Götterbund (German Edition)
verfluchte Yanna, seine Freundschaft zu ihr und die Tatsache, dass er je erraten hatte, dass die junge Frau sich mit Shaquess traf. Er sollte es Malyn einfach sagen. Dann würde Yanna bekommen, was sie verdiente: Endlose Diskussionen, in denen sie sich für ihr Handeln würde rechtfertigen müssen. Mit ein wenig Glück würde es Yanna zu anstrengend werden, so dass sie ihre Treffen mit Shaquess einstellte.
Doch etwas hielt Ehliyan davon ab, diesem Impuls nachzugeben. Obwohl er auf Yanna im Moment nicht gut zu sprechen war, wusste er, dass sie ihn decken würde, wenn er sich in ihrer Situation befände. Natürlich würde er sich selbst nie in eine solche Lage bringen. Aber falls doch, würde Yanna zu ihm stehen. Doch war das überhaupt richtig? Jemanden zu decken, der sich ganz offensichtlich selbst schadete?
„Lass mich endlich in Ruhe“, verlangte Ehliyan erschöpft. Er musste zuerst seine Gedanken ordnen, bevor er ein solches Gespräch weiter führen konnte.
„Ich kann nicht“, sagte Malyn beinahe flehend. „Ich muss es wissen. Trifft Yanna sich mit Shaquess?“
Ehliyan entgleisten die Gesichtszüge. Einen Augenblick später hatte er sich wieder unter Kontrolle, doch er sah an Malyns Augen, dass der andere Mann verstanden hatte.
„Kann ich jetzt gehen?“, fragte Ehliyan tonlos.
Malyn nickte stumm.
Als Yanna sich ihrem Haus näherte, glaubte sie zuerst, nicht richtig zu sehen. Sie schloss die Augen und öffnete sie wieder, doch es bot sich ihr immer noch dasselbe Bild. Ehliyan lehnte an der Außenwand des Hauses und schien auf etwas zu warten. Yanna hätte darauf gewettet, dass sie den jungen Mann mehrere Tage nicht zu Gesicht bekommen würde. Er verarbeitete Trauer und Konflikte lieber allein.
Als Ehliyans Blick auf sie fiel, stieß er sich von der Hauswand ab und kam mit schnellen Schritten auf sie zu.
Ehe Yanna etwas sagen oder fragen konnte, hatte der junge Mann sie schon am Arm gepackt und zurück zwischen die Bäume gezogen.
„Was soll das?“, fragte Yanna und riss sich los.
Ehliyan blieb stehen. „Du willst nicht, dass Malyn dich hier draußen sieht, glaub mir. Zumindest nicht, ehe ich mit dir gesprochen habe.“
Yanna schüttelte verwirrt den Kopf. Doch bevor sie nachfragen konnte, stemmte Ehliyan plötzlich die Hände in die Hüfte und musterte sie zornig. „Du warst bei ihm, oder?“
„Ja.“
„Wie… kannst du nur?“, brach es aus Ehliyan heraus.
Die junge Frau lächelte traurig. In den letzten Tagen war so viel passiert. So viele schreckliche und verwirrende Dinge hatten sich ereignet, dass etwas Banales wie einer von Ehliyans Wutausbrüchen sie nicht erschüttern konnte. „Ich bin eben nicht wie du. Du kannst dir vielleicht einreden, dass du nichts für Lyza fühlst. Ich kann das bei Shaquess nicht.“
„Fühlen! Du glaubst ernsthaft, dass du Gefühle für diesen Taissin hast? Wahrscheinlich denkst du in deiner grenzenlosen Naivität auch noch, dass er deine Gefühle erwidert, ja?“
Yanna antwortete nicht.
Ehliyan schnaubte. „Aber vielleicht änderst du deine Meinung ja, wenn Malyn und Thoran dir dasselbe sagen wie ich.“
„Malyn und Thoran?“ Yanna verstand zuerst nicht, was der junge Mann meinte, doch dann traf sie die Erkenntnis. „Du hast es ihnen erzählt?“
„Tatsache ist, dass zumindest Malyn es jetzt weiß.“
Yanna hatte gewusst, dass Ehliyan sich momentan in einer Ausnahmesituation befand und er sie zum Teil dafür verantwortlich machte. Doch sie hätte niemals erwartet, dass er sie verraten würde. „Verstehst du eigentlich, was du getan hast? Hast du auch nur einen Moment darüber nachgedacht, was jetzt passieren wird? Malyn wird versuchen, mir den Kontakt zu Shaquess zu verbieten. Und es ist unmöglich zu sagen, was er tun wird, wenn ich mich weigere. Er ist der Ratsvorsitzende, Ehliyan! Er könnte mich aus der Rebellenorganisation ausschließen! Ist es das, was du willst?“
„Ich will nur, dass du aufhörst, dich mit Shaquess zu treffen!“
„Aber das werde ich nicht tun, egal, wem du es sonst noch erzählst!“
Zornig starrten sie sich an. Nach einer Weile senkte Ehliyan den Blick. „Es war keine Absicht. Malyn ahnte es bereits und hat mich damit überrascht. Meine Reaktion hat seiner Vermutung Recht gegeben.“
Yanna lächelte. Auch wenn es nichts am Resultat änderte: Sie war froh, dass Ehliyan sie nicht absichtlich verraten hatte. „Er hat mich vor einer Dummheit bewahrt. Shaquess, meine ich.“ Sie wusste nicht, warum sie
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