Götterbund (German Edition)
darauf?“
„Weil er selbst will, dass sie wieder frei kommt. Er war gar nicht begeistert, dass ich versucht habe, sie gegen meine Freiheit einzutauschen.“
„Und warum sollte ihn Yannas Schicksal überhaupt interessieren?“
„Er mag sie.“
Die drei Männer tauschten befremdete Blicke aus.
Lyza lachte. „Wenn ihr eine bessere Idee habt: Nur zu. Wenn nicht, sollten wir uns beeilen. Jemand muss mit Shaquess Kontakt aufnehmen.“ Ihr Blick legte sich auf Ehliyan.
„Ich?“, fragte der junge Mann ungläubig.
„Von uns anderen kann niemand in die Hauptstadt, oder sehe ich das falsch?“
„Auch ich kann die Hauptstadt betreten, schließlich wurde damals nicht öffentlich gemacht, dass ich fliehen konnte“, erklärte Yannas Großvater. „Außer Rajatshas weiß niemand, dass ich noch lebe.“
„Wenn du dich da mal nicht irrst, Großväterchen“, grinste Lyza. „Ich verwette meinen Freund Taiyu darauf, dass Shaquess auch das irgendwie herausbekommen hat.“
Ehliyan warf ihr einen säuerlichen Blick zu, den Lyza mit einem Luftkuss erwiderte.
Ehliyan wandte sich von ihr ab. „Also gut. Ich werde gehen und Shaquess für unseren Plan einspannen.“
„Du musst das nicht tun“, sagte Yannas Großvater sanft. „Ich weiß, dass du ihn nicht leiden kannst. Ich kann gehen.“
Doch Ehliyan schüttelte den Kopf. „Ich werde ihn dazu bringen, uns zu helfen“, verkündete er ebenso grimmig wie entschlossen.
Und Lyza bedauerte zutiefst, nicht Zeuge dieses Gesprächs zwischen Shaquess und Ehliyan sein zu können.
Yanna war im Kerker. Natürlich wusste sie, dass sie im Kerker war. Schließlich hatte Shaquess sie gestern hier eingesperrt. Doch irgendetwas war jetzt anders. Der Kerker war derselbe, doch Yanna war es nicht. Sie sah an sich hinunter und lächelte. Sie war ein Kind, deshalb sah alles so anders aus. Doch was machte ein Kind im Kerker?
Plötzlich hörte Yanna etwas. Schreie. Dann wurde die Tür aufgerissen und jemand stürzte in den Kerker. Es war ein junger Mann, der Yanna sehr bekannt vorkam.
„ Keine Angst!“, keuchte er. Er zog einen Schlüssel hervor und steckte ihn in das Schloss der Gittertür. Quietschend schwang diese auf.
Verständnislos starrte Yanna den Mann an.
„ Kommt!“, drängte er und fasste ihre Hand. Er zog sie durch den Kerker und hinaus in den Gang. Zwei Wachen lagen dort regungslos auf dem Boden.
„ Sind sie tot?“, fragte Yanna, doch erhielt keine Antwort. Der Mann zerrte sie weiter den Gang entlang und die Treppe hoch. Dort blieb er stehen, kniete sich vor sie hin und sah ihr in die Augen. „Wisst Ihr, wie man von hier zum hinteren Palastausgang gelangt?“
Yanna nickte heftig. Natürlich wusste sie das! Der Palast war ihr Zuhause. Sie kannte hier alle Ecken und Winkel.
„ Gut. Ich werde jetzt gehen und alle Gardisten im Thronsaal zusammenrufen, ebenso die Königin und den Prinzen. Sobald der Gang leer ist, lauft Ihr zum Ausgang. Dort wird ein Mann auf Euch warten. Sein Name ist Thoran. Ihr könnt ihm vertrauen und werdet mit ihm mitgehen, verstanden?“
Yanna schüttelte den Kopf. Tränen stiegen ihr in die Augen. „Ich will nicht gehen.“
Der Mann legte ihr seine Hände auf die Schultern. „Ihr könnt nicht hier bleiben. Habt Ihr vergessen, dass die Königin Euch in den Kerker gesperrt hat?“
„ Ich will nicht ohne Raja gehen.“
„ Ihr braucht ihn nicht. Er ist nicht Euer Freund. Er hat nicht einmal versucht, seine Mutter von ihrer Entscheidung abzubringen.“
„ Das tut mir leid. Ich will es wieder gutmachen.“
Der Mann zuckte erschrocken zusammen und fuhr herum. Raja drängte sich an ihm vorbei und kam auf sie zu. „Du musst gehen“, drängte er. „Mutter… sie ist wütend auf dich. Sie will dich bestrafen. Du kannst nicht hier bleiben.“ Tränen schwammen in seinen grauen Augen, als er Yanna kurz an sich zog. „Tu, was Malyn gesagt hat. Geh zum Ausgang!“
„ Aber… “
„ Kein aber!“ Raja hatte sie an den Schultern gepackt und schüttelte sie. „Tu, was ich dir gesagt habe! Geh!“
Yanna liefen Tränen übers Gesicht, doch sie nickte. Raja war älter als sie, er wusste so viele Dinge besser. Sicher hatte er auch diesmal Recht.
„ Ihr wartet hier“, wies sie der Mann an. „Bis Prinz Rajatshas und ich alle Gardisten und die Königin versammelt haben.“
Yanna nickte abermals.
„ Viel Glück“, sagte der Mann, dann verschwand er um die Ecke. Raja schenkte Yanna ein letztes Lächeln, dann ging auch
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