Götterbund (German Edition)
du.“
„Ich weiß nur, dass ich unmöglich eine solche Verantwortung tragen kann! Stell dir nur vor, was dieser Plan für mich bedeutet! Ich werde als die Beraterin eine grausamen Königs fungieren, vielleicht Monate, vielleicht Jahre, bevor Rajatshas Besserung zeigt. Wenn er das überhaupt jemals tut!“
„Und genau deshalb musst du diese Entscheidung ganz allein treffen. Nimm dir genug Zeit, um darüber nachzudenken. Beantworte dir deine Fragen. Finde heraus, ob du in der Lage bist, diese schwere Aufgabe auf dich zu nehmen.“
„Ich will diese Entscheidung nicht treffen!“, schrie Yanna. „Ich will nicht diejenige sein, die die Verantwortung dafür trägt. Ich will mir nicht die Schuld geben müssen, weil ich mich entschieden habe, Rajatshas aufzugeben und weil ich die Chance, Fativas Volk zu helfen, habe vorbeiziehen lassen. Und ich will mir nicht die Schuld geben müssen, wenn der Plan fehlschlägt. Wenn ich Rajatshas ohne Ergebnis wieder verlassen muss und er vielleicht noch grausamer wird. Verstehst du nicht, was das für eine Last ist, die ihr mir aufbürdet?“
„Natürlich verstehen wir das. Und welchen Weg du auch wählen magst, wir werden dich nicht verurteilen.“
„Aber ich werde mich selbst verurteilen!“ Das schlimmste war, dass Yanna in Malyns Augen sehen konnte, dass er verstand. Er und Thoran hatten gewusst, in was für einen Gewissenskonflikt sie sie mit diesem Vorschlag stürzen würden.
„Du wirst die richtige Entscheidung treffen.“
„Woher willst du das wissen?“
„Ich kenne dich.“
Ziellos stapfte Yanna durch den Wald. Sie wusste nicht, wie lange sie schon unterwegs war oder wie viele weite Kreise sie schon um das Haus gezogen hatte. Alles, was sie wusste, war, dass sie immer noch keine Entscheidung getroffen hatte. Im Grunde war es sinnlos, dass sie sich überhaupt mit dieser Frage herumschlug. Rajatshas würde sie nicht wieder aufnehmen, selbst, wenn sie es wollte. Doch gleichzeitig ahnte ein Teil in Yanna, dass das nicht stimmte. Sie hatte die Hoffnung in Rajatshas’ Augen gesehen. Egal, was zwischen ihnen vorgefallen war: Er wünschte sich nach wie vor nichts sehnlicher, als mit ihr zusammen zu sein. Und einem Teil von Yanna ging es genauso. Außerdem wünschte sie sich, den Menschen in Fativa zu helfen. Das war es schließlich, wofür sie schon ihr ganzes Leben kämpfte, wofür ihre Eltern gestorben waren und wofür ihr Großvater die Rebellenorganisation gegründet hatte. Nun hatte sie vielleicht die Möglichkeit, alles zu verändern. Und zwar auf friedlichem Wege. Aber was, wenn sie versagte? Was, wenn Rajatshas sich nicht ändern ließ?
Was, wenn sie Erfolg hätte? Würde sie dann den Rest ihres Lebens im Palast verbringen? Yannas Herz machte einen kleinen Sprung bei dem Gedanken, den Rest ihres Lebens in Rajatshas’ Nähe sein zu dürfen. Doch gleichzeitig machte die Vorstellung sie traurig. Was wäre dann mit ihrem Leben bei Thoran, Malyn und Ehliyan? Mit Shaquess? Mit ihrem Traum von einem Haus auf dem Land? So hatte sie sich ihr Leben nicht vorgestellt.
Frustriert blieb Yanna stehen. Ihre Gedanken drehten sich im Kreis und das wahrscheinlich schon seit Stunden. Sie brauchte jemanden zum Reden, jemand, der seine Meinung und Gedanken einbrachte.
„Ich brauche deinen Rat“, sprudelte es aus Yanna hervor, kaum, dass sie Shaquess Haus betreten hatte. Fahrig strich sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
Der Taissin hob nur fragend die Augenbrauen, doch lächelte. Mittlerweile wusste Yanna, dass diese Art von Lächeln nur auf Shaquess’ Lippen erschien, wenn etwas sein Interesse geweckt hatte.
Unaufgefordert ließ Yanna sich auf einen Stuhl fallen und begann zu berichten. Sie erzählte ihm nicht nur von dem neuen Einfall des Rebellenrates sondern legte ihm auch haargenau ihre eigenen Gedanken dazu dar. Als sie geendet hatte, sah sie Shaquess flehend an. „Bitte sag mir, was du darüber denkst.“
Die grünen Augen des Taissin blickten nachdenklich an Yanna vorbei. „Du musst tun, was du für richtig hältst.“
Enttäuscht stieß Yanna den vor Spannung angehaltenen Atem aus. „Ich bin nicht zu dir gekommen, damit du wiederholst, was Malyn zu mir gesagt hat“, stellte die junge Frau gereizt klar. „Ich will deine Meinung hören.“
„Auf die Gefahr hin, dass ich mich abermals wie Malyn anhöre: Du musst diese Entscheidung allein treffen.“
Die junge Frau sprang auf und schlug die Handflächen auf den Tisch. „Ich kann diese
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