Würden Sie mir also ein bißchen von dieser Zen-Geschichte erzählen?
    Achilles:

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