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Göring: Eine Karriere (German Edition)

Göring: Eine Karriere (German Edition)

Titel: Göring: Eine Karriere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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die Tschechoslowakei vorbereiten zu können. »Sein Aufenthalt«, verkündete er, »trägt zur Beruhigung der Gemüter in Italien bei.« So erfuhr Göring erst am Tag des Einmarschs, am 15. März 1939, was Hitler hinter seinem Rücken geplant hatte. »Ich war verärgert«, erinnerte er sich in Nürnberg, »weil die ganze Sache über meinen Kopf hinweg entschieden worden war. Ich riet zu Geduld und betonte, eine Verletzung des Münchner Abkommens würde für Chamberlain einen Prestigeverlust bedeuten, der wahrscheinlich Churchill an die Macht bringen würde. Hitler hörte nicht auf mich.« Offensichtlich wollte Hitler vermeiden, dass Göring wie in München für Frieden plädierte.
    Inzwischen hatte sich die Situation für die Tschechoslowakei weiter verschlechtert. Ungarn forderte die Karpato-Ukraine, die Slowakei erklärte ihre Unabhängigkeit, Nationalsozialisten zogen »Sieg heil« rufend über den Prager Wenzelsplatz. In dieser prekären Situation machte sich der tschechoslowakische Staatspräsident Emil Hacha mit dem Mut der Verzweiflung auf den Weg nach Berlin. Die Tschechoslowakei als eigenständigen Staat zu erhalten – darum wollte der herzkranke Politiker Hitler bitten. Die Mission endete als erniedrigendes, menschenverachtendes Schauspiel, bei dem der frisch erholte Göring eine der Hauptrollen übernahm. Hitler präsentierte dem flehenden Hacha das Todesurteil über sein Land und forderte ihn auf, dafür zu sorgen, dass sich der Einmarsch der deutschen Truppen »in erträglicher Form abspielt«. Hacha, von einem Schwächeanfall mitgenommen, sollte mit seiner Unterschrift das Schicksal des Vielvölkerstaats besiegeln. Um Hitler zu gefallen, überboten sich Göring und Ribbentrop in drastischen Schilderungen, was »gewiss« geschehen würde, wenn Hacha nicht unterschreibe: »Prag wird innerhalb von zwei Stunden in Schutt und Asche liegen.« – »Hunderte von Bombern warten auf den Startbefehl, der um sechs Uhr morgens hinausgeht, wenn die Unterschriften nicht geleistet werden.« Gebrochen von Görings Psychoterror, leistete Hacha die Unterschrift. Prag und die so genannte Resttschechei wurden von deutschen Truppen besetzt und hießen fortan »Reichsprotektorat Böhmen und Mähren«.
    Wieder einmal hatte sich Göring dem »Führerwillen« beugen müssen. Aktiver Widerstand, offene Kritik sogar, hätte nach seinem Verständnis »Verrat« gegenüber dem Mann bedeutet, dem er alles in seiner politischen Laufbahn verdankte. Göring steckte in der Loyalitätsfalle. Einst unbestritten zweiter Mann hinter Hitler, war er durch Ribbentrops Aufstieg in seiner Stellung erschüttert. Nach langen Jahren als engster Vertrauter musste er sich damit abfinden, dass Hitler und sein Außenminister wichtige Pläne ohne ihn schmiedeten. Kaum etwas schmerzte den eitlen und egozentrischen Machtmenschen jedoch mehr als das Gefühl, politisch an Boden zu verlieren, übergangen zu werden. Hitler machte er dafür nicht verantwortlich, ihm blieb er treu ergeben. Sein Groll galt dem Rivalen im Außenministerium, Joachim von Ribbentrop, dem, so seine Worte, »ersten Papageien Deutschlands«, dem »kriminellen Narren«, der Hitlers aggressiven Kriegskurs unterstützte und damit Göring an Einfluss und Prestige den Rang ablief. Als am 22. Mai 1939 der »Stahlpakt«, das Militärbündnis zwischen Deutschland und Italien, ohne Göring verhandelt wurde, aber Ribbentrop ihn bat, für das Unterzeichnungsfoto hinter ihm zu posieren, lehnte Göring in ohnmächtiger Wut ab: »Ich bin doch nicht verrückt, ich weiß ja nicht mal, was hier unterzeichnet wird.«

     
    Oben: »Prag wird innerhalb von zwei Stunden in Schutt und Asche liegen«: Der tschechoslowakischeStaatspräsident Hacha in der Reichskanzlei, 14. März 1939
    Unten: Die Wehrmacht marschiert unter wütenden Protesten der Bevölkerung im »Reichsprotektorat Böhmen und Mähren« ein
    Dennoch hielt Hitler nach außen an seinem populären Wegbegleiter seit 1922 fest. Gegenüber dem Prinzen Paul von Jugoslawien beteuerte der Diktator: »Ich bin nicht einsam. Ich habe den besten Freund der Welt. Ich habe Göring.« Der beste Freund fuhr indes zweigleisig: Er prahlte einerseits mit der angeblich technisch modernsten und zahlenmäßig stärksten Luftwaffe der Welt, die in Wahrheit keineswegs für einen längeren Krieg gewappnet war, und bemühte sich andererseits intensiv um einen Ausgleich mit London – in der illusorischen Hoffnung, mit einem »zweiten München« den Frieden retten zu

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