Götterdämmerung
schreit, aber das liegt daran, dass Livion kühlen Kopf bewahrt hat. Wir haben unser Stammzellenprogramm riskiert und die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit absichtlich darauf gelenkt, um das Projekt Pandora zu schützen. Dafür erwarte ich aber eine gewisse Kompensation.«
In den drei Tagen, die Nick darauf verwendet hatte, LaHaye zu verhören, hatte der Schriftsteller durch keine Äußerung erkennen lassen, dass er über Pandora informiert war oder die Zusammenhänge zwischen den Unterlagen, die von der nationalen Gesundheitsdatenbank aus dem Homeland-Programm Mears zur Verfügung gestellt wurden, und der Entwicklung offensiver Biowaffen gegen einzelne ethnische Gruppen begriff. Andererseits war Nick klar, dass LaHaye ihm nicht eine Sekunde lang vertraut hatte; es mochte durchaus sein, dass der Schreiberling genügend Selbstbeherrschung aufgebracht hatte, um sich nichts anmerken zu lassen. Man hatte ihm vor allem deswegen seinen Telefonanruf gestattet, weil Nick hoffte, LaHaye würde diese erste Chance zur Kommunikation mit der Außenwelt dazu nutzen, um seine wichtigsten Informationen an den Mann zu bringen, aber nichts dergleichen geschah. Immerhin war es beruhigend, dass er den Journalisten Pryce angerufen hatte; der Colonel wurde den Verdacht nicht los, LaHaye könnte über seine Exfrau in Verbindung mit Senator Cunningham stehen und für diesen spionieren.
Das Ass räusperte sich. »Wir sind hier doch nicht, um zu schachern«, sagte er missbilligend. »Jim, Sie wissen genau, dass der Präsident sich nie kleinlich gezeigt hat, wenn es um die Verteidigung der Nation ging. Schließlich habe ich nicht gezögert, Ihnen für das Projekt Pandora fast eine Milliarde aus unserem Budget zur Verfügung zu stellen. Mir und jedem wahren Patrioten hier geht es darum, die Größe Amerikas zu festigen und die Gegner des amerikanischen Traums in die Schranken zu weisen.«
»Selbstverständlich«, murmelte Mr. President.
»Wie ist der Kenntnisstand von Mears? Wenn die Frau Informationen hat sichern können, dann doch wohl durch seine Aufzeichnungen, und ich will hoffen, dass er immer noch glaubt, dass es gegen die Araber geht.« Er schnaubte verächtlich. »Als ob die Araber je für Amerika eine ernst zu nehmende Gefahr darstellen könnten. Der wahre Feind sitzt in Asien.«
Die Frage war diesmal nicht an eine bestimmte Person gerichtet gewesen. Der Colonel machte eine kaum wahrnehmbare Kopfbewegung, die Nick durch die jahrelange Vertrautheit sofort als Aufforderung zum Sprechen identifizierte. Als er den Mund öffnete, stellte er innerlich erleichtert fest, dass seine Stimme sachlich und gelassen klang.
»Was Mears betrifft, so gibt es in seinen Unterlagen nur zwei Hinweise, die überhaupt relevant sind. Erstens hatte er die Genehmigung und die Codewörter, um seine Berechnungen in Los Alamos durchführen zu lassen, und zweitens stehen ihm die Passwörter zur Verfügung, um bei Leaders und der nationalen Gesundheitsdatenbank alle Daten abzurufen, was privaten Unternehmen sonst nicht gestattet ist. Natürlich sind all diese Codes inzwischen geändert worden.«
Armstrongs Unternehmerfreund verstand offenbar etwas von Computern und von Sicherheit, denn er wirkte keineswegs beruhigt, sondern verstört, und griff nach der Whiskeykaraffe. »Wenn er seine Anfragen so formuliert hat, dass seine Zielrichtung klar erkennbar ist, und diese Frau Kopien davon gemacht hat, dann dürfte das als Beweis reichen. Es fehlt nur noch, dass man nachweisen kann, wer ihm die Passwörter gegeben hat.«
»Das ging über die P20G, Sir«, entgegnete Colonel West, ehe Nick etwas sagen konnte. »Da die P20G beim National Security Council angesiedelt ist und damit der ausschließlichen Kontrolle des US Special Operations Command untersteht, bin ich bereit, die völlige Verantwortung zu übernehmen, sollte je ein Zusammenhang hergestellt werden.«
Die Bewunderung, die Nick für seinen Vorgesetzten empfand, vertiefte sich, und stolz bemerkte er, wie das Ass beifällig nickte.
»Sie sind ein Patriot, Colonel«, sagte er und wandte sich an Mr. President. »Jim, ich will doch hoffen, dass ein solches Opfer entsprechend honoriert wird?«
Mr. President zwang sich zu einem Lächeln, obwohl Nick argwöhnte, dass die Abneigung zwischen ihm und dem Colonel beiderseitig und unüberbrückbar war.
»Gute Leute kann mein Konzern immer gebrauchen.«
»Das ist ein Versprechen«, beharrte das Ass und seine Stirn legte sich in Falten. »Ich will nicht, dass ein
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