Götterbund (German Edition)
lächelte. Doch da war Schmerz in den graugrünen Augen, der Yanna verriet, dass Georgas selbst von seinen Worten nicht überzeugt war. „Jedenfalls erzählt mir meine Mutter hin und wieder von den Dingen, die die Freiheitskämpfer beschäftigen“, wechselte er das Thema. „Daher wusste ich, wo und wer Ihr all die Jahre wart, bevor Ihr Euren Platz als Prinzessin Dashamien wieder eingenommen habt.“
„Und deine Mutter wusste es von Debrana, denn sie kennt mein Geheimnis schon seit Längerem“, schlussfolgerte Yanna. „Woher eigentlich?“
„Der Spion, der damals versucht hat, Euch zu vergiften… “ Georgas brach ab und starrte Yanna entschuldigend an. Sie nickte ungeduldig und er fuhr fort. „Er berichtete meiner Familie davon, dass ein Rebellenmädchen im Palastkerker saß, von dem König Rajatshas glaubte, dass es Prinzessin Dashamien sei. Es tut mir so leid, was da geschehen ist. Wegen meiner Familie hättet Ihr beinahe Euer Leben gelassen. Ich war außer mir, als ich davon erfuhr.“
Yanna seufzte innerlich. „Wenn es wahr ist, was du sagst und du nichts mehr mit deiner Familie zu tun hast, dann trägst du keine Schuld an dem Vorfall.“
Georgas lächelte dankbar. „Meine Mutter hat mir erzählt, dass es gut vorangeht.“ Er grinste verschwörerisch. „Eure Mission, meine ich.“
Es dauerte einen Moment, bis Yanna begriff, was er mit Mission meinte. Wut kochte in ihr hoch, doch sie kämpfte sie zurück. Er war nur ein Junge. Er verstand nicht, was sie mit Rajatshas verband. „Es ist keine Mission“, erklärte sie deshalb mit gezwungener Ruhe. „Nicht für mich jedenfalls. Ich bin gerne hier und genieße die Zeit, die ich mit meinem Cousin verbringen darf. Natürlich freue ich mich, dass Rajatshas sich in den letzten Wochen zum Guten verändert hat und ich versuche auch weiterhin, ihn in die richtige Richtung zu lenken. Aber das ist auch zu seinem Besten und ich tue es vor allem, weil er mir wichtig ist.“
Georgas starrte sie mit großen Augen an. „Das wusste ich nicht. Bitte entschuldigt meine taktlose Bemerkung.“ Dann lachte er und abermals kamen die sympathischen Grübchen in seinen Wangen zum Vorschein. „Das bedeutet wohl, dass es tatsächlich gut läuft, oder?“
Yanna konnte sich der ansteckenden Fröhlichkeit des Jungen nicht entziehen. Sie lächelte. „Das bedeutet es in der Tat.“
„Das freut mich.“ Er biss sich auf die Unterlippe. „Ich glaube nämlich, dass Ihr ein wirklich guter Mensch seid. Das dachte ich schon, bevor ich hierher kam, weil natürlich jeder weiß, dass der König sich erst so verändert hat, seit Ihr bei ihm seid und dass es deshalb Euer Verdienst sein muss. Darum freute ich mich ungemein darauf, Euch kennen zu lernen. Und ich wurde nicht enttäuscht. Ihr seid… unglaublich!“ Der Junge stoppte in seinem Redeschwall, um Luft zu holen.
„Es reicht“, sagte Yanna streng, weil sie fürchtete, der Junge würde sich in noch mehr Schmeicheleien ergehen. „Du solltest nun wirklich zurück auf deinen Posten gehen. Wenn jemand bemerkt, dass du nicht vor meiner Tür Wache hältst, wirst du Ärger bekommen. Für meine Unterhaltung zu sorgen fällt nicht in deinen Aufgabenbereich.“
„Ihr habt Recht.“ Er wandte sich zur Tür, doch bevor er das Zimmer verließ, sah er Yanna noch einmal mit flehendem Blick an. „Wäre es möglich, dass Ihr niemandem von meiner Vergangenheit erzählt? Beinahe alle Menschen haben Vorurteile, wenn sie nur das Wort Fanatiker hören. Natürlich verstehe ich die Ablehnung der Menschen sehr gut, aber… ich befürchte, dass mir niemand glauben würde, wenn ich sage, dass ich selbst keiner von ihnen bin. Wahrscheinlich würden sie mir nicht erlauben, Gardist zu werden.“
„Mach dir keine Gedanken. Ich werde es niemandem verraten.“
Georgas lächelte dankbar, dann verließ er endgültig das Zimmer.
Yanna starrte gedankenverloren vor sich hin. Was für ein seltsamer Junge. Im ersten Moment, als er sie mit seinem Wissen konfrontiert hatte, war sie sicher gewesen, dass er eine Bedrohung für sie darstellte. Dann die Offenbarung über seine Familie, der unvermutete Charme und seine Heiterkeit. Yanna wusste nicht, ob sie ihn nett oder nur verwirrend finden sollte. Aber in nächster Zeit würde sie sicher noch Gelegenheit haben, sich eine Meinung über Georgas Navida zu bilden.
Als Shaquess in den Gang einbog, der zu Yannas Zimmer führte, sah er gerade noch, wie ein Gardist am Ende des Flures abbog. Er war zu weit weg,
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