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Götterbund (German Edition)

Götterbund (German Edition)

Titel: Götterbund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Winter
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„Seltsamerweise sind seine Erinnerungen an jene Nacht fehlerhaft.“
    Der Ratsvorsitzende zuckte mit keiner Wimper.
    „Rajatshas erinnert sich daran, dass er mich getötet hat, aber das stimmt ja offensichtlich nicht. Hast du dafür eine Erklärung?“
    Malyn zögerte.
    „Ich habe von jener Nacht geträumt“, fuhr Yanna fort. „Ich erinnere mich daran, dass du mich aus dem Kerker geholt hast und die Gardisten im Thronsaal zusammenrufen wolltest, damit ich währenddessen fliehen konnte. Doch ich weigerte mich. Dann kam Rajatshas dazu, überredete mich und half dir dabei, die Gardisten abzulenken.“ Sie sah Malyn scharf an. „Warum erinnert sich Rajatshas nicht daran, sondern an etwas, das nie passiert ist? Er und Shaquess denken, dass du etwas damit zu tun hast.“
    Der Ratsvorsitzende sah zu Boden, dann blickte er wieder Yanna an. „Ich möchte dich nicht wieder anlügen.“
    „Dann tu es nicht.“ Doch die junge Frau spürte, dass es nicht so einfach werden würde.
    „Diese Geschichte hat nichts mit dir zu tun. Es geht dabei allein um mich.“
    „Du willst es mir nicht sagen?“
    „Vielleicht werde ich es dir irgendwann erzählen, aber nicht jetzt.“
    „Warum nicht jetzt?“
    „Weil es meine Angelegenheit ist, verstehst du das nicht“, fragte Malyn ungeduldig. „Habe ich nicht auch ein Recht auf meine Geheimnisse?“
    „Ich denke, dass du momentan der Einzige in diesem Haus bist, der Geheimnisse hat.“
    „Was willst du damit sagen?“
    „Bis vor kurzem hat Ehliyan zwar die Sache mit dem gescheiterten Mordversuch an Schelash für sich behalten und Thoran hat das Geheimnis meiner Identität mit dir geteilt, aber das ist jetzt vorbei. Nur du hängst immer noch an deinen Heimlichkeiten. Wäre es so schlimm für dich, uns einfach zu vertrauen?“
    „Darum geht es doch gar nicht.“
    „Doch, genau darum geht es! Wären wir nämlich Freunde für dich, wie du einer für uns bist, würde es dir leicht fallen, uns deine Geheimnisse anzuvertrauen! Weil es eine Erleichterung für dich wäre und es das ist, was man unter Freunden macht!“ Yanna drehte sich um und riss die Tür auf. Sie hörte noch Malyns Protest, doch kümmerte sich nicht darum und schlug die Tür hinter sich zu.
     
    „Wo gehst du hin?“
    Yanna, die die Hand schon nach der Tür ausgestreckt hatte, hielt inne. Als sie sich umdrehte, sah sie Lyza am Tisch sitzen. Prüfend ließ sie den Blick durch den großen Raum schweifen, doch sonst schien sich niemand hier aufzuhalten. „Zu Shaquess. Aber sag das auf keinen Fall Malyn oder Ehliyan.“
    „Keine Angst.“ Ein Grinsen breitete sich auf dem Gesicht der ehemaligen Gardistin aus. „Du magst ihn, habe ich Recht?“
    „Wenn du von Shaquess sprichst: Ja, ich mag ihn.“
    Lyza nickte nachdenklich. „Und er mag dich. Aber weil ich dich ebenfalls gut leiden kann, sage ich dir folgendes: Shaquess ist kein einfacher Mensch. Er mag auf den ersten Blick anziehend und interessant wirken, aber dahinter verstecken sich eine Menge Probleme.“
    Yanna wollte sie unterbrechen, doch Lyza fuhr unbeirrt fort: „Ich will ihn dir gar nicht ausreden. Ich möchte nur, dass du eine Ahnung hast, worauf du dich einlässt. Und das ist ziemlich viel Ärger.“
    „Du hast mich nicht richtig verstanden. Wir sind Freunde, mehr nicht.“ Trotzdem spukte ihr die Frage im Kopf herum, was Lyza wohl genau mit den Problemen, die Shaquess angeblich hatte, meinte.
    Noch bevor sie sich entschieden hatte, ob sie diese Frage laut stellen sollte oder nicht, wechselte die ehemalige Gardistin plötzlich das Thema: „Hat Ehliyan dir von uns erzählt? Von Tayu und Dana?“ Ihre Augen blitzten belustigt auf.
    „Das hat er.“ Interessiert ging Yanna ein paar Schritte auf die andere Frau zu. „Wie stehst du eigentlich dazu? Bisher kenne ich nur Ehliyans Seite.“
    Lyza schien ehrlich überrascht. „Was meinst du?“
    „Na ja… war das mit euch nicht mehr als eine flüchtige Liebschaft?“
    „Hat Ehliyan das gesagt?“
    Yanna konnte den Blick, mit dem die ehemalige Gardistin sie nun fixierte, nicht einordnen. Er hatte etwas Lauerndes, doch da war noch etwas anderes.
    Yanna konnte nicht umhin zu bereuen, dass sie dieses Thema angeschnitten hatte. Sie lächelte unverbindlich. „Ich muss jetzt wirklich gehen, sonst schaffe ich es bis Einbruch der Dunkelheit nicht mehr zurück.“ Damit verließ sie, bevor Lyza etwas einwenden konnte, das Haus. Draußen lehnte sich Yanna gegen die geschlossene Tür und stieß den Atem aus. Sie

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