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Gößling, Andreas

Titel: Gößling, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenpforte Die
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Unterjochung durch die Kräfte des Bösen zu bewahren.
    Beschreite den Pfad, den ich Dir weisen werde, und einige der kostbarsten Mysterien der Schöpfung werden sich Dir offenbaren. Du wirst in die Geheimnisse der ewigen Jugend, des künstlichen Goldes und der magischen Reise durch Raum und Zeit eingeweiht werden. Die mächtigsten Formeln der Kabbalisten wirst Du erfahren, doch Du wirst auch den furchtbaren Fluch kennenlernen, der seit mehr als drei Jahrhunderten über uns schwebt. Noch in diesem Jahr, dem 5768. Jahr seit der Erschaffung der Welt durch die Formel L*H*M, soll er sich erfüllen – aber Du, mein lieber Marian, bist von den Planetengeistern dazu bestimmt worden, diese kosmische Katastrophe zu verhindern.

    Wieder hielt Marian inne . Anscheinend war Marthelm also doch so knallverrückt, wie Daddy Chris immer behauptet hatte. Aber Marian konnte trotzdem nicht anders: Eine ungeheure Aufregung hatte sich seiner bemächtigt – mit wild klopfendem Herzen las er weiter.

    Nimm das Talimbro an Dich und hüte es sorgsamer als Deine Augäpfel, ja als Dein eigenes Leben. Unsagbare Mühe hat es mich gekostet, den Hütern der Zeitpforten dieses machtvolle magische Instrument abzulisten. Lerne das Talimbro zu gebrauchen, und Du wirst alles begreifen: wie der Fluch über uns gekommen ist. Warum gerade wir, die männliche Linie der Hegendahls, dazu verpflichtet sind, mit allen Mitteln die Apokalypse zu verhindern . Und schließlich, lieber Marian: Wie Du meistern kannst, was Dir von den Geistern aufgegeben worden ist.
    Wenn Du in Not geraten solltest, so wende Dich an meine Brüder Freimaurer. Aber bedenke stets: Sie sind nur in die unteren Stufen des Mysteriums eingeweiht. Vom Talmibro wissen sie nichts und dürfen auch nichts davon erfahren, so wenig wie von dem unsagbaren Grauen, das in jenem Teufelstempel lauert .

    Das Talmibro? Marian hatte sofort begriffen, was damit einzig und allein gemeint sein konnte: das zugleich feste und elastische, ungefähr muschelförmige Etwas, das sich noch im Kuvert befand. Während er den Brief entzifferte, dachte er immer wieder daran, es herauszuholen und von allen Seiten anzusehen. Aber aus irgendeinem Grund hatte er sich bisher nicht einmal dazu aufraffen können, den Umschlag erneut vom Nachttisch zu nehmen und einen vorsichtigen Blick ins Innere zu riskieren.
    Er beschloss, zuerst den Brief zu Ende zu lesen.

    Der Fluch besagt, dass die G *L*M 333 Jahre nach ihrer frevlerischen Erschaffung zum Leben erwachen werden – am 9. September dieses Jahres. Nur Du kannst verhindern, dass sie auferstehen und diese Erde in einen Ort der ungeheuerlichsten Schrecken verwandeln werden, wie es in den ältesten Prophezeiungen geschrieben steht. Ebendort ist auch verzeichnet, dass ein junger Retter, begabt mit der Kühnheit eines Ritters, der Lauterkeit eines Engels und dem Geheimwissen der Erleuchteten, die Menschheitskatastrophe im letzen Augenblick abwenden wird. Dieser Retter, Marian Hegendahl, bist Du.

8

    Totenstille. Kein Wasserrauschen mehr in den Wän den, keine Glockenschläge von draußen. Finsterste Nacht, als Marian aufstand und so leise wie möglich ans Fenster trat. Der Himmel schwarz mit blassgelben Schlieren. So als ob er ein Negativ des Briefs von Marthelm wäre: leuchtend schwarze Schrift auf gelbstichigem Grund.
    Verrückt, dachte Marian wieder. Völlig durchgeknallt. Aber zugleich spürte er, dass der Brief da hinter ihm auf dem Hotelbett sehr viel mehr war als das Gefasel eines wahnsinnigen alten Mannes. Spürte es – und hoffte es fast noch mehr. Er drehte sich um und ging zu seinem Bett zurück. Bückte sich plötzlich nach dem Umschlag, wie um sich selbst zu überrumpeln, und schüttete den Inhalt auf die Bettdecke.
    Eine Art Muschel, wie vermutet, nicht viel größer als die Faust eines ganz kleinen Kindes. Rundlich wie ein Schildkrötenpanzer, mit einer dicken Lederhaut überzogen und schimmernd schwarz wie nasse Moorerde. Oder wie die Tinte in Marthelms Brief.
    Er nahm das Ding in die Hand und fuhr mit dem Finger darüber. Ein Panzer, dachte er – der Panzer eines kleinen, uralten Tiers. Unter dem geschmeidigen Lederbezug schien es so hart wie Stein – und dabei so leicht wie ein Metall, das es hier auf der Erde gar nicht gab. Marians Herz schlug jetzt so schnell und hart, dass es fast wehtat. Vorsichtig drehte er das Etwas herum und betrachtete die flache Unterseite.
    Sie war viel heller als der gewölbte Rücken, von einem funkelnden, grünlichen Grau.

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