Götterbund (German Edition)
sie vielleicht mit dem Tod dafür bezahlen würden.“
Yanna spürte, wie ihr eine einzelne Träne die Wange hinunter lief. Ihr Großvater wischte sie sanft weg. „Deine Eltern waren großartige Menschen, Yanna. Sie erkannten das Unrecht, obwohl es in ihrer eigenen Familie passierte. Sie waren mutig und stark und sie wären sehr stolz auf dich, wenn sie dich heute sehen könnten.“
Yanna sank in die Arme ihres Großvaters. Aus den Augenwinkeln sah sie Ehliyan, Malyn und selbst Lyza lächeln. Und plötzlich wusste sie, dass sie es auch ohne Rajatshas schaffen konnte.
„Lyza ist Dana?“ Mit offenem Mund starrte Yanna Ehliyan an. Zwar übertraf diese Offenbarung nicht ihre eigenen Erzählungen von den Zwillingsseelen und davon, dass sie Flammen beschwören konnte. Doch sie musste zugeben, dass dies ebenfalls eine unglaubliche Geschichte war.
Der junge Mann nickte mit düsterer Miene. „Nicht zu fassen, oder? Ich habe mich über mehrere Wochen hinweg mit einer Gardistin getroffen, ohne etwas davon zu ahnen! Und dann die Bruchbude, die sie mir als ihr Haus verkauft hat. Alles gelogen!“
„Na ja“, wandte Yanna vorsichtig ein. „Du warst auch nicht ehrlich zu ihr. Du hast ihr nicht gesagt, dass du ein Rebell bist.“
„Ja, weil… “ Er stockte und funkelte die junge Frau wütend an. „Das ist etwas ganz anderes! Ich habe ihr gleich gesagt, dass wir nicht zu mir gehen können und mich nicht in ein Lügennetz mit einem falschen Haus verstrickt.“
Ratlos schüttelte Yanna den Kopf. „Du bist ungerecht. Ich hoffe, das weißt du.“
„Ich? Ungerecht?“
„Wie geht es jetzt mit euch weiter?“, brachte Yanna es auf den Punkt.
Ehliyan schnaubte. „Soll das ein Scherz sein? Es geht natürlich überhaupt nicht weiter.“
„Ich dachte, du magst sie.“
„Ich mochte Dana.“
„Lyza ist Dana!“
„Lyza ist eine Gardistin. Dana war eine ganz normale Frau.“
„Nur weil sie eine Gardistin war willst du sie jetzt nicht mehr?“
„Das ist ja wohl Grund genug! Sie steht auf der anderen Seite! Wir bekämpfen die Gardisten, sie sind unsere Feinde!“
„Lyza war Gardistin, ist es aber nicht mehr.“
„Aber nur, weil sie dich eintauschen wollte.“
„Weil sie mich retten wollte! Bei den Göttern, sei doch nicht so stur! Ich weiß, dass du sie magst. Und auch wenn sie dir ein paar Dinge über sich verschwiegen hat, bleibt sie trotzdem dieselbe.“
„Ich habe wirklich keine Lust, das noch länger mit dir zu diskutieren. Vor allem, weil du auf ihrer Seite zu stehen scheinst.“
„Meinst du, das hältst du durch?“, fragte Yanna, ohne auf Ehliyans letzte Bemerkung einzugehen. „Schließlich wohnt sie vorerst hier. Wird das nicht schwer für dich werden?“
Ehliyan verschränkte stumm die Arme vor der Brust.
Plötzlich wurde laut an die Tür geklopft. Yanna seufzte. „Herein.“
Die Tür schob sich einen Spalt weit auf und Malyns Kopf lugte herein. „Yanna, kommst du kurz in mein Zimmer? Ich würde gerne mit dir sprechen.“
„Sicher.“
Malyn nickte und schloss die Tür wieder.
Yanna seufzte abermals.
„Was ist? Willst du nicht mit ihm reden?“, fragte Ehliyan.
„Doch. Ich habe noch eine Menge Fragen über damals, als er mich aus dem Palast gerettet hat. Aber… “
„Was?“
„Ich weiß nicht, wie ich mit ihm umgehen soll. Er hat sich bisher nicht einmal dafür entschuldigt, dass er mir meine Identität solange verschwiegen hat.“
„Vielleicht tut er das jetzt.“
Yanna sah Ehliyan zweifelnd an.
Der junge Mann blickte zurück.
Und Yanna wusste, dass auch er nicht daran glaubte.
„Zuallererst muss ich mich bei dir entschuldigen“, begann Malyn. „Ich hätte damit rechnen müssen, dass Shaquess Lyza von dir erzählt und du in ihrer Gesellschaft nicht sicher bist.“
Yanna stieß den angehaltenen Atem aus. Natürlich entschuldigte sich Malyn nicht dafür, dass er sie sieben Jahre lang belogen hatte. Lediglich dafür, dass er in seinem feinen Lügennetz nicht an alles gedacht hatte. Sie verkniff sich jegliche Erwiderung. „Wieso wolltest du mich sprechen, Malyn?“
Der Ratsvorsitzende nickte und schien erleichtert, den schwierigen Teil hinter sich gebracht zu haben. „Ich möchte dir von damals erzählen. Von dem Tag, an dem ich dir zur Flucht verholfen habe. Das heißt, wenn du es hören willst.“
„Natürlich will ich das.“
„Wie viel hat dir Rajatshas bereits erzählt?“
„Nicht allzu viel.“ Sie sah Malyn fest in die braunen Augen.
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