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Götterbund (German Edition)

Götterbund (German Edition)

Titel: Götterbund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Winter
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raffinierter Plan der Rebellen, um dich vor der Hinrichtung zu bewahren.“
    Yanna schloss die Augen. Wieso klärte niemand Rajatshas darüber auf, wie wahnwitzig seine angeblichen Erklärungen klangen? Hilfe suchend sah sie abermals zu Shaquess. Der Taissin grinste inzwischen nicht mehr, blickte Yanna nur offen an. Als sie fragend die Augenbrauen hob, sagte er: „Es hört sich zwar nicht so an, aber Rajatshas hat Recht. Du bist… “
    „Schweig!“, herrschte Rajatshas. „Sie braucht deine Bestätigung nicht, genauso wenig wie meine Erklärungen. Sie kann die Wahrheit fühlen.“ Mit einem Kopfnicken bedeutete er Shaquess, die Gittertür aufzuschließen.
    Der Taissin tat, wie ihm befohlen worden war.
    Rajatshas betrat die Zelle.
    Yanna wollte zurück weichen, doch sie wusste, dass sie nicht weit kommen würde. Also blieb sie, wo sie war und starrte dem König entgegen.
    Rajatshas stoppte erst, als seine Robe und Yannas Kleidung sich berührten. Sanft umfasste er mit beiden Händen ihr Gesicht. „Fühle.“
    Yanna versank in den grauen Augen. Es gab nur sie und Rajatshas. Nur sie beide, denn sie gehörten zusammen. Nur mit ihm war sie vollständig.
    „Spürst du es?“
    „Was ist das?“, fragte Yanna atemlos.
    „Wir sind weit mehr als Blutsverwandte, Dashamien. Wir haben denselben Schutzgott.“
    Yanna blickte den König verständnislos an.
    „Du verstehst nicht.“ Er lachte auf. „Richtig, du kannst es nicht wissen. Für das Volk sieht es so aus, als sei ein Schutzgott lediglich eine Art Berater. Und ja, diese Funktion ist ein Teil des Götterbundes, aber bei Weitem nicht das Wichtigste. Hör mir genau zu, Dashamien: Ein Gott, der beschließt, Schutzgott eines neugeborenen Kindes der Königsfamilie zu werden, geht eine tiefe Bindung mit diesem ein. Keiner weiß, wie sie es machen oder was dabei genau geschieht. Doch es verändert die Kinder. Der Gott überträgt einen Teil seiner selbst auf das Neugeborene, schenkt ihm Fähigkeiten… “ Er stockte.
    Yanna lauschte mit angehaltenem Atem.
    „Ich selbst habe erst vor ein paar Tagen erfahren, dass wir etwas Besonderes sind, Dashamien. Zwei lebendige Mitglieder der Königsfamilie mit ein und demselben Schutzgott. Wir tragen beide einen Teil des Gottes Casaquann in uns. Verstehst du jetzt? Eine Komponente unserer Wesen ist vollkommen gleich.“
    „Ich… “, stammelte Yanna, weil Rajatshas von ihr eine Antwort zu erwarten schien. „Du musst mich verwechseln.“ Obwohl etwas in ihr das Gegenteil schrie, klammerte sie sich an den Gedanken, dass er sich irrte. „Ich bin bei den Rebellen aufgewachsen. Ich habe den Palast bis heute nie von innen gesehen. Du musst mich verwechseln.“
    „Erinnerst du dich an deine Kindheit? An irgendein Ereignis vor deinem fünften Lebensjahr?“
    „Ich… “ Fieberhaft suchte Yanna nach einer Erinnerung, obwohl sie längst wusste, dass sie keine finden würde. „Es ist normal, dass man sich nicht richtig an seine Kindheit erinnert.“
    „Bei dir ist es nicht normal. Du hast die ersten fünf Jahre deines Lebens nicht einfach vergessen, sondern jemand hat nachgeholfen. Derselbe, der mich glauben machte, ich hätte dich getötet.“
    „Das ist verrückt! Es gibt niemanden, der Erinnerungen manipulieren kann.“ Yanna brachte ein zittriges Lächeln zustande. Vielleicht war es am Ende doch nur der Schock, ausgelöst durch den Tod seiner Mutter, der aus Rajatshas sprach.
    „Spürst du nicht auch manchmal diese Leere, Dashamien? Seit ich dachte, dass ich dich getötet hätte, habe ich gefühlt, dass etwas fehlt. War es bei dir nicht genauso?“ Fast flehend starrte der König sie an. Und plötzlich war da lang verschütteter Schmerz in den grauen Augen, der an die Oberfläche drängte.
    Yanna glaubte, ihr Herz würde vor Mitleid zerreißen. Sie wusste genau, was Rajatshas fühlte. Es war derselbe Zustand, den sie ihr Leben lang durchlitten hatte, abgeschwächt durch Thorans Kräutersud. „Seit ich denken kann“, hauchte sie.
    Der Schmerz verschwand aus Rajatshas’ Augen so schnell, wie er gekommen war. Stattdessen loderte ein Feuer in ihnen auf. „Ich beweise es dir“, sagte er entschlossen und nahm Yannas Hände in seine. „Dann wirst du keinen Zweifel mehr daran haben, dass du Dashamien bist.“ Er wandte sich um. „Verlasst den Raum! Sofort!“
    Die Gardisten gehorchten augenblicklich. Nur Shaquess rührte sich nicht. Er fing Yannas Blick auf. „Es gibt nichts, was er sagen oder tun könnte, das ich nicht schon

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