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Götter der Nacht

Titel: Götter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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natürlich jede Runde. Gegen Bowbaq hätte er wohl kein so leichtes Spiel gehabt, aber Rey gelang es nicht, seinen Freund zu einem Kampf zu überreden.
    Nun kam Tonk, der unsympathische Affendompteur. Die arrogante Miene, mit der er in die Mitte des Platzes schritt, missfiel Corenn auf Anhieb. Als Erstes ließ er seine Peitsche über den Mausäffchen knallen und versetzte die angeketteten Tiere damit in Panik. Offenbar tat er das nur, um Bowbaq zu provozieren, denn sein Blick wanderte dabei zu dem Riesen.
    Zu seinem Pech gelang ihm das bestens. Das freundliche
Lächeln, das man sonst von Bowbaq kannte, wich einem grimmigen, leicht bedrohlichen Gesichtsausdruck. Er verschränkte die gewaltigen Arme vor der Brust und wartete ungeduldig auf das Ende der Nummer.
    Doch dazu kam es nicht mehr. Jeden Trick, den Tonk seinen Tieren aufzwang, führten die Affen nur aus Furcht vor Schlägen aus, wenn sie nicht von Peitschenhieben dazu getrieben wurden. Jedes Mal schob Bowbaq seine Arme ein wenig höher, ballte die Fäuste und holte laut Luft. Corenn ahnte nichts Gutes und versuchte den Riesen wegzuziehen, doch es war zu spät. Er weigerte sich höflich, aber bestimmt, den Platz zu verlassen.
    In der folgenden Übung mussten die Affen die glühenden Kohlen der Feuerschluckerin überqueren. Das Kreischen der armen Tiere ließ keinen Zweifel daran, dass sie echte Qualen litten. Dennoch gehorchten drei von ihnen dem Befehl. Der kurze Feuerlauf schien ihnen lieber zu sein als der sengende Schmerz der Peitsche.
    Das letzte Äffchen zeigte sich weniger gefügig. Nach einigen Zurufen ging Tonk rasch zur Peitsche über, schlug einmal zu, zweimal, und dann noch einmal, als wollte er das Tier umbringen. Tatsächlich rührte es sich schon nicht mehr.
    Seinen nächsten Schlag konnte der Schinder nicht mehr ausführen. Wie ein wild gewordener Auroch stürmte Bowbaq über den Platz und entriss ihm die Peitsche. Tonk schlug ihm mit der Faust ins Gesicht, was ihm der Arkarier umgehend mit gleicher Münze heimzahlte. Der Dompteur wurde drei Schritte zurückgeschleudert und landete mit dem Rücken auf dem Boden, wo er eine Weile fassungslos liegen blieb und seine Zähne zählte.
    Die Erben scharten sich um ihren Freund, während sich
die Gaukler - mit Ausnahme von Cavale und Anaël - um den Affendompteur versammelten. Léti ließ die Kampfakrobaten, die nur auf ein Zeichen ihres Anführers warteten, nicht aus den Augen. Trennten sich damit ihre Wege?
    »Edle Bürger von Dessin, die Vorstellung geht weiter!«, sagte Nakapan nur.
    Die Akrobaten lösten Tonk ab und gingen in Kampfstellung. Der Anführer der Truppe winkte die Beteiligten zur Seite. Ihn als verärgert zu bezeichnen, wäre untertrieben gewesen. Nakapan kochte vor Wut.
    Im Weggehen hob Bowbaq das kleine Mausäffchen auf, das sich an ihn klammerte, als verstünde es genau, was vor sich ging. Tonk schleifte die drei anderen Tiere hinter sich her und warf dem Riesen dabei wüste Verwünschungen an den Kopf, während Rey, Léti und Corenn ihn nicht aus den Augen ließen.
    »Was sollte das denn?« fuhr Nakapan Bowbaq an. »Seid Ihr so dumm, oder tut Ihr nur so?«
    Corenn übersetzte dem Riesen, ließ die Beleidigung aber unerwähnt. Dafür übernahm sie selbst die Antwort. »Unser Freund ist Erjak«, erklärte sie. »Er erträgt es nicht, wenn Tiere gequält werden, so einfach ist das. Seid unbesorgt, es wird nicht wieder vorkommen.«
    »Quaff«, spuckte Tonk durch seine Zahnlücke.
    Doch die Erklärung hatte den Koloss sofort besänftigt. Unter Gauklern wurden Erjaks wie lebende Legenden verehrt, und einen in ihren Reihen zu haben, war Gold wert. Nakapan beschloss, Bowbaq fortan äußerst freundlich zu begegnen.
    »Er haf meinen Affen gefohlen!«, beschwerte sich Tonk, der den Sinneswandel seines Anführers vorausahnte.
    »Du bist wirklich ziemlich brutal«, sagte Nakapan. »Und
du beschwerst dich ohnehin ständig über den da! Du wolltest ihn sogar verkaufen!«
    »Aber er haf ihn gefohlen!«
    »Na, dann soll er ihn dir zurückgeben oder abkaufen. Dabei kommst du doch gut weg, oder?«
    »Wie viel wollt Ihr für das Tier?«, fragte Corenn.
    »Frei Monarchen«, forderte der Dompteur.
    »Zwei Monarchen, einverstanden«, sagte Corenn und nahm das Geld heraus.
    »Nein. Nicht fwei, frei!«
    »Wie gesagt, dann sind wir uns ja einig.«
    In der Gewissheit, den Anführer auf ihrer Seite zu haben, ließen die Erben den enttäuschten Tonk mit zwei Münzen zurück.
    »Wie heißt er denn?«, fiel Yan

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