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Götterbund (German Edition)

Götterbund (German Edition)

Titel: Götterbund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Winter
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hätte einfach den Mund halten sollen. Wenn Ehliyans Gefühle, die er trotz allem offensichtlich für Lyza hegte, einseitiger Natur waren, hatte sie ihn soeben ans offene Messer geliefert. Doch irgendetwas sagte Yanna, dass die ehemalige Gardistin diesem Thema nicht so kühl gegenüber stand, wie sie tat.
     
    Mit klopfendem Herzen stand Yanna vor Shaquess’ Haus. Was, wenn der Taissin nicht da war? Was, wenn er im Kerker saß oder sogar schon hingerichtet worden war? Bis jetzt hatte sie Lyzas Zuversicht vollstes Vertrauen geschenkt. Doch nun, da sie gleich erfahren würde, was wirklich geschehen war, verließ sie jeglicher Optimismus.
    Sie stützte sich mit einer Hand an der geweißten Wand ab und versuchte, ihren Puls zu beruhigen. Lyza kannte Shaquess schon lange und sie kannte ihn gut. Wenn sie sagte, dass er schon wüsste, was er tat, dann hatte sie sicher Recht. Aber was, wenn nicht?
    Auf einmal wurde Shaquess’ Haustür von innen aufgerissen. Yanna wurde am Arm gepackt, hinein gezogen und ebenso plötzlich wieder losgelassen. Sie taumelte vor Überraschung und fand nur mit Mühe ihr Gleichgewicht wieder.
    „Verzeih, dass ich dich nicht auf höflichere Weise herein gebeten habe. Aber ich glaube nicht, dass es ratsam für dich ist, allzu lange vor meiner Tür herumzustehen. Es ist schwer zu sagen, wie Rajatshas auf deinen Anblick reagieren würde.“
    Yanna starrte Shaquess an, musterte ihn ungläubig von Kopf bis Fuß. Rajatshas schien ihm nicht ein Haar gekrümmt zu haben.
    „Setz dich“, lächelte der Taissin und deutete mit einer einladenden Geste auf den dunklen Tisch.
    Zögernd folgte Yanna seiner Aufforderung und beobachtete, wie Shaquess zwei kleine Gläser sowie eine Weinkaraffe aus dem Schrank holte. „Rajatshas hat dir nichts getan?“, fragte sie sicherheitshalber, während Shaquess die Behältnisse auf den Tisch stellte und sich der jungen Frau gegenüber setzte.
    „Was sollte er mir schon tun?“, fragte der Taissin und seine Augen blitzten amüsiert auf.
    „Ich weiß nicht!“, rief Yanna aufgebracht. „Er könnte dich zum Beispiel hinrichten lassen, weil du einer Gefangenen zur Flucht verholfen hast! Warum lässt er dir so etwas einfach durchgehen? Warum sperrt er dich nicht in den Kerker oder entlässt dich aus dem Dienst? Wenigstens degradieren könnte er dich!“
    „Das hört sich ja an, als wärst du enttäuscht, dass Rajatshas mich einfach so hat davonkommen lassen.“ Mit hochgezogenen Augenbrauen schob Shaquess ihr ein halbgefülltes Weinglas zu.
    „Nein… ich… so hab ich es doch nicht gemeint!“ Zerstreut griff sie nach dem Krug und trank einen großen Schluck. Als sie das Gefäß wieder absetzte fühlte sie sich zumindest ein wenig gestärkt. „Ich bin dir sehr dankbar, dass du mir bei der Flucht geholfen hast“, stellte sie klar. „Deshalb bin ich auch hier: Ich wollte mich bei dir bedanken. Was du getan hast, war keineswegs selbstverständlich.“
    „In gewisser Weise war es das“, widersprach Shaquess. „Und wäre Rajatshas von der Vorstellung, dass du bei ihm bleibst, nicht so besessen gewesen, hätte auch er dich von Anfang an freiwillig gehen lassen. Du warst im Palast nicht sicher.“
    „Du meinst wegen des Mordversuchs? Der Attentäter wurde doch hingerichtet.“
    Shaquess nickte. „Doch wo einer ist, können auch noch mehr sein. Bisher hatten wir noch nie einen Spion der Fanatiker in der Garde. Zumindest nicht, dass wir wüssten. Seitdem Malyn und Ehliyan damals entlarvt wurden, wird jeder Anwärter, der Gardist werden will, genauestens untersucht.“ Shaquess seufzte. „Anscheinend nicht genau genug.“
    Plötzlich machte alles Sinn. Ehliyan hatte erzählt, dass Shaquess, als er ihn das erste Mal um Hilfe bei Yannas Flucht gebeten hatte, nicht dazu bereit gewesen war. Dann hatte der Spion der Fanatiker versucht, sie zu töten und der Taissin hatte seine Meinung geändert. Shaquess hatte sich Sorgen um sie gemacht und ihr deshalb geholfen, aus dem Palast zu fliehen. Yanna wusste nicht, was sie sagen sollte.
    Der Taissin erwiderte ihren Blick aus ungerührten, grünen Augen.
    „Danke“, murmelte Yanna.
    „Gern geschehen.“ Shaquess’ Blick nahm sie gefangen. Einen Moment lang sahen sie sich schweigend in die Augen.
    Yanna räusperte sich verlegen. „Du hast mir immer noch nicht erklärt, warum Rajatshas dich nicht hat in den Kerker werfen lassen.“
    Shaquess lachte leise. Hatte er etwa bemerkt, dass sein intensiver Blick sie kurz aus dem Konzept

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