Götterbund (German Edition)
und Lyza, die noch immer am selben Fleck stand, waren keine Gardisten zu sehen. Sie hatte nur Rajatshas und Shaquess gegen sich. Doch Shaquess war der oberste Taissin und auch Rajatshas wusste sicher, mit einem Schwert umzugehen.
Trotzdem würde sich nicht kampflos gefangen nehmen lassen. Nicht einmal, wenn Rajatshas ihr alle Antworten dieser Welt liefern könnte.
Yanna sah aus den Augenwinkeln, wie Lyza sich plötzlich wieder in Bewegung setzte. Doch anstatt endgültig zu gehen, kam sie mit schnellen Schritten zu ihnen zurück. Die Augen hatte sie fest auf Rajatshas gerichtet. „Ich habe es mir anders überlegt. Behaltet meine Freiheit, ich nehme lieber das Mädchen.“ Damit fasste sie Yanna am Arm und zerrte sie von Shaquess und Rajatshas weg. „Komm schon!“
Yanna rannte los, Lyza direkt hinter ihr. Sie hörte noch ein befehlendes „Shaquess!“ von Rajatshas und ein widerwilliges „Ja?“ von dem Taissin, da hatte sie mit Lyza schon fast die Treppe erreicht. Noch zehn Meter, noch fünf, da wurde Yanna plötzlich am Arm gepackt. Sie wirbelte herum und zog gleichzeitig mit der freien Hand das Schwert aus der Scheide an ihrem Rücken. Doch der Angreifer schien mit dieser Reaktion gerechnet zu haben. Er parierte Yannas Schlag ohne Probleme. Er schlug mit seinem Schwert auf Yannas ein, dann noch mal. Die junge Frau hatte Mühe, das Schwert mit der linken Hand gegen die kräftigen Hiebe zu halten. Schließlich wurde es ihr aus der Hand geschleudert. Der fremde Gardist hielt nun ihre beiden Arme fest umklammert und grinste sie selbstzufrieden an. Als Yanna an ihm vorbei blickte, verstand sie, dass er allen Grund dazu hatte. Fünf weitere Gardisten kamen auf sie zu. Yanna drehte den Kopf. Lyza stand direkt hinter ihr, das Schwert auf Yannas Angreifer gerichtet. Doch auch sie hatte die Verstärkung entdeckt.
„Weil du eine von uns bist, Lyza, gebe ich dir die Möglichkeit zu fliehen“, sagte der Gardist eindringlich.
Yanna versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien, doch seine Hände schlossen sich nur noch fester um ihre Arme.
Lyza blieb, wo sie war, hielt die Spitze ihres Schwertes weiterhin auf den anderen Gardisten gerichtet. „Lass sie los.“
„Das werde ich nicht tun“, gab der zurück. „Wenn du fliehst, bevor die anderen hier sind, wirst du davon kommen. Ansonsten droht dir die Hinrichtung wegen Hochverrats.“
„Geh schon!“, zischte Yanna. Dann ließ sie ihre Ferse mit aller Kraft auf die Fußzehen des Gardisten nieder krachen. Er stöhnte schmerzerfüllt und sein Griff lockerte sich für einen Moment. Yanna drehte sich mit Schwung um sich selbst und kam frei. Sie hetzte die Stufen hinunter. Lyza befand sich nur wenige Meter vor ihr. Dann spürte sie plötzlich, wie jemand ihr eigenes Schwert von hinten aus der Scheide zog. Sie drehte den Kopf und zuckte zurück. Eine Klinge blockierte ihr Sichtfeld.
„Zwing mich nicht, dir weh zu tun“, sagte Shaquess, der seinen Dolch gegen ihre Wange presste. Mit der anderen Hand schleuderte er ihr Schwert weit von sich.
Yanna fluchte.
„Gut gemacht, Shaquess. Bring sie vorerst in den Kerker.“
Yanna starrte an dem Taissin vorbei und fixierte Rajatshas. Von dem seltsamen Gefühl der Verbundenheit, das sie zuvor und auch auf der Trauerfeier gespürt hatte, war nichts mehr übrig. In diesem Moment war er nur noch der mitleidslose Herrscher von Fativa. Ihr Feind, von dem sie keine Gnade zu erwarten hatte.
Shaquess senkte den Dolch. Stattdessen packte er sie an beiden Oberarmen und schob sie vor sich her zum Palast.
Bevor sie um die Ecke bogen, sah Yanna sich noch einmal zur Treppe um. Lyza stand auf der obersten Stufe und sah ihr nach. Doch da war noch jemand. Hinter der Gardistin kam in diesem Moment ein junger Mann die Treppe hinaufgehastet.
Yanna öffnete den Mund, wollte rufen, doch wurde in diesem Moment von Shaquess um die Ecke gezogen. Sie schloss den Mund wieder und runzelte die Stirn. Hatte sie Halluzinationen? Sie hätte schwören könne, dass der Mann hinter Lyza Ehliyan gewesen war.
Lyza blickte Yanna nach, wie sie mit Rajatshas, Shaquess und den Gardisten hinter dem Palast verschwand. Im selben Moment wurde sie von einem schrillen Schrei hinter sich zu Tode erschreckt.
„Yanna!“
Lyza fuhr herum. Ein junger Mann mit halblangem braunem Haar hatte gerade die Treppe hinter sich gebracht und machte Anstalten, an ihr vorbei zu rennen. Noch seltsamer als seine bloße Anwesenheit war, dass Lyza diesen Mann
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