Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band
anzuhören.
Krebs: Geschweige denn, sie zu komponieren!
Ameisenbär: Aber alles was wir kennen, ist Sebastiameises Beschreibung davon, die er an den Rand seines Exemplars von Buxtehudes Präludien und Fugen für Orgel schrieb. Die letzten Worte, die er vor seinem tragischen Hinscheiden schrieb, lauteten:
Ich habe eine wahrhaft wunderbare Fuge komponiert. Darin habe ich die Potenz von 24 Tonarten und die Potenz von 24 Themen addiert und ich gelangte so zu einer Fuge mit der Potenz von 24 Stimmen. Leider ist der Rand zu schmal , als daß ich sie niederschreiben könnte.
Und das nicht ausgeführte Meisterwerk trägt einfach den Namen ,,Fermeises Letzte Fuge“.
Achilles: Oh, das ist aber furchtbar tragisch.
Schildkröte: Apropos Fuge: die, die wir uns angehört haben, ist beinahe zu Ende. Gegen den Schluß hin gibt es eine seltsame neue Wendung des Themas. (Er blättert im „Wohltemperierten Klavier“.) Nun, was haben wir denn hier? Noch eine Illustration — wie hübsch! (Zeigt sie dem Krebs.)
Abb. 64 . [Zeichnung: Günther Bosch, nach einer Vorlage des Autors]
Krebs: Nun, was haben wir denn hier? Ach ja, es ist „ HOLISMUSNISTISCH “, in großen Buchstaben geschrieben, die zuerst kleiner werden, und dann wieder bis zu ihrer ursprünglichen Größe anwachsen. Aber das ist unsinnig, weil es ja kein Wort ist. (Gibt das Bild an Dr. Ameisenbär weiter.)
Ameisenbär: Nun, was haben wir denn hier? Ach ja, es ist „R EDUKTIOHOLISMUS “ in kleinen Buchstaben geschrieben, die zuerst anwachsen und dann wieder bis zu ihrer ursprünglichen Größe kleiner werden. Aber das ist unsinnig, weil es ja kein Wort ist. (Gibt das Bild an Achilles weiter.)
Achilles: Ich weiß, Sie werden mir nicht glauben, aber in Wirklichkeit besteht dieses Bild aus dem Wort „H OLISMUS “, zweimal geschrieben, während die Buchstaben von links nach rechts ständig kleiner werden. (Gibt das Bild der Schildkröte zurück.)
Schildkröte: Ich weiß, Sie werden mir nicht glauben, aber in Wirklichkeit besteht dieses Bild aus dem Wort „R EDUKTIONISTISCH “, einmal geschrieben, während die Buchstaben von links nach rechts ständig größer werden.
Achilles: Endlich — diesmal hörte ich die neue Wendung des Themas! Ich bin Ihnen so dankbar, daß Sie mich darauf aufmerksam machten, Herr Schildkröte. Endlich, glaube ich, beginne ich die Kunst, der Fuge zuzuhören, zu begreifen.
KAPITEL XI
Gehirn und Denken
Neue Perspektiven hinsichtlich des Denkens
E RST MIT DEM A UFKOMMEN des Computers versuchte man, „denkende“ Maschinen herzustellen, und wurde dabei Zeuge bizarrer Variationen zum Thema des Denkens. Programme wurden entworfen, deren „Denken“ sich zum menschlichen Denken verhielt wie jene Spiralfedern, die eine Treppe hinunter „laufen“, zur menschlichen Fortbewegung. Fremdartige, wenn auch „handgestrickte“ Denkformen — oder Annäherungen an Denkformen — ließen ganz plötzlich etwas von den Eigenheiten, Schwächen, Stärken, den Launen und Grillen menschlichen Denkens erkennen. Als Ergebnis davon haben wir uns ungefähr in den letzten 20 Jahren eine neue Perspektive darüber zu eigen gemacht, was Denken ist und was nicht. Unterdessen haben Hirnforscher vieles über die Hardware des Gehirns im großen und kleinen herausgefunden. Bis jetzt hat dieser Ansatz noch nicht viel Licht darauf geworfen, wie das Gehirn mit Begriffen umgeht, aber es gibt uns eine gewisse Vorstellung von den biologischen Mechanismen, auf denen die Manipulation des Denkens beruht.
In den folgenden zwei Kapiteln wollen wir also versuchen, einige aus Versuchen mit Computer-Intelligenz gewonnene Einsichten mit einigen Tatsachen, über die man aus arglosen Experimenten mit Gehirnen lebendiger Tiere etwas gelernt hat, sowie mit der Erforschung menschlicher Denkvorgänge durch die Kognitionspsychologie auf einen Nenner zu bringen. Die Bühne ist durch Präludium und ... emsige Fuge vorbereitet. Wir werden nun diese Gedanken etwas gründlicher entwickeln.
Intensionalität und Extensionalität
Das Denken muß darauf beruhen, daß Wirklichkeit in der Hardware des Gehirns dargestellt wird. In den vorangegangenen Kapiteln haben wir formale Systeme entwickelt, die mit ihrer Symbolik Bereiche der mathematischen Wirklichkeit repräsentieren. Wie weit ist es vernünftig, solche formalen Systeme als Modelle dafür zu gebrauchen, wie das Gehirn Ideen manipulieren kann?
Wir haben im pg-System und dann in anderen komplizierteren Systemen gesehen, wie Bedeutung,
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