Götterbund (German Edition)
erraten.“
Shaquess blickte sie durchdringend an. „Du sagst direkt und ehrlich, was du denkst. Wahrscheinlich fällt es dir schwer zu lügen, nicht wahr?“
„Was soll das werden?“
„Weißt du es?“
„Was denn?“
„Wenn du es wüsstest, würdest du wissen, was gemeint ist.“
Yanna starrte den Taissin stumm an. Sie hatte große Lust, sich einfach umzudrehen und ihn stehen zu lassen. Aber Rajatshas hatte ihn geschickt. Was, wenn er doch noch etwas Aufklärendes zu sagen hatte?
„Ich war mir sicher, dass du keine Ahnung hast. Aber Rajatshas dachte, du wüsstest es. Deshalb hat er mich geschickt, um herauszufinden, wer Recht hat.“
Yanna forschte in den grünen Augen nach Antworten. Und plötzlich wusste sie, worum es ging. Um diese Sache zwischen ihr und Rajatshas. Der Grund dafür, dass Yanna gewusst hatte, dass er noch lebte. Rajatshas’ Blick auf der Trauerfeier. Die Sache, von der Ehliyan glaubte, dass Malyn mehr wusste. „Du weißt alles“, sagte sie langsam.
Shaquess’ Grinsen wurde noch eine Spur breiter. „Ich weiß nicht alles. Aber vieles, was du gerne wissen willst.“
„Sag es mir.“
Plötzlich war da ein neugieriges Leuchten in Shaquess’ Augen. „Ich habe gehört, dass Malyn inzwischen Rebellenanführer ist. Stehst du ihm nahe?“
„Was hat das mit dieser Sache zu tun?“
„Beantworte mir die Frage und ich kann dir vielleicht weiterhelfen.“
Yanna hatte dieses Spiel satt, doch sah sich auch nicht fähig, es abzubrechen. „Wir sind Freunde.“
Shaquess schüttelte den Kopf. Das Lächeln war aus seinem Gesicht verschwunden. „Das tut mir Leid für dich.“
„Was?“
„Malyn weiß ebenfalls, was du so verzweifelt wissen willst. Auch er kann deine Fragen beantworten.“
Also doch. Ehliyan hatte Recht gehabt. „Sag es mir“, verlange sie ein zweites Mal.
„Ich verstehe. Du glaubst nicht, dass Malyn es dir erzählt, wenn du ihn danach fragst. Aber wieso denkst du, dass ich dir die Wahrheit sagen würde? Bei unserem ersten Treffen hast du mir auch nicht geglaubt.“ Shaquess’ Augen huschten an Yanna vorbei zu Ehliyan.
Sie drehte sich zu dem jungen Mann um, der misstrauisch zu ihnen hinüber starrte.
„Lass mich dir eine Frage stellen: Wieso hat Ehliyan sich keine Sorgen gemacht, dass ich Rajatshas von seiner Verbindung zu den Rebellen berichte?“
„Er sagte, du würdest die Information als Druckmittel nutzen wollen.“
Shaquess’ Augen hefteten sich auf Yannas. „Tatsache ist, dass ich mit dieser Information überhaupt nichts anfangen kann. Rajatshas weiß schon seit Jahren, dass Ehliyan ein Rebell ist. Und Ehliyan weiß, dass der König es weiß.“
„Was?“ Yanna lachte ungläubig auf. „Woher sollte Rajatshas von Ehliyan wissen?“
„Das ist die eine Frage. Die andere ist: Wieso lässt er Ehliyan nicht auf die Liste der Gesuchten setzen?“
Yanna starrte Shaquess an, unsicher, ob sie auch nur in Erwägung ziehen sollte, ihm zu glauben. Aber warum sollte er lügen? Dann wiederum: Wieso sollte Ehliyan ihr solch eine Sache verheimlichen?
„Das reicht jetzt! Ich sehe mir nicht länger an, wie du dich verwirren lässt.“ Ehliyan packte Yanna am Arm und zog sie mit sich. Yanna versuchte nicht einmal, sich zu wehren. Zu beschäftigt war sie mit dem Durcheinander in ihren Gedanken.
„Wo ist Malyn?“, fragte Ehliyan, kaum, dass sie zur Tür hereingekommen waren.
Thoran blickte zwischen den beiden hin und her, doch stellte keine Fragen. Wortlos wies er mit dem Finger auf die Treppe.
Ehliyan durchquerte mit großen Schritten den Raum und zog Yanna die Stufen hinauf. Erst, als sie vor Malyns Zimmertür standen, ließ er sie los. Yanna wartete, dass Ehliyan anklopfen würde, doch stattdessen musterte er sie. „Was ist mit dir? Seit du mit Shaquess gesprochen hast, habe ich kein Wort mehr von dir gehört. Bist du nicht neugierig, was Malyn zu der ganzen Sache zu sagen hat?“
„Doch.“ Aber Shaquess hatte Recht gehabt: Sie versprach sich nicht viel davon, Malyn zu befragen. Der Ratsvorsitzende teilte nur jene Informationen, die er teilen wollte. Und so wütend Yanna dieses Verhalten auch machte, so wusste sie doch, dass sie nichts daran ändern konnte. Malyn war mit Abstand der sturste Mensch, den sie kannte.
„Dann komm endlich.“ Ehliyan machte sich nicht die Mühe anzuklopfen, sondern riss einfach Malyns Tür auf. „Wir müssen mit dir reden.“ Dann war er auch schon im Zimmer des Ratsvorsitzenden verschwunden.
Zögernd folgte
Weitere Kostenlose Bücher