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Gößling, Andreas

Titel: Gößling, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenpforte Die
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Richtung. »Überlass ihm dein Tuch, Bruder. Klotha wird es nicht wagen.« Er ließ Marians Hand los und sah ihn noch einmal bedeutsam an. »Bei Tag und Nacht verteidigen wir die Pforte. Mit Bannrufen und Räucherungen , aber lange können wir nicht mehr standhalten.«
    Marian nahm das Tuch des Türstehers entgegen. Einen Schutzschleier warf er sich über den Kopf, den zweiten legte er sich wie einen Schal um die Schultern. Durch das Tuch hindurch war die Nacht noch mal so dunkel wie sowieso schon, aber zusätzlich mit Gold durchwirkt. Goldenen Augen. Goldenen Drachen.
    Eben wollte er sich abwenden, endlich zu Billa zurückgehen, die sich bestimmt schon Sorgen machte. Da ertönte lautes Wiehern und Schnauben – Tyram? Was hatte das wieder zu bedeuten? Billa war doch nicht etwa in ihre Kalesche gestiegen, um mitten in der Nacht noch mal wegzufahren – womöglich gar zurück zu Klothas Hof?
    Aber von der Kalesche war überhaupt nichts zu hören, kein Rattern und Klappern, so wenig wie Hufschlag – obwohl jetzt abermals ein Pferd wieherte, viel lauter als beim ersten Mal.
    Godobert und seine Brüder wechselten besorgte Bli cke. »Es kommt von dort«, sagte der Türsteher und deutete zum Schlosspark. Tatsächlich brach in diesem Moment aus der schmalen Durchfahrt zwischen Turm und Kapelle ein schwarzes Pferd hervor. Seine Augen waren so stark verdreht, dass fast nur das Weiße zu sehen war, und Schaum quoll ihm zwischen den gebleckten Zähnen her vor. Der Rappe wieherte zum Erbarmen.
    »Tyram!«, rief Marian, aber das Tier achtete nicht auf ihn. In wildem Galopp jagte es über den Schlosshof, riss die leere Kalesche hinter sich her, an Marian und den Logenbrüdern vorbei. Nach wie vor war keinerlei Hufschlag zu hören, nur das Keuchen und Wiehern des Rappen und das Knarren des ledernen Zaumzeugs, mit dem er an die Kutsche gezurrt war.
    »Wie hast du ihn genannt?«, fragte Godobert, nachdem Pferd und Wagen im Dunkel verschwunden waren.
    »Tyram«, sagte Marian. »Aber haben Sie das nicht ge sehen?« Fragend sah er Godobert, Torgas und die bei den anderen Brüder an. Was spielte es jetzt für eine Rol le, wie er das Pferd gerufen hatte? »Es ist durch die Luft gerannt«, sagte er, »seine Hufe und die Räder haben den Boden nicht berührt.«
    Godobert nickte und zuckte gleichzeitig mit den Schultern. »Keine große Sache«, sagte er. »Hexenkram.«

64

    Er kam zu ihrem Versteck zurück und fand alles grässlich verändert. In einem Ring aus kniehohen Kerzen saß Billa auf dem Moosbett, doch heller als die Kerzendochte brannten die Flammen in ihren Augen.
    Sie hatte den Lederbeutel, ihre Zähne und Haare, die Gold- und Silberketten in einer Ecke des Moosrechtecks aufgehäuft. Obenauf lag das Amulett mit ihrem Laura-Bild. Sie selbst hockte am anderen Ende, so weit wie möglich davon entfernt. Unverwandt starrte sie auf diese Laura-Sachen, und die Hexenflammen in ihren Augen loderten, als ob sie den ganzen Kram am liebsten in Asche verwandeln würde.
    Er warf das Schutztuch über seinem Kopf zurück. »Billa«, sagte er leise und sanft. Doch sie hob nur kurz den Kopf, stieß ein zorniges Fauchen aus und starrte dann erneut zu den Laura-Sachen rüber.
    Ihr Gesicht war eine katzenhafte Fratze aus Bosheit, Hass, Grausamkeit. Hatte sie ihn überhaupt erkannt? Oder war das Hexenbiest in ihr so übermächtig geworden, dass alles andere in ihr ausgelöscht war?
    »Billa«, flüsterte Marian wieder. Er trat in den Kerzenkreis und kauerte sich neben sie ins Moos. Sie zog ihre Knie noch enger vor die Brust und schlang die Arme darum. Ihre Haare sprühten kupferne Funken. An ihm vorbei starrte sie auf das Laura-Zeug.
    Warum hab ich sie nur hier allein gelassen?, dachte Marian. Was soll ich jetzt bloß machen, damit das He xenbiest seine Macht über sie verliert? Mitleid und Schuldgefühl verschnürten ihm die Kehle. Aber er musste sich zusammenreißen, Sylvenia schleunigst zurückdrängen, solange es überhaupt noch ging.
    Dafür gab es verschiedene Möglichkeiten, doch sie gefielen ihm alle nicht besonders. Er könnte aus einem Goldkettchen, einer Haarsträhne, ein paar Milchzähnen von ihr ein Amulett basteln, es Billa um den Hals hän gen. Aber solche Schutzzauber taugten nur dazu, das He xenbiest in ihr klein zu halten – jetzt, da Sylvenia derart stark geworden schien, wären sämtliche Amulette zusammen viel zu schwach, um sie wieder zurückzudrängen. Oder er könnte ihr seine eigene Goldkette mit dem mächtigen

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