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Gößling, Andreas

Titel: Gößling, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenpforte Die
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gelogen – jedenfalls zum Teil.«
    Sie schluckte noch krampfhafter und Marian sah ihr aufmerksam ins Gesicht. Wenn ihre Augen wieder anfangen würden, wie Gasflammen zu brennen, musste er Billa – Laura – gegen Sylvenia beistehen.
    »Damals vor drei Jahren, als Jakob wollte, dass ich mit ihm in den Ort gehe – da habe ich ihn wirklich allein losgeschickt.« Sie sprach so leise, dass er sich anstrengen musste, um ihr Geflüster zu verstehen. Dabei lag sie an seiner Schulter und ihr Atem kitzelte ihn im Gesicht. »Aber das war nicht, weil ich mich schlecht gefühlt hätte oder so was«, fuhr Billa fort. »Klotha, Sina und Birta hatten mir damals schon seit Ewigkeiten in den Ohren gelegen: Ich sollte für sie ins Hexenholz gehen. Sie hat ten sogar für mich schon dieses Loch in den Zaun ge macht. Und da bin ich dann auch reingekrochen – an dem Tag, als Jakob verschwunden ist.«
    »Und Jakob …« Er musste sich erst räuspern, um überhaupt einen Ton rauszukriegen. »Er ist hinter dir her?«
    Aber Billa schien gar nicht mitbekommen zu haben, dass er sie was gefragt hatte. Irgendwo in diesem total verwilderten Schlosspark rief eine Eule oder sonst ein Nachtvogel, doch auch davon nahm sie anscheinend keine Notiz. Mit ihren Gedanken war sie an jenen Tag vor drei Jahren zurückgekehrt, als sie durch das Loch im Zaun gekrochen war.
    »Sina hat mich verrückt gemacht mit ihren Geschich ten vom Hexenholz«, flüsterte Billa. »Seit Jakob und ich neun waren, sind wir jeden Sommer hierhergekommen. Sina hat gleich gespürt, dass ich von allem, was mit He xerei zu tun hat, total begeistert war. Sie hat mich umgarnt und bestrickt, praktisch vom ersten Tag an. Dass Klotha, Birta und sie selbst Hexen wären, hat sie zwar nicht direkt behauptet – aber immer wieder durchblicken lassen, dass sie dunkle Kräfte hätten. Dass sie eigentlich gar nicht auf diesen Hof gehörten, sondern ins Hexenholz. Dass aber vor ein paar Hundert Jahren da draußen im Wald was Schreckliches passiert wäre – und deshalb müsste ich unbedingt für sie da reingehen. Hexen kämen seit damals nur noch 33 Schritte weit ins Hexenholz, ge nauso wie die Logenbrüder, die das ganze Unglück angerichtet hätten. Gewöhnliche Menschen dagegen könnten überall im Bannwald rumlaufen, wie sie wollten.«
    »Das hat Sina gesagt?«, unterbrach sie Marian. »Aber das stimmt ja überhaupt nicht – ich hab doch selbst erlebt, wie man von den verrücktesten Trugbildern in die Irre geführt wird, wenn man nur ein paar Meter weit in den Bannwald reingeht.«
    Billa schaute ihn von der Seite an, und er spürte die Hitze, die wieder von ihren Augen ausstrahlte. »Hexen und Logenspiegler«, sagte sie, »kommen gar nicht erst weiter rein. Normale Leute können da drinnen im Prinzip jeden Punkt erreichen – wenn sie nur irgendwas dabeihaben, was zu dem Ort gehört, wo sie hinwollen. Einen Brocken Erde, eine Pflanzenwurzel, einen Stein – Hauptsache, es stammt ganz genau von dort. Damit kommt man früher oder später auf jeden Fall ans Ziel.«
    Sie richtete sich auf und versuchte, ihm mit einer raschen Bewegung das Medaillon zu entreißen. Aber genauso schnell zog Marian seine Hand weg und sie griff ins Leere. Ihre Augen spien Flammen. »Damals, als Ja kob verschwunden ist«, sagte sie, und auch ihre Stimme klang wieder wie Rost, »hat Sina mir ein paar Krümel Lehm vom Hexenhügel mitgegeben.«
    Fast ohne es zu merken, rückte Marian ein Stück von Billa weg. Er überlegte verzweifelt, was er jetzt machen könnte, damit der Hexengeist nicht wieder die Kontrolle über Billa übernahm. Wenn Sylvenia ihr seinen Willen aufzwingen könnte, würde Billa ihm doch wieder nur Lügen über alles auftischen, was Jakob und das Hexenholz betraf.
    Da kam ihm eine Idee. In einem Buch über weiße und schwarze Magie hatte er mal von einem Abwehrzauber gelesen, der sich vielleicht auch auf Billa anwenden ließ. Um Sylvenia aus Billas Geist und Körper gänzlich zu vertreiben, müsste er allerdings erst ein kompliziertes Amulett anfertigen – aber für den Augenblick musste das Medaillon mit nichts als dem Bild drin genügen.
    Er nahm das Medaillon so in die eine Hand, dass sie es sah, aber nicht so leicht drankam. Dann streichelte er mit dem Zeigefinger seiner Linken hingebungsvoll über die gesprungene Scheibe vor ihrem Fotogesicht. »Von dir will ich hören, was du im Hexenholz erlebt hast«, sagte er zu ihrem Bild, »nur von dir. Erzähl mir alles, was damals passiert ist. Ich

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