Götterbund (German Edition)
Gegenteil erreicht.“
„Daran ist sie selbst schuld. Keiner hat ihr gesagt, sie solle ihr Wissen zu ihrem eigenen Vorteil nutzen.“
Yanna musterte den Taissin. „Du wusstest, dass ich Dashamien bin, weil du die Ähnlichkeit meiner und Rajatshas’ Augen erkannt hast“, sagte sie langsam. „Dann hast du Rajatshas davon berichtet, richtig? Wussten noch andere Gardisten davon?“
„Nein. Rajatshas beschloss, es vorerst geheim zu halten.“
„Woher wusste Lyza dann davon?“
Shaquess antwortete nicht. Mit ausdrucklosem Gesicht sah er sie an.
„Ich habe Recht, oder? Du hast es ihr erzählt.“
Ein beinahe schuldbewusstes Lächeln legte sich auf die Lippen des Taissin. „Da Lyza ab und zu mit euch zusammen arbeitet, weiß sie viel über die Rebellen. Oft gibt sie diese Informationen an mich weiter, weil sie weiß, dass sie mich interessieren. Sie kennt mich besser, als mir lieb ist und als nach eurem Treffen unser Gespräch auf dich kam, bemerkte sie sofort, dass ich ihr etwas verheimlichte. Deshalb habe ich ihr dein Geheimnis anvertraut. Doch wie ich bereits sagte: Niemand wies sie an, diese Information zu ihrem Vorteil zu nutzen. Ich am allerwenigsten.“
„Du hast keinen Grund, dich vor mir zu rechtfertigen. Du bist der oberste Taissin. Deine Aufgabe ist es, deinem König zu beschaffen, was er haben will. Genau das hast du getan, indem du mich festgenommen hast.“
Shaquess zuckte mit den Achseln. „Ich weiß, dass ich mich nicht rechtfertigen muss, tue es aber trotzdem, weil es nicht meine Absicht war, dich im Kerker zu sehen.“
„Dann hast du aber nicht besonders gründlich nachgedacht, oder? Ich kenne Lyza erst seit einem Tag und selbst mir ist klar, dass sie sich nichts sehnlicher wünscht, als frei zu sein.“
„Aber gleichzeitig mag sie dich.“
„Und?“
„Es hat mich interessiert, was stärker ist: Ihr Wunsch nach Freiheit oder ihre Sympathie für dich.“
Yanna hob die Augenbrauen. „Das ist alles? Und deswegen sitze ich jetzt im Kerker? Weil du neugierig warst?“
„Es war ein überaus interessantes Experiment. Niemand, nicht einmal Lyza selbst, konnte voraussehen, wie sie sich entscheiden würde.“
Yanna schüttelte ratlos den Kopf.
„Warum nimmst du Rajatshas’ Angebot nicht an?“, wechselte der Taissin plötzlich das Thema. „Jetzt, wo du schon mal hier bist?“
„Ist das dein Ernst? Ich bin Rebellin, schon vergessen?“
„Ebenso bist du Prinzessin Dashamien.“
„Was ändert das?“
„Einiges.“
„Es ändert gar nichts“, fauchte Yanna. Sie wollte über dieses Thema nicht nachdenken, geschweige denn reden. Zu schmerzhaft war die Erinnerung an Rajatshas’ Gesichtsausdruck, als sie sein Angebot abgelehnt hatte.
„Du könntest Beraterin des Königs werden.“
„Hast du vorhin nicht zugehört? Ich habe mich dagegen entschieden.“
„Das habe ich verstanden. Was ich nicht verstehe, ist warum.“
„Du musst nicht immer alles verstehen.“
Shaquess lächelte geduldig. „Du bist eine Rebellin. Gerade deshalb solltest du Rajatshas’ Angebot überdenken. Eure Organisation war in den letzten Jahrzehnten nicht besonders erfolgreich. Als Beraterin des Königs könntest du vielleicht endlich etwas ändern.“
„Du kennst Rajatshas. Glaubst du wirklich, er würde sich in seine Regierungsweise hineinreden lassen? Nachdem er sein ganzes Leben lang von Schelash eingetrichtert bekam, wie man es ihrer Meinung nach richtig macht?“
Nachdenklich legte Shaquess den Kopf schief. „Von dir möglicherweise schon. Ich verstehe nicht ganz, was der Götterbund mit Casaquann bei euch ausgelöst hat. Doch mir scheint, es hat großen Einfluss auf Rajatshas.“
„Das ist nicht dasselbe, als wenn ich großen Einfluss auf ihn hätte. Er will mich um sich haben, mehr nicht. Es geht ihm nicht um mich, sondern darum, dass er sich besser fühlt, wenn ich bei ihm bin.“
„Bedeutet das nicht, dass auch du dich besser fühlst, wenn er bei dir ist?“
Yanna biss sich auf die Unterlippe, doch antwortete nicht.
„Du lehnst es also ab, im Palast zu bleiben und dich besser zu fühlen und gleichzeitig die Möglichkeit zu haben, Rajatshas zu ändern… “
„Ich kann ihn nicht ändern“, unterbrach Yanna.
Shaquess überhörte sie. „All das lehnst du ab… wofür? Um dich von einem launischen Rebellenanführer belügen und herumkommandieren zu lassen?“
„Er ist mein Freund“, stellte sie klar. „Ein Freund, der gute und schlechte Eigenschaften besitzt und durchaus
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