Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Götterdämmerung

Götterdämmerung

Titel: Götterdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
Vom Netzwerk:
Labor, flüsterte eine Stimme in ihr, die sich verdächtig nach Tess anhörte, warum dann nicht das, in dem du aufgewachsen bist? Mears? Vergiss Mears. Du kannst mit Mears zusammenarbeiten. Früher wolltest du das doch. Gib es zu. Ein Teil von dir ist immer noch neugierig auf Mears und seine Konstrukte aus tödlich genialen Ideen. Komm zurück. Wir kennen dich. Wir lieben dich. Was können Fremde dir bieten als ein Leben auf der Flucht, mit langweiligen Arbeiten, die garantiert unter deinem Niveau sein werden? Neil? Woher willst du wissen, dass er überhaupt noch interessiert ist, jetzt, wo er seine sensationelle Veröffentlichung gehabt hat? Also schön, du denkst, er liebt dich, und du liebst ihn, aber ein Mann kann doch nicht dein Lebensinhalt sein. Das würde dich auf Dauer unglücklicher machen, als es das Leben bei uns je getan hat. Geh zurück. Wir werden begeistert sein, und die Firmenleitung wird schon über ihren Groll hinwegkommen, schließlich wissen sie, was sie an dir haben.
    Oh ja. Das wussten sie. Das wussten sie nur zu genau.
    »Wir haben so viel mehr von dir erwartet«, sagte sie laut und imitierte Mears’ Tonfall. Oh ja, sie würden begeistert sein, ihr lebendes erfolgreiches Experiment wiederzubekommen.
    Jetzt aufzugeben und in den goldenen Käfig zurückzukehren, nur weil die ersten Wochen allein reichlich merkwürdig waren und kein rosarotes Happyend am Horizont winkte, wäre verachtenswert.
    Als Mikes Cousin, der ihr und Neil Admiralty Island gezeigt hatte, auftauchte, wäre sie ihm um ein Haar über den Weg gelaufen, erkannte jedoch rechtzeitig seine Stimme und wich ihm aus. Vielleicht hätte er sich nicht erinnert und sie auch nicht erkannt, so wie sie jetzt aussah, aber es wäre möglich gewesen. Sie durfte es nicht riskieren. Nach dem Besuch des Park Rangers nutzte Mike einen Moment, in dem sie gedankenverloren die Bärenjungen beobachtete, die seit dem Abend, als Neil sie zum ersten Mal entdeckt hatte, bereits gewachsen schienen, ergriff ihren Ellenbogen und sagte:
    »Schwierigkeiten, Prinzessin. Bei meinem Vetter war heute jemand, der etwas über euren Ausflug damals wissen wollte. Der Mann hatte keinen amtlichen Ausweis, deswegen hat er nichts erfahren. Er wollte aber wiederkommen, weil man euch in der Glacier Bay gesehen hat. Ich weiß, dass ich versprochen habe, nicht zu fragen, aber was genau ist mit dir und deinem Typen eigentlich los?«
    »Du würdest es mir nicht glauben«, entgegnete Beatrice, und Mikes Gesicht verdüsterte sich.
    »Komm mir jetzt nicht damit.«
    »Keiner von uns beiden hat etwas Illegales getan«, beharrte Beatrice, und ihr war bewusst, dass das nicht stimmte; durch das Hacken in Mears’ Personalakten und die Art, wie sie geflohen war, durch das Fälschen der Ausweise hatte sie sich gleich mehrerer Vergehen gegen ihren Arbeitgeber und einige Gesetze schuldig gemacht. Aber ihr Arbeitgeber hatte sein unverhülltes Gesicht gezeigt, zumindest in Form von Mears, in Form der Geheimnisse ihres Vaters über ihre Geburt, und das erstickte jede Art von Gewissensbissen deswegen. Sie dachte an die CDs, die sie mitgenommen hatte. Kopien von Mears’ Datenbank, ehe sie den Schutzwall nicht mehr durchdringen konnte. Doch er würde alles als Fälschung bezeichnen, und Firma und Staat würden ihn dabei unterstützen. »Aber ich habe Schwierigkeiten mit… meinem ehemaligen Boss«, fuhr sie fort, »und der ist ziemlich einflussreich, wenn du verstehst, was ich meine. Nicht nur hier, auch in den unteren achtundvierzig.«
    »Hm. Und wieso hat sich dein Freund kein einziges Mal gerührt, seit du hier bist?«
    »Weil er nicht weiß, wo ich bin«, sagte sie kurz angebunden, »und weil ich nicht riskieren will, ihn bei sich zu Hause anzurufen. Sein Telefon wird mit ziemlicher Sicherheit überwacht. Ich hatte gehofft, dass er vielleicht ahnt, wo ich sein könnte, und hier anruft, aber…«
    Mike hob die Hände. »Okay, langsam. Überwacht? Und du willst mir immer noch erzählen, dass ihr nichts ausgefressen habt?«
    Impulsiv hob sie ebenfalls eine Hand, wie sie es in den Gerichtsfilmen im Fernsehen gesehen hatte.
    »So wahr mir Gott helfe.«
    Auf Mikes Gesicht malte sich der Zweifel mit einer expressionistischen Palette.
    »Es hat mit einer Erfindung zu tun«, sagte Beatrice und versuchte wieder es so wahrscheinlich wie möglich auszudrücken. »Im gentechnischen Bereich, die Sachen, über die jetzt immer so viel geschrieben wird. Etwas, was nur ich weiß.«
    Mike blickte nur noch

Weitere Kostenlose Bücher