Götterbund (German Edition)
kannte.
„Taiyu?“
Der Mann reagierte nicht. Seine Augen waren auf den Punkt fixiert, an dem Yanna soeben um die Ecke verschwunden war. Bevor er an ihr vorbeistürmen konnte, packte Lyza ihn am Arm. „Taiyu!“
Der Mann blinzelte sie an. Erst jetzt schien er ihre Anwesenheit überhaupt zu bemerken. „Dana?“
Lyza grinste, als er sie bei dem falschen Namen nannte, unter dem sie sich vorgestellt hatte. Damals, als sie ihm in einem Wirtshaus zum ersten Mal begegnet war.
Doch schon im nächsten Moment riss Taiyu sich von ihr los.
„Entschuldige, ich habe keine Zeit.“ Wieder eilte er auf den Palast zu.
Lyza handelte instinktiv. Mit zwei großen Schritten holte sie zu ihm auf und packte ihn abermals am Arm, diesmal mit beiden Händen. „Ich weiß zwar nicht, was du mit Yanna zu tun hast, aber du kannst ihr im Moment nicht helfen. Oder willst du es allein mit dem König und einem ganzen Palast voller Gardisten aufnehmen? Todessehnsucht?“
„Was geht dich das an?“ Wütend schüttelte Taiyu sie ab. Trotzdem schien Lyzas Eingreifen gewirkt zu haben. Statt seinen Weg fortzusetzen und Yanna zu folgen, starrte er sie nur stumm an.
„Woher kennst du Yanna?“, wollte Lyza wissen. Sie hatte eine Ahnung, doch wollte sich ganz sicher sein. Genau genommen hatte sie von Anfang an den Verdacht gehabt, dass mit diesem Taiyu etwas nicht stimmte. Er hatte bereits zu Beginn ihrer Liebschaft klargestellt, dass sie sich nicht bei ihm zu Hause treffen konnten. Also hatte sie ihn mit zu sich genommen. Das heißt, mit in die leer stehende Bruchbude am Stadtrand, die sie ihm als ihr Zuhause verkauft hatte. Da sie selbst Taiyu weder erzählt hatte, dass sie Gardistin war, noch, dass sie hin und wieder mit den Rebellen zusammen arbeitete, hatte sie seine Geheimnistuerei wenig gestört. Sie hatte schlichtweg angenommen, dass er verheiratet war. Doch mittlerweile vermutete sie etwas anderes.
„Woher kennst du sie?“, gab Taiyu zurück.
„Ich habe zuerst gefragt.“
Erst sah der junge Mann aus, als würde er dieses Spiel weiter treiben wollen. Er hatte bereits den Mund zu einer zweifellos destruktiven Erwiderung geöffnet, da flog sein Blick an ihr vorbei. Nachdenklich starrte er die Palastmauern an. „Mein Name ist Ehliyan und ich bin ein Rebell. Yanna und ich wohnen zusammen. Und jetzt will ich wissen, was du mit dieser ganzen Sache zu tun hast!“
Lyza lachte. Sie lachte so heftig, dass ihr Tränen über die Wangen liefen und sie sich vornüber krümmte.
„Hör auf zu lachen und beantworte die Frage!“ Taiyu, der eigentlich Ehliyan hieß, schien nicht annähernd amüsiert.
„Du bist Ehliyan Avataras, nicht wahr? Der Adelssohn, der eigentlich Gardist werden sollte und dann zusammen mit Malyn versucht hat, Schelash zu töten. Der aber trotzdem nicht auf die Liste der Gesuchten gesetzt wurde.“ Lyza versuchte, wieder zu Atem zu kommen. „Du bist einer von Malyns Schützlingen. Das ist so absurd, dass es schon wieder lustig ist und gleichzeitig… “ Sie verzog das Gesicht. „…irgendwie widerlich.“
„Wer bist du?“
„Ich bin Lyza.“
Die Augen des jungen Mannes weiteten sich entsetzt, doch verengten sich bereits im nächsten Moment. „Was hast du mit Yanna gemacht?“
„Ich habe gar nichts mit ihr gemacht. Sie wollte, dass ich ihr ein Treffen mit Shaquess organisiere.“
„Und wie kommt es, dass Yanna am Ende dieses Treffens von ebendiesem Shaquess festgenommen wird und du nur daneben stehst und zusiehst?“
„Das kommt daher, dass ich Yanna gegen meine Freiheit eintauschen wollte.“ Lyza hob abwehrend beide Hände und trat einen Schritt zurück, als sie das wütende Funkeln in Ehliyans Augen sah. „Aber ich habe mich umentschieden und versucht, uns beide aus dieser verfahrenen Situation zu befreien. Beinahe wäre uns die Flucht gelungen, aber wie immer hat Shaquess alles verdorben. Kennst du eigentlich Shaquess?“
Ehliyan knurrte etwas Unverständliches, das Lyza als Zustimmung deutete.
„Warst du etwa dabei, als Yanna in Shaquess’ Haus eingebrochen ist?“
Ehliyan erwiderte nichts. Er stand nur da und starrte Lyza nachdenklich an. Dann fasste er sie plötzlich am Arm und zerrte sie die Treppe hinunter.
„Wohin soll es gehen?“, fragte Lyza amüsiert und ließ sich vorerst mitziehen
„Zu Malyn.“
Die Gardistin stieß ein begeistertes Lachen aus. „Das wird ihm gar nicht gefallen, wenn du mich mit in euer geheimes Rebellenversteck nimmst. Er war stets darauf bedacht, mich an
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