Götterbund (German Edition)
du?“ Ehliyan hoffte inständig, dass es dem Taissin bei seiner Weigerung lediglich darum ging, den größtmöglichen Profit herauszuschlagen. „Ich bin sicher, Malyn wird dir gerne alles geben, was du willst.“
„Auch dieses Angebot ist verlockend, aber ich habe mich entschieden. Ich werde euch nicht helfen. Allerdings werde ich Rajatshas von eurem Plan auch nicht in Kenntnis setzen. Ich gebe gerne zu, dass es mich über alle Maßen freuen würde, wenn Yanna plötzlich aus dem Palast verschwunden wäre.“
Ehliyan erstickte beinahe an der Frage, doch musste sie stellen: „Stimmt es, dass du Yanna magst?“
„Hat Lyza das gesagt?“
„ Stimmt es?“
„Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Ich wüsste nicht, was dich das anginge.“
„Es geht mich etwas an: Wenn du eigentlich hoffst, dass wir Yanna befreien, warum hilfst du uns dann nicht einfach?“
„Den meisten Menschen scheint es nicht klar zu sein, aber ich bin ein Taissin.“
„Große Überraschung.“
„Ich will sagen, dass ich im Dienste der Königsfamilie stehe. Wie kommt ihr eigentlich darauf, so selbstverständlich anzunehmen, dass ich euch nicht nur Informationen über Yanna liefere, sondern euch außerdem helfe, sie zu befreien?“ Shaquess klang auf einmal ärgerlich.
„Seit wann nimmst du deine Aufgaben als Taissin so ernst?“
„Wie kommst du darauf, dass ich sie vorher nicht ernst genommen habe?“
„Was du dir in deiner Zeit als Gardist und Taissin schon alles geleistet hast, ist beinahe legendär. Jetzt geht es darum, jemandem zu helfen, den du magst und du denkst an deine Karriere?“
„Da du so genau darüber informiert zu sein scheinst, was ich bisher getan und nicht getan habe, wirst du wissen, dass ich bis jetzt noch nie an der Befreiung eines Gefangenen beteiligt gewesen bin“, erklärte Shaquess scharf. „Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest… “
„Das werde ich nicht! Du kannst weder Rajatshas noch deinen Dienst als Taissin leiden! Also warum nutzt du deine Stellung nicht, um Yanna zu helfen und genießt danach ein Leben ohne Rajatshas?“
Ehliyan meinte für einen kurzen Moment zu sehen, wie Shaquess mit sich rang.
„Nein.“ Der Taissin ging zur Tür und hielt diese einladend auf.
Zorn pulsierte durch Ehliyans gesamten Körper. Seine Hand glitt zu dem Dolch, den er am Gürtel trug und seine Finger schlossen sich fest um den Griff. Ein paar Sekunden stand er so da. Dann zwang er sich, die Waffe loszulassen und stürmte nach draußen.
Yanna ertappte sich dabei, wie sie sich wünschte, Shaquess würde wiederkommen. Sie wusste nicht, wie lange sie nun schon im Kerker saß, aber sie war sich sicher, dass es bereits ein ganzer Tag war. Seit Casaquann vor mehreren Stunden verschwunden war, leistete ihr nur ein unbekannter Gardist Gesellschaft, der jenseits des Gitters am Tisch saß. Er beobachtete sie zwar die ganze Zeit, sprach jedoch kein Wort mit ihr. Yanna hatte die vergangenen Stunden genutzt, um noch einmal über ihre Situation nachzudenken, doch war nur zum selben Schluss gekommen, wie schon zuvor: Sie wollte nicht im Palast bleiben, wollte nicht ihr Leben als Beraterin eines ungerechten Königs fristen. Sie wollte nach Hause, in ihr altes Leben zurück und vergessen, was in den letzten Tagen geschehen war. Und wenn sie es nicht vergessen konnte, dann wollte sie zumindest so tun, als ob sie es könnte. Yanna seufzte. Sie wusste, dass sie vermutlich gar nicht die Möglichkeit dazu erhalten würde. Momentan sah es nicht danach aus, als ob Rajatshas sie gehen lassen würde. Warum sollte er auch? Er hatte Recht: Wenn sie sich weigerte, Dashamien zu sein, war sie nichts als eine Rebellin. Und die wurden üblicherweise mit Hinrichtung bestraft. Doch Yanna konnte sich nicht vorstellen, dass Rajatshas sie töten lassen würde. Sie wusste, dass sie selbst ihm niemals etwas zuleide tun könnte. Ganz egal, was er ihr auch antäte. Doch wie sah ihre Zukunft dann aus? Würde sie ihr restliches Leben in diesem Kerker verbringen? Yannas Blick glitt von den kahlen, fensterlosen Wänden zu den Gitterstäben. Das würde sie nicht aushalten. Schon ein einziger Tag hier ließ sie beinahe verrückt werden. Aber vielleicht war genau das Rajatshas’ Plan. Wollte er sie so lange hier unten lassen, bis sie darum bettelte, seine Beraterin sein zu dürfen? Wenn dies tatsächlich Rajatshas’ Plan war, konnte ihm Yanna dazu nur gratulieren. Niemals wäre sie stark genug, diese Situation mehrere Wochen oder gar Monate
Weitere Kostenlose Bücher