Götterbund (German Edition)
wichtig er für sie war. Dass auch sie das Band zwischen ihnen spürte. Sie wollte ihm sagen, dass sie aus freien Stücken bei ihm bleiben würde.
„Ich kann nicht“, wiederholte Yanna stattdessen. Tränen drängten an die Oberfläche. „Es tut mir so leid, aber ich kann nicht.“
„Dann geh.“
Yanna blickte in die grauen Augen. Doch da war nichts mehr. Nur Leere.
„Komm!“ Shaquess griff ihre Hand und zerrte sie von Rajatshas weg.
Während Yanna hinter dem Taissin herstolperte, drehte sie sich noch mehrmals nach dem König um. Er sah ihr mit ausdruckslosem Gesicht nach. In Yannas Innerem tat sich ein großes Loch auf.
Dann hatten sie plötzlich den Ausgang erreicht und Shaquess schob sie hindurch. „Beeil dich! Lauf los, ehe Rajatshas es sich anders überlegt.“
Yanna musterte den Taissin zerstreut. Er stand noch immer hinter der Türschwelle, innerhalb des Palastes. „Du kommst nicht mit?“
Shaquess schüttelte grinsend den Kopf. „Ich werde zurückgehen und sehen, ob ich meine Position als Taissin retten kann.“
„Das kann dich dein Ernst sein! Rajatshas wird dich für deinen Verrat töten!“
„Das bezweifle ich.“
„Wie kannst du dir da so sicher sein?“
„Ich bin mir nicht sicher. Aber ich muss es versuchen. Wenn Rajatshas sich gegen mich entscheiden sollte, werde ich weiter sehen. Und jetzt geh!“ Er zwinkerte ihr ein letztes Mal zu, dann verschwand er im Inneren des Palastes.
Yanna stolperte ihm einen Schritt hinter, dann zwang sie sich stehen zu bleiben. Sie konnte Shaquess nicht aufhalten. Er hatte seine Entscheidung getroffen. Ihr blieb nichts weiter, als zu hoffen, dass es die richtige war. Und dafür zu sorgen, dass sie sich selbst in Sicherheit brachte. Mit einem letzten Blick auf den Palast drehte Yanna sich um und rannte los.
Einen kurzen Moment lang hielt Rajatshas ihn für das Resultat seiner Einbildung.. Doch es gab keinen Zweifel. Er stand mitten im Thronsaal und blickte Rajatshas mit erhobenem Kopf entgegen.
„Ergreift ihn!“
Drei seiner Wachen stürzten sich auf den Taissin. Wider Erwarten wehrte Shaquess sich nicht, als zwei der Gardisten ihn packten und der dritte ihn entwaffnete. Sie zwangen ihn auf die Knie.
Ein Lächeln breitete sich in Rajatshas’ Gesicht aus. Nach allem, was heute passiert war, konnte er ein wenig Aufmunterung gut gebrauchen. Und was könnte aufmunternder sein, als den Mann, der für einen großen Teil dieser Misere verantwortlich war, richten zu können?
Rajatshas baute sich vor Shaquess auf und blickte lächelnd auf ihn herab. „Schön, dass du dich endlich entschlossen hast, mir einen Grund zu geben, über dich das Todesurteil zu verhängen.“ Er gab den beiden Gardisten einen Wink. Sie zerrten den Taissin auf die Füße.
„Du machst einen Fehler.“ Shaquess’ Stimme klang so ruhig wie immer. Sogar ein feines Lächeln umspielte seine Lippen.
Rajatshas bezweifelte, dass Shaquess auf dem Schafott immer noch lächeln würde. „Bringt ihn weg.“
„Warte!“
Der König hatte sich gerade abgewandt. Doch allein die Tatsache, dass Shaquess die Stimme erhob, ließ ihn noch einmal zurück blicken. „Ja?“, fragte er mit erhobenen Augenbrauen. „Willst du um dein Leben betteln? Nur zu.“
„Du willst mich nicht zum Feind haben, Rajatshas.“
Der König schüttelte müde lächelnd den Kopf. Was Shaquess da sagte, stimmte. Doch war ihm nicht klar, dass diese Drohung in seiner jetzigen Position viel weniger überzeugend klang als normalerweise?
Shaquess verpasste einem der Gardisten, die ihn festhielten, einen kräftigen Tritt. Der Mann stolperte rückwärts und fiel. Der andere Gardist ging mit dem Schwert auf Shaquess los. Der Taissin duckte sich und gelangte durch eine flinke Rolle hinter seinen Angreifer. Noch während der Gardist herumwirbelte, landete Shaquess einen Tritt in dessen Seite. Der Mann taumelte und Shaquess entriss ihm sein Schwert. Noch ein gezielter Hieb mit dem Ellenbogen in das Gesicht des Gardisten, dann ging dieser zu Boden. Der Taissin stand frei im Raum. Das alles hatte kaum drei Sekunde gedauert.
Noch bevor Rajatshas irgendeinen Befehl von sich geben konnte, war Shaquess bis ans Fenster zurückgewichen. „Ich gebe dir eine Minute, um dich zu entscheiden, Rajatshas!“, rief er dem König zu. „Entweder du nimmst mich als Taissin zurück, was ich vorziehen würde, oder ich verschwinde. Und sehe, was ich mit meiner neu gewonnenen Freiheit anfange.“
Rajatshas hatte die Hand schon fast zum
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