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Gößling, Andreas

Gößling, Andreas

Titel: Gößling, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tzapalil - Im Bann des Jaguars
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Mutter, aber auch die starrte nur mit einem gefrorenen Lächeln ins Leere.
    Schließlich irrte Pedros Blick zu Carmen weiter, die ihn mit weit aufgerissenen Augen ansah. Als könnte sie ihm magische Kräfte verleihen, damit er doch noch ein Mittel fand, um die Zwillinge zu erweichen. Aber Pedro schüttelte nur müde den Kopf und ließ sich zurück auf den Stoffballen fallen, wo er sein Gesicht hinter den Händen versteckte.
    Aus und vorbei, dachte Carmen. Die Zwillinge würden ihnen niemals helfen, und wenn sie Tag und Nacht auf die beiden einrede-ten. Sie alle fünf verfielen in brütendes Schweigen.
     
    Als draußen auf dem Dorfplatz dröhnend ein Hund anschlug, schreckte Carmen aus ihren Grübeleien auf. Der Hund des Großvaters. Sie sah Pedro an, der ganz benommen schien vor Müdigkeit.
    Aber sie konnten doch nicht einfach aufgeben! Rasch setzte sie sich gerade hin und nahm einen großen Schluck von Ixtu-uls Wachmacher-Tee.
    »Das ist doch alles völlig unlogisch, was du da erzählt hast«, sagte sie zu Kanaas. »Wenn Pedros Vater der Verräter sein soll, der gegen irgendwelche Gesetze verstoßen hat – warum ist dann sein Bruder vom Jaguar gefressen worden?« Sie schob das Kinn vor und sah den Jaguarjungen so herausfordernd wie möglich an. »Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn! Oder hat sich euer Gott vielleicht geirrt und wollte in Wirklichkeit den anderen töten?«
    Kanaas sprang gleich wieder auf und blieb geduckt vor ihr stehen, als ob er sich auf sie stürzen wollte. »Ganz vorsichtig, Gringa.«
    Auch Carmen rappelte sich auf, schwankend vor Übermüdung. Sie stand so dicht vor dem Jaguarjungen, dass sie die Hitze spürte, die von seinem Körper ausging. Und seine Anspannung, die Wut und den Schmerz, die in ihm brodelten. Kanaas fletschte die Zähne. Er hob beide Hände vor ihr Gesicht, so als ob er ihr seine Krallen zeigen wollte. »Die Götter irren sich nie. Es war eine Warnung – für alle, die in den Wäldern nach alten Tempeln und Gräbern wühlen.«
    Er ließ seine Hände wieder sinken, blieb aber wachsam und angespannt. »Unsere Väter waren damals schon seit vielen Monaten auf dem Verräterpfad. Auf die Jagd oder zum Harzsammeln sind sie nur noch zum Schein gegangen. Tatsächlich haben sie in Erdhaufen herumgewühlt, Schlammschichten und Mauerreste abgetragen und nach den Schätzen unserer Ahnen gesucht. Noch hatten sie kein Grab, keinen Tempel geplündert – sie haben nur gesucht und sich die Fundstellen gemerkt. Aber die Götter hatten die Geduld mit ihnen verloren. Also haben sie meinen Vater getötet – aber sein Bruder hat ihre Warnung missachtet! Und schlimmer noch: Er ist zu den Gringos gegangen, um ihnen zu zeigen, wo im Wald heilige Stätten versteckt sind.«
    Er schubste Carmen zur Seite und deutete mit dem ausgestreckten Arm auf Pedro. »Sein Vater hat die Knochen unserer Ahnen und die heiligen Dinge aus den Tempeln an die weißen Vernichter verkauft!« Mit einem katzenhaften Sprung war er bei Pedro, packte ihn bei den Schultern und riss ihn zu sich empor. »Und wir, Ixom und ich«, zischte er, »wir mussten in Tzapalil für seinen Verrat und seinen Frevel büßen! Tag für Tag, mit unserer Haut und unserem Blut!«
    Er stieß seinen Cousin von sich und Pedro fiel wieder wie ein Lumpensack auf seinen Sitz zurück.
    Carmens Herz raste. Ihre Kehle war vollkommen ausgetrocknet, aber ihre Hände waren viel zu zittrig, um nach dem Teebecher zu greifen. Das ist es also, dachte sie. Deshalb sind die Zwillinge so wütend auf Pedro – weil sie in Tzapalil für die Plündereien ihres Onkels büßen mussten! Mit ihrer Haut und ihrem Blut – was das wohl heißen sollte? Aber was auch immer sie im Tempel der Jaguarpriester erlebt hatten – deshalb also hassten sie Xavier Gómez so sehr, dass sie ihm sogar den Tod wünschten.
    Wie zum Sprung bereit stand Kanaas vor Pedro, der zusammen-gesackt auf dem Stoffballen hockte. Aber was sollten sie denn jetzt nur tun?, dachte Carmen wieder. Die Zwillinge würden sie niemals nach Tzapalil führen, das stand jetzt endgültig fest. Sie und Pedro konnten nur noch auf eigene Faust losmarschieren – ohne die geringste Ahnung, in welche Richtung sie überhaupt gehen sollten!
    Oder sich vor dem Großvater auf die Knie werfen und ihn um seine Hilfe anflehen. Der alte Mann würde wieder nur sein meckerndes Lachen ausstoßen – wenn er nicht gleich seinen Hund auf sie hetzte!
    Wie grausam diese Leute waren, wie kalt und mitleidlos. Nein, nicht alle, dachte

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