Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Götterbund (German Edition)

Götterbund (German Edition)

Titel: Götterbund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Winter
Vom Netzwerk:
neutralen Orten zu treffen. Ja, Malyn wird wütend sein.“
    „Und wenn schon.“
     
    Erst, als Shaquess sie die Stufen hinauf und in den Palast hinein zog, wurde Yanna das ganze Ausmaß ihrer Situation bewusst. Sie war eine Gefangene. Sie würde in den Kerker gesperrt werden. Wenn sie Pech hatte, drohte ihr die Hinrichtung. Ob Rajatshas das wirklich tun würde? Yanna schüttelte den Kopf, um die verklärten Gedanken zu vertreiben. Sie war eine Rebellin, er der König. Wieso sollte er sie verschonen? Nur, weil sie ein paar Blicke geteilt hatten? Lächerlich! Verstohlen sah Yanna sich um. Zumindest so weit, wie es Shaquess’ fester Griff um ihren Arm erlaubte. Von Rajatshas und den Gardistin war weit und breit nichts zu sehen. Es gab nur sie und den Taissin. Jetzt oder nie. War sie erst einmal im Kerker, hätte sie ihre letzte Fluchtmöglichkeit vertan. Noch während Yanna diesen Gedanken dachte, blieb Shaquess plötzlich stehen. Er drehte sie zu sich um und sah ihr in die Augen. „Lass es.“ Es war das erste Mal, dass Yanna Ärger in der Stimme des Taissins erkannte. „Zu sagen, du befindest dich in einer katastrophalen Lage, würde das Ganze noch beschönigen. Aber momentan wäre es das Beste für dich, das einfach zu akzeptieren, anstatt alles durch einen Fluchtversuch noch schlimmer zu machen.“
    Yanna presste die Lippen zusammen und ließ sich weiterführen. Wie kam es, dass dieser Kerl stets zu ahnen schien, was sie gerade dachte?
    Yanna wurde eine steile Treppe hinunter geführt, dann weiter durch einen dunklen, grauen Gang, der nur hin und wieder von ein paar Fackeln an der Wand erleuchtet wurde.
    Vor der letzten Tür auf der linken Seite stoppte Shaquess. Yanna hörte Schritte hinter sich und wandte sich um. Drei Gardisten kamen die Treppe hinunter.
    Shaquess schloss die Tür auf und führte Yanna hindurch. Zwei der Gardisten blieben im Gang stehen, der Dritte folgte ihnen in den angrenzenden Raum. Dieser war durch ein Gitter in zwei gleichgroße Hälften geteilt. Schweigend positionierte sich der Gardist an der Wand, während Shaquess die Tür im Gitter öffnete. Widerstandslos begab sich Yanna in die Zelle. Als sie sich umdrehte, sah sie gerade noch, wie Shaquess die Tür von außen verschloss.
    Rajatshas betrat den Raum. Hinter ihm fiel die Tür ins Schloss, als er sich an Shaquess vorbei drängte, so dass er ganz vorn am Gitter stand. Stumm sah er auf Yanna herab.
    Und während sie ihn anstarrte, wusste sie plötzlich, warum ihr seine Augen so bekannt vorkamen. Die Iris war von einem dunklen Grauton mit einem bernsteinfarbenen Muster um die Pupille herum. Genau wie ihre eigene Augenfarbe. Yanna bekam Angst. Sie wusste nicht, ob es an ihrer Entdeckung lag oder an der Art, wie Rajatshas sie ansah. Zwar fühlte sie immer noch ein entferntes Echo dieser seltsamen Verbundenheit zu Rajatshas, doch dieses Mal war die Angst stärker. Yanna trat einen Schritt nach hinten.
    Rajatshas hob lächelnd die Augenbrauen. „Du weichst vor mir zurück, Dashamien? Vor mir, deinem Cousin?“
     
     
    Kapitel 5
     
    Zuerst konnte Yanna nicht glauben, dass Rajatshas diesen letzten Satz tatsächlich ausgesprochen hatte. Unsicher sah sie zu Shaquess. Konnte es wirklich sein, dass der König unter dem Einfluss seiner Mutter verrückt geworden war? Dass er sich einbildete, seine tote Cousine Dashamien, die als Kind auf den Befehl seiner Mutter hingerichtet worden war, sei noch am Leben?
    Shaquess’ Grinsen und Achselzucken bestätigte Yannas Vermutung.
    „Ich bin nicht Dashamien“, sagte sie vorsichtig und wich einen weiteren Schritt zurück. „Mein Name ist Yanna.“ Sie fragte sich, ob sie den König darauf hinweisen sollte, dass die Prinzessin tot war, doch entschied sich dagegen. Wer wusste schon, wie er auf eine solche Nachricht reagieren würde?
    „Falsch! Dein Name ist Dashamien. Du bist die Tochter von Prinz Tasharas, dem Bruder meiner Mutter.“
    „Prinzessin Dashamien ist tot“, gab Yanna nun doch gereizt zurück. Sie wusste selbst nicht, warum diese Unterhaltung auf einmal so an ihren Nerven zerrte, aber sie konnte sich diese Hirngespinste nicht länger anhören. „Sie wurde vor zwanzig Jahren hingerichtet.“
    Doch Rajatshas reagierte ganz anders als erwartet: Er lächelte. „Dem Volk wurde erzählt, dass du hingerichtet wurdest, doch das entsprach zu keiner Zeit der Wahrheit. Tatsächlich gab es einen Fluchtversuch und ich war überzeugt, dich dabei getötet zu haben. Doch all das war inszeniert. Ein

Weitere Kostenlose Bücher