Götter aus Licht und Dunkelheit
geben ? «
»Ich bin Horus.«
»Das glaube ich nicht.«
»Du hast nur noch weniger als eine Minute zu leben«, erwidert Horus, »es sei denn, du öffnest diese Tore für m i ch. Dein Tod wird der Beweis dafür sein, daß Horus nicht lügt. Dann werde ich diese Tore aus ihren Angeln heben und hineingehen und über dich hinweggehen auf der Suche nach deinem Herrn.«
» W arte! W enn ihr wirklich Horus seid, habt bitte Verständn i s dafür, daß ich nur m e ine Pflicht tue und den Anweisungen m eines Herrn f olge. Haltet m i ch ni c ht f ür blas p he m isch, wenn ich nicht auf jeden höre, der sich als Horus ausgibt. W oher sollte ich wissen, daß ihr nicht ein Feind seid, der m i ch da m it täuschen will?«
» W ürde ein Feind es wagen, so dumm zu sein ? «
»Vielleicht. Die m eisten Menschen sind dum m .«
Horus zuckt die Achseln und hebt erneut seine F aust, und eine Musiknote erklingt vibrierend in der Luft, und die Tore von Ligla m enti erzittern in ihren Angeln und der Wachposten in seiner Rüstung.
Horus ist jetzt fast drei Meter groß. Das T uch, das ihn bedeckt, hat die Farbe von Blut. Die Fackel flackert zu seinen Füßen. Er holt m it seiner Faust a u s. »W artet! Ich lasse euch ein!«
Horus senkt die Faust, und die Musik erstirbt. Seine Größe verringert sich um ein Drittel.
Der W achposten gibt Anweisung, das Tor zu öffnen und Horus bet r itt Ligla m enti.
Als Horus den nebelumwogten Pala s t des Herrsc h ers L ord Dilwit, Herzogs von Ligla, erreicht, hört er, daß die Nachricht von seiner Ankunft ihm vorausgeeilt ist. Der düstere, schwarzbärtige Herzog, dessen Kro n e fest m it s einer Kopfhaut verbunden wurde, quält sich ein Lächeln ab, soweit er überhaupt dazu in der Lage ist; das heißt, er zeigt zwei Reihen von Zähnen zwischen sch m alen Lip p en. Er nickt ein wenig.
»Seid ihr wirklich Horus ? « fragt er.
»Ja.«
»Man sagt, daß es immer schwierig ist, den Gott Horus zu erkennen, w enn er hier vorbeikom m t .«
»Kein W under«, antwortet Horus. »D enn in all diesem Nebel ist es recht verwunderlich, daß ihr es schafft, einander zu erkennen.«
Dilwit schnaubte zustimmend läc h elnd. »Das ist wahr - oft können wir das nicht und erschla g en irrtü m lich unsere eigenen Leute. Aber im m er wenn Horus ka m , hat der jeweilige Herrscher einen Test durchgeführt. L etztes Mal...«
»... Letztes Mal habe ich für L o rd Bulwah einen hölzernen Pfeil durch einen zwei Fuß durch m essenden Mar m orkubus geschickt, so daß zu beiden Seiten ein Ende hervorragte.«
»Ihr erinnert euch!«
»Natürlich. Ich bin Horus. Habt ihr diesen Kubus noch ? «
»Ja, sicher.«
»Dann führt m i ch zu ihm.«
Sie betreten den fackelerle u ch t eten Thronsaal, in dem d i e struppi g en Pelze von Raubtieren neben den glitzernden Kriegswaffen an den Wänden die einzige Abwechslung für das Auge bieten. Auf einem kleinen S o ckel in einer Nische links des Thrones befindet sich ein W ürfel aus grauem und orangefarbenem Ma r m or, in dem ein Pfeil steckt.
»Da ist er«, stellt Dil w it gestik u li e r e nd f est. Horus tritt näher und betrachtet den Würfel.
»Dies m al werde ich m e inen eigenen Test gestalten«, erklärt er. »Ich werde den Pfeil wieder herausholen.«
»Man kann ihn ziehen. D as ist kein...«
Horus erhebt seine Faust in Schulterhöhe, schwingt sie vorwärts, läßt sie herabschnel l en und zerschlägt den Stein. Er nim m t den Pfeil und reicht ihn Dilwit.
»Ich bin Horus«, stellt er fest.
Dilwit b e tr a chtet d en P f eil, den Kiesel, die Marmorstücke.
»Ihr seid tatsächlich Horus«, stim m t er zu. » W a s kann ich f ür Euch tun ? «
»D ' donori war schon i mm er zu Rec h t für seine S crier bekannt, und die von Ligla m enti waren oft noch besser als die anderen. Aus diesem Grund m öchte ich m it eurem Ersten Scrier einige Fragen er ö rtern, die ich gerne beantwortet hätte.«
»Das wäre der alte Fr e ydag«, m eint Dilwit und wischt Steinstaub von seinem roten und grünen Kilt. »Er ist wirklich einer der Großen, aber...«
» W as aber?« erkundigte sich Horus, der bereits Dilwits Gedanken liest, aber trotzdem höflich wartet.
»Großer Horus, er ist ein m ächtiger Leser von Eingeweiden, und nur m enschliche Eingeweide nützen ih m .
W i r halten nur selten Gefangene, weil das Ausgaben m it sich bringen könnte - aber Freiwillige sind für solche Dinge noch schwerer zu bekommen.«
»Könnte man Freydag nicht dazu überreden, sich für diese
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